Die Bayerische Tracht ist Kult. Nicht nur auf dem Oktoberfest tragen die Besucher*innen Lederhose und Dirndl. Auch bei vielen MICE-Veranstaltungen kleiden sich die Teilnehmenden gerne in Tracht. Damit Veranstalter oder Agentur nicht Hunderte Dirndl und Lederhosen selbst kaufen müssen, gibt es die Bavarian Outfitters – hier kann man Original-Trachten sogar für Gruppen über 1.000 Personen ganz einfach ausleihen.
Das Oktoberfest ist in vollem Gange. Da ist bestimmt Hochsaison bei Ihnen. Hätten Sie noch ein Dirndl und eine Lederhose für mich auf Lager, oder ist alles vorreserviert?
Oh, das wird eng. Tatsächlich sind bei uns im September so gut wie alle Trachten bereits seit Wochen vorreserviert. Ein paar wenige haben wir schon noch auf Lager, die sind aber eher als Backup gedacht, falls mal ein Dirndl nicht zurückgegeben wird oder wenn die bestellte Lederhose doch nicht passend bestellt wurde.
Das heißt, meistens passen die bestellten Klamotten wirklich? Das kennt man von Online-bestellungen ja meist anders.
Die meisten kennen ihre Konfektionsgröße und wir kennen mittlerweile auch alle internationalen Konfektionsgrößen und können das umrechnen. Und tatsächlich sind Trachten, also Dirndlkleider und Lederhosen nicht so kompliziert wie andere Kleidung. Ein Dirndl zum Beispiel kann enger oder weiter geschnürt werden und passt daher im Grunde immer. Und wenn die Angaben doch falsch waren, haben wir eben diese paar zum Tausch auf Lager.
"Und tatsächlich sind Trachten, also Dirndlkleider und Lederhosen nicht so kompliziert wie andere Kleidung."
Seit wann verleihen Sie Trachten?
Die Bavarian Outfitters gibt es seit 2010, damals aus einer Bierlaune heraus entstanden. Konzipiert hatten wir das eigentlich als reines B2C-Geschäft, zeitlich begrenzt zum Oktoberfest. Gerade mal 50 Lederhosen hatten wir da im Verleih.
Mittlerweile kann ich mir bei Ihnen aber auch in den anderen Monaten eine Tracht leihen.
Ja genau. Es hat sich recht schnell herausgestellt, dass der B2B-Markt sehr interessiert an unserem Angebot ist. Das fanden wir natürlich attraktiv, mussten dann aber eine 180 Grad Wende unternehmen, denn dieser Markt hat ja völlig andere Ansprüche als Privatkunden.
"Es hat sich recht schnell herausgestellt, dass der B2B-Markt sehr interessiert an unserem Angebot ist."
Inwieweit denn?
Nun, die Kunden, die wir ursprünglich anvisierten, kommen kurz vor oder während des Oktoberfests in unser Ladenbüro. Sie suchen sich was aus und bringen es am Tag danach wieder zurück. Die MICE-Kunden hingegen brauchen Vorlauf und natürlich wesentlich mehr Lederhosen und Dirndl. Wir haben also eine umfangreiche Webseite erstellt, auf der man alle Modelle sehen und vorbestellen kann. Außerdem programmieren wir maßgeschneiderte Webseiten und Apps für die Kunden, damit sich ihre Veranstaltungsteilnehmer direkt mit ihrer Kleidergröße registrieren können. Und dann haben wir natürlich eine ganz andere Vorbereitungsphase: Alles wird zusammengestellt, verpackt und mit Namen versehen. Am Tag der Veranstaltung fahren wir dann mit den Trachtenpaketen, mobilen Umkleiden, Spiegeln und Servicepersonal in das Hotel oder den Veranstaltungsort.
Wer leiht sich überhaupt Trachten bei Ihnen? Auch Einheimische oder nur Gäste aus dem Ausland?
Gelegentlich kommen auch mal Münchner und Münchnerinnen vorbei, die aus ihrer Tracht „rausgewachsen“ sind. Gerade nach der Pandemie kam das des Öfteren vor. Aber der Großteil unserer Kunden findet sich doch im MICE-Bereich und kommt in der Regel aus der ganzen Welt.
"Gelegentlich kommen auch mal Münchner und Münchnerinnen vorbei, die aus ihrer Tracht „rausgewachsen“ sind."
Wie ist das eigentlich mit Ihnen – tragen Sie selbst noch Lederhose?
Selten. Das ist wohl ein bisschen wie beim Bäcker, der sich an seinem eigenen Brot sattgegessen hat. Ich finde Trachten nach wie vor wunderschön, aber selbst anziehen, das kommt wirklich nur sehr selten vor bei mir.
Die Lederhosen, Hemden, Dirndl und Blusen müssen ja einiges aushalten, wenn sie so oft getragen werden. Worauf achten Sie bei der Anschaffung?
Nur auf gute Qualität und lange Lebensdauer. Eine Lederhose hat das eigentlich sowieso. Die ist ja fast unzerstörbar. Bei den Dirndln müssen die Nähte gut sein und die Details wie Knöpfe, Haken und Reißverschlüsse qualitativ hochwertig. Dann macht ihnen auch die häufigen Reinigungen nichts aus.
Und wie reinigen Sie die Sachen?
Das meiste geht ganz konventionell in eine Großwäscherei. Wenn die Kund*innen sich Bier über den Rock oder die Hose schütten, bekommt man das noch ganz gut wieder sauber. Aber Lederhosen zu reinigen ist tatsächlich eine Wissenschaft für sich. Wir hatten das große Glück, dafür eine ehemaligen Gerbermeister als Berater gewinnen zu können, der sich richtig gut auskennt in Sachen Lederreinigung. Besonders hartnäckige Flecken behandeln wir auf seinen Rat hin mittlerweile mit CO2. Das meiste kommt aber wirklich in ordentlichem Zustand wieder zurück.
Zu welchen Anlässen werden die Trachten gemietet?
Das geht von Sales-Meetings über Messetermine bis zur Roadshows. Wenn internationale Unternehmen in München sind, ist ja meistens auch eine Art „bayerischer Abend“ geplant. Da kommen wir dann ins Spiel. Viele unserer Kunden organisieren mittlerweile lieber einen Abend in Tracht für die Teilnehmenden als Goodiebags bereitzustellen. So ein besonderes Erlebnis bleibt einfach mehr im Gedächtnis der Leute als die zehnte Tasse oder ein gebrandeter Schlüsselanhänger.
Wie viele Dirndl und Lederhosen haben Sie eigentlich?
Ausreichend, um Gruppen bis über 1.000 Personen adäquat ausstatten zu können. Rund 900 Lederhosen und etwa 700 Dirndl.