Täglich begeistern unsere Guides Gäste aus aller Welt für Münchens Viertel. Auf ihre Geschichten ist Verlass, denn bevor wir sie vermitteln, müssen sie eine harte Prüfung durchlaufen. Über mehrere Monate haben die Gästeführer*innen die bayerische und die Münchner Geschichte gebüffelt, den Stammbaum der Wittelsbacher rauf und runter gebetet und die Münchner Kultureinrichtungen zu ihrem zweiten Wohnzimmer gemacht. Es ist an der Zeit, sie Ihnen einmal einzeln vorzustellen. Diesmal: Susanne Hirschauer
Susanne Hirschauer ist Fachkauffrau für Außenwirtschaft, daneben arbeitet sie als offizielle Gästeführerin der Landeshauptstadt München. Sie führt sein 2018 und hat die beiden Viertelliebe-Führungen durch die Altstadt und Neuhausen-Nymphenburg mit auf dem Programm. Susanne Hirschauer hat ein Faible für die Musik und die lyrischen Texte von Konstantin Wecker.
Welche Führung machen Sie am liebsten und warum?
Am liebsten führe ich im Stadtteil Nymphenburg durch die weiträumige Nymphenburger Schlossanlage samt Park und Parkburgen. Sie führt uns vor Augen, wie ein europäisches Herrscherhaus im Zeitalter des Barock seine Sommerresidenz gestaltete. Prächtige Raumkunst verschiedener Stilepochen, kostbare Ausstattung gepaart mit zahlreichen Porträts aus dem Hause Wittelsbach und natürlich die Schönheitengalerie von König Ludwig I.
Das jeweilige Antlitz vor Augen, lässt sich eine Person und ihre Zeit sehr gut beschreiben. Außerdem gibt es den weitläufigen Schlosspark mit seinen Parkburgen, Fontänen, Kanälen und Seen zu entdecken. Diese Kombination von Innen- und Außenführung finde ich klasse.
Welcher München-Fakt haut alle Gäste um?
Circa 70 Prozent der Altstadtsubstanz wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und weitestgehend bis zum 800-jährigen Stadtgeburtstag 1958 – also binnen weniger Jahre - wiederaufgebaut. Man entschied sich, die Stadt innerhalb des Altstadtrings in ihrer Struktur zu belassen und, wenn möglich, in ihrem historischen Gewand wiederaufzubauen. Neues und Modernes sollte außerhalb des Altstadtrings entstehen, wie z.B. das Olympiastadion und das BMW-Hochhaus im Norden der Stadt. Beides wurde in einer Rekordbauzeit bis zu den Olympischen Sommerspielen 1972 fertiggestellt.
Was darf man als Besucher*in auf keinen Fall verpassen?
Eine Fahrt auf den Olympiaturm. Von der 190 Meter hohen Aussichtsplattform hat man einen Rundumblick über das gesamte Stadtgebiet und bei guter Fernsicht sogar bis zur Alpenkette.
Ihr persönlicher München-Moment:
Ein Konzert von Konstantin Wecker im Zirkus Krone Bau. Er hat für mich den Nerv der Zeit getroffen. Seine Lyrik, pazifistische Haltung und sein Tiefsinn haben mich in dieser ganz besonderen Zirkuszeltatmosphäre berührt.
Welchen Fakt der Münchner Stadtgeschichte finden Sie selbst am spannendsten?
Hochdramatisch und, wenn man so will auch spannend, finde ich den Widerstand in München und im Umland während der NS-Diktatur. Angefangen von den Flugblattaktionen des Freundeskreises um die Geschwister Scholl, über das Bombenattentat, geplant und ausgeführt von nur einer einzigen Person, Georg Elser, auf Adolf Hitler 1939 im Bürgerbräukeller in München und schließlich, in den letzten Stunden vor Einmarsch der alliierten Truppen in München, der Aufruf von zwei besetzten Radiosendern zum Aufstand gegen das NS-Regime durch die Freiheitsaktion Bayern.
Lieblings-Sehenswürdigkeit in München:
Die Theatinerkirche am Odeonsplatz. Sie wurde von italienischen Baumeistern im 17. Jahrhundert zur Einlösung eines Gelübdes erbaut, und setzt durch ihren warmen Ockerton und die barocke Fassade mit der hoch aufragenden Tambourkuppel einen mediterranen Akzent im nördlichen Teil der Altstadt. Schreitet man im Inneren die „Via Triumphalis“, umgeben von kannelierten Halbsäulen, figürlichen und floralen weißen Stuckarbeiten, hinab zum Chor und bleibt dann unter der hohen Tambourkuppel stehen, ist man ergriffen.
Und welche Sehenswürdigkeit in und um München haben Sie immer noch nicht gesehen?
Das Kaiserin Elisabeth Museum im historischen Possenhofener Bahnhof. Da ich auch Führungen im Fünfseenland und somit auch den Starnberger See einschließlich der Roseninsel anbiete, ist das ein MUST für nächstes Jahr.
Was macht Ihr Viertel, Neuhausen-Nymphenburg, so besonders und warum ist es genau der richtige Ort für Sie?
Im Stadtteil Neuhausen-Nymphenburg bin ich besonders gerne unterwegs. Dort findet man viel Altbausubstanz, schöne Jugendstilvillen entlang von Kanälen und grünen Alleen, gute Sport- und Spaziermöglichkeiten, herrliche Biergärten und kleine Theater. Nicht zu vergessen das Schloss Nymphenburg mit seinem Schlosspark und Konzertsaal sowie den angrenzenden Botanischen Garten, der uns mit seinen Gehölzen und einer Vielzahl von Pflanzenarten unterschiedlichster Herkunft verzaubert. Der richtige Ort für mich, weil hier Großstadtflair in gewachsenen Strukturen mit viel Grün, Kunst und Kultur eine Symbiose eingeht.
Ihr absoluter Geheimtipp im Viertel:
Wenn es um Gemütlichkeit und Altmünchner Gastfreundschaft geht, dann ist der Augustiner Kurgarten in Nymphenburg das Wirtshaus meiner Wahl. Was gibt es Schöneres, als dort an einem heißen Sommertag im Biergarten unter Schatten spendenden Kastanienbäumen zu sitzen oder bei kühler Witterung die urige Atmosphäre der Gastwirtschaft zu genießen.
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