Vom 13. bis 16. Oktober 2022 kamen rund 180 Flößer*innen zu ihrem jährlichen Treffen in München zusammen. Das Programm für die Teilnehmenden aus ganz Deutschland wurde in diesem Jahr vom Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen e.V. gestaltet, die Schirmherrschaft übernahm der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder.
Aus Bremen und Lenggries, Thüringen und dem Schwarzwald – aus allen Teilen der Republik reisten im Oktober Flößer und Flößerinnen nach München, um am alljährlichen Treffen der Deutschen Flößerei-Vereinigung e.V. teilzunehmen. Die rund 180 Teilnehmenden freuten sich, nach zweijähriger Pandemiepause, bei Vorträgen, Führungen und festlichen Abendveranstaltungen in Münchner Traditionsgaststätten über die Möglichkeit eines Wiedersehens mit ihren Kolleg*innen. Übernachtet wurde – dank Unterstützung der Stadt München – in fünf stadtnahen Münchner Hotels.
Zum Auftakt fand am Donnerstagabend zuerst die Vorstandssitzung des Dachverbandes Deutsche Flößerei-Vereinigung unter dem 1. Vorsitzenden Martin Spreng im Augustiner Keller statt. Anschließend wurden die Teilnehmenden offiziell willkommen geheißen – vom Vorsitzenden des Flößer-Kulturvereins Klaus Menk und dem Münchner Wirtschaftsreferenten Clemens Baumgärtner. Die Trachtenkapelle Alois Kronas und die Goaßlschnalzer um Tobias Bichlmeier trugen zwischen weiteren Reden zur Flößerei zur lockeren Stimmung bei. Während sich die Gäste anschließend typisch bayerischen Schweinsbraten mit Knödeln und Kraut schmecken ließen, amüsierte der Musiker Bayern-Karl die Gesellschaft mit deftigen „Gstanzln“ (traditionelle, bayerische Spottgesänge).
Münchens 3. Bürgermeisterin, Verena Dietl, empfing die Teilnehmenden am Freitag im Rathaussaal unter dem monumentalen Gemälde „Allegoria Monachia“ von Carl Theodor von Piloty. Das Bild aus dem Jahr 1879 zeigt die Bedeutung der Flößerei für München. Nach dem Empfang stand eine exklusive Stadtrundfahrt auf dem Programm: In drei Doppeldecker-Bussen von Autobus Oberbayern ging es vom Rathaus über den Viktualienmarkt, die Theresienwiese, die Isarvorstadt, Ludwigsvorstadt und Maxvorstadt, zum Schlosspark Nymphenburg, vorbei am Olympiagelände und durch Schwabing, bis zum Zielpunkt am Odeonsplatz.
Dort am Odeonsplatz ist der Sitz des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen und für Heimat, wo die Flößer*innen ebenfalls einen Besuch abstatten durften. Nach Vorträgen unter anderem von Ministerialdirektor Dr. Alexander Voitl zum Thema Flößerei und deren Bedeutung für München gab es Häppchen und Getränke für alle Anwesenden. Ausgelassen ging es dann etwas später beim bunten Abend im Augustiner Stammhaus in der Neuhauser Straße zu. Unter dem Motto „Münchner Leben“ führte Inge Weber-Stumpf aus dem Vorstand der Thalkirchner Flößer*innen durchs Programm. Die Renaissance Tanzgruppe trat ebenso auf wie die Münchner Turmbläser und verschiedene Tanz- und Trachtengruppen. Den größten Applaus bekamen aber die Schuhplattler vom Trachtenverein Edelweiß-Stamm aus München-Lerchenau – mit ihrem erst elf Jahre alten Jungplattler. Für das leibliche Wohl sorgte die Küche des Augustiner Stammhaus mit einem großzügigen Kalt-Warm-Büffet und ihrem beliebten Augustiner Bier.
Auch der Samstag war mit einem ansprechenden Programm gefüllt. Es begann mit einer Mitgliederversammlung im Festsaal des Wirtshauses Der Pschorr am Viktualienmarkt, an die sich Vorträge zur Geschichte der Flößerei anschlossen. Nach dem typisch Münchnerischen Weißwurstessen warteten wieder die drei Doppeldecker-Busse auf die Teilnehmenden, um sie zur Führung an der Floßlände Thalkirchen am Isarufer zu bringen. Floßmeister Michael Angermeier erzählte vor Ort Anekdoten zur Flößerei und wusste allerhand Wissenswertes zur wirtschaftlichen Bedeutung des Berufs für die Generationen von Flößerfamilien an Loisach und Isar zu berichten. Mit einem großen Gruppenfoto wurde am Ufer der Isar dem UNESCO-Ausschuss dafür gedankt, dass das Flößerhandwerk 2021 in die Nominierungsliste zum Immateriellen UNESCO Welterbe der Menschheit aufgenommen wurde. Die Entscheidung dazu fällt am 1. Dezember in Rabat, der Hauptstadt Marokkos. In das bundesweite Verzeichnis der UNESCO-Kommission wurde die Flößerei bereits 2014 aufgenommen.
Gerne wären die Gäste noch an der sonnigen Floßlände geblieben, aber in der Flößerkirche St. Maria Thalkirchen wartete bereits Stadtpfarrer Michael Kiefer auf sie – mit Informationen zur Geschichte und Verbindung dieser Kirche zur Flößerei. Den Abend ließen die Gäste kulinarisch und musikalisch im Festsaal des Hofbräuhaus am Platzl ausklingen. Nach dem Essen mit Ente, Blaukraut und Knödeln erklang unter anderem die Geschichte vom Dienstmann Alois Hingerl (bekannt als „Der Münchner im Himmel“ von Ludwig Thoma). Unter Anleitung von Ernst Schusser, ehemaliger Leiter des Münchner Volksmusikarchivs, sangen die Flößer*innen Volkslieder aus einem Liedheft vom Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern speziell für das Wirtshaussingen. Und weil so viel Musik auch in die Beine geht, bat anschließend die Münchner Tanzmeisterin Katharina Mayer im Dirndl zu Polka, Walzer und Landler auf die Tanzfläche.
Nach einer kurzen Nacht trafen sich am Kirchweih-Sonntag die Teilnehmenden in ihrer traditionellen Arbeitskleidung vor der berühmten Münchner Frauenkirche und zogen feierlich in den Dom ein. Kardinal Reinhard Marx gestaltete die Messe als spezielle Flößermesse und betonte die Bedeutung der Flößerei für München und seine Kirchen. So wurden etwa die Dachstühle der beiden großen Münchner Kirchen, der Frauenkirche und des Alten Peter, mit Holz aus dem Oberland erbaut, das mit über 140 Flößen auf Loisach und Isar nach München geflößt wurde. Im Anschluss an die Messe fand eine Kirchenführung mit dem ehemaligen Dombaumeister Robert Brannekämper durch das Ordinariat statt. Er sprach über die Konstruktion der beiden kupfergedeckten Kuppeln, die Welschen Hauben, sowie die Konstruktion der Innendecken. Die Gäste konnten in die Kuppel des südlichen Turmes aufsteigen und aus 16 Fenstern den Blick über die Stadt bis in die Berge genießen.
Zum Schlussfoto der Veranstaltung stellten sich die Teilnehmenden aus den 23 Vereinen im Schatten der alten Bäume am frisch sanierten Pilzbrunnen am Dom auf. Mit abschließenden Worten und Danksagungen beendeten Martin Spreng und Klaus Menk von der Deutschen Flößerei-Vereinigung e.V. und dem Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen e.V. die dreitägige Veranstaltung.