Ein Geschäft mit floralen Wohnaccessoires in München

B2B: 7 Fragen 7 Antworten: Nachhaltiger Blumenschmuck

„Papierblumen sind gerade ein Riesentrend“

Blumenschmuck kann Veranstaltungen zu einem exquisiten Erlebnis machen. Aber wie sieht es mit dem ökologischen Footprint aus? Zwei Floraldesignerinnen aus München erklären, was hinter dieser Berufsbezeichnung steckt, und auch, wie Ästhetik und Nachhaltigkeit zusammengehen.

Juliane Spaete und Nora Khereddine, gerade findet das Flower-Power-Festival in München statt, bei dem es auch um einen nachhaltigen Umgang des Menschen mit der ihn umgebenen Natur geht. Ihr seid Expertinnen für die Kraft der Blumen, ihr arbeitet als Floraldesignerinnen für Einzelkunden, vor allem aber auch für Events. Wie wichtig ist euch das Thema Nachhaltigkeit bei euren Designs?

Spaete: Für uns persönlich ist Nachhaltigkeit zentral. Wir denken viel darüber nach und versuchen, so nachhaltig wie möglich zu arbeiten. Das Thema gewinnt gerade – völlig zu Recht – sehr an Sichtbarkeit, und es ist eine Menge in Bewegung. Klar ist aber auch, dass es echt nicht so einfach ist, mit Blumen und generell floralem Design umfassend nachhaltige Entscheidungen zu treffen.

Khereddine: Die Blumenindustrie weist eine komplizierte Struktur auf. Selbst wenn man sich mit der Materie eingehend beschäftigt, ist es nicht einfach durchzublicken. In Sachen Nachhaltigkeit kommen ganz viele Aspekte zusammen: Wo werden die Pflanzen gezogen? Welche Chemie kommt zum Einsatz? Wie sind die Arbeitsbedingungen? Wie werden die Pflanzen transportiert? Und wie werden sie verpackt? Es wird zunehmend auf Papier als Verpackungsmaterial gesetzt.

 

Welche Rolle spielt Regionalität?

Khereddine: Eine entscheidende. Die Erkenntnis, dass Blumen, die im Winter aus Kenia oder Kolumbien kommen, nicht den besten CO2-Footprint haben, setzt sich immer mehr durch. Allerdings wäre es auch ein Trugschluss zu glauben, dass Blumen aus Europa in dieser Hinsicht immer besser sind. Werden sie im Winter in Treibhäusern in den Niederlanden gezogen, kann der Footprint größer sein als beim Transport aus Übersee.

Spaete: Viel wichtiger als die bloße Nähe der Produktion ist ohnehin das Thema Saisonalität. Blumen und generell Pflanzen, die gerade Saison haben, sind per se nachhaltiger als solche, die außerhalb ihrer hiesigen Saison gezogen oder importiert werden. Die Saisonalität zu bedenken und damit zu arbeiten, ist einer der reizvollsten Aspekte unserer Tätigkeit.

Mit welchen saisonalen Pflanzen arbeitet ihr denn am liebsten?

Spaete: Dazu müssen wir vielleicht erst mal erklären, wie wir eigentlich arbeiten. Wir sind keine klassischen Floristinnen, sondern verstehen uns als Floraldesignerinnen. Das heißt: Wir wollen die Grenzen des klassischen Blumenschmucks sprengen, also nicht die ewige, enge Spiralbindung mit dem immer gleichen Grün um die Blüten. Auch wir arbeiten gerne mit Grün, aber eben anders. Wir binden die Blumen gerne asymmetrisch, lassen die Blüten, die Farben und Formen für sich sprechen. Und da bieten sich saisonal eben tolle Möglichkeiten. Ich liebe zum Beispiel Mimosen, diese kleinen, gelben Puschelchen, die es ab dem Spätwinter gibt. Im späten Frühling und im Sommer gibt es an saisonaler Auswahl sowieso mehr als genug. Auch kann man hier nachhaltig kaufen. Das Stichwort dafür ist die Slow-Flowering-Bewegung, die nur auf saisonalen und ökologischen Anbau von Schnittblumen setzt. Allerdings muss man dazu sagen, dass dieser Trend leider noch nicht im Großhandel angekommen ist.

Khereddine: Im Sommer sind keine Grenzen gesetzt. Interessant ist aber, dass es auch im Herbst und Winter viele Gewächse gibt, die unter dem Nachhaltigkeitsaspekt günstig sind. Man muss sich vielleicht nur ein bisschen von den klassischen Sehgewohnheiten und der Idee der Blüte lösen. Im Herbst gibt es zum Beispiel viele Beeren, im Winter dann Zweige und Kapseln. Aus all dem kann man fantastische Sachen machen.

 

Ist das Thema Nachhaltigkeit bei Kunden aus der MICE-Branche angekommen?

Spaete: Das kommt auf den Kunden an – und auf das Konzept, das dieser mit seinem Event hat. Es gibt Kunden, die haben ganz genaue Vorstellungen davon, was sie wollen: welche Blumen, welche Farben, welche Formen. Das wird dann in deren Zentrale entschieden, und die wollen dann, dass das hochwertig umgesetzt wird. Wenn wir das nachhaltig machen können, ist es denen natürlich recht – es ist jedoch nicht im Zentrum ihres Interesses. Dann aber gibt es Kunden mit einer eher vagen Idee. Die füllen wir dann mit Leben. Da haben wir dann mehr Freiheiten und können natürlich auch mit nachhaltigeren Konzepten überzeugen.

Vor Kurzem hatten wir zum Beispiel einen Spirituosenhersteller, der Whiskey anbietet, der in Rumfässern gereift ist. Die wünschten sich etwas zum Thema „Karibik“. Statt mit sehr naheliegenden und weit gereisten Palmen zu arbeiten, setzten wir Farne und farbenfrohen Hahnenkamm ein. Daraus bauten wir dann Skulpturen, etwa eine Art Wasserfall. Das kam sehr gut an. Auch kamen Gerbera zum Einsatz. Die werden zwar auch in Gewächshäusern gezogen, sind aber zumindest nicht weit gereist. Gerbera sind generell sehr interessant: Zum einen haben viele ein problematisches Verhältnis zur Gerbera. Sie gilt als ordinär und langweilig, was daran liegt, dass sie der Hauptbestandteil klassischer Tankstellensträuße ist. Aber das Faszinierende ist: Es gibt eine unfassbar große Auswahl an Gerbera, zum Beispiel die Sorte „Carbonara“ mit spitzen, in sich gedrehten Blättern. Die ist sehr anmutig und ungewöhnlich. Die muss man lieben.

Blumen haben eine eher kurze Lebensdauer – müssen also irgendwann entsorgt werden. Gibt es hier Ansätze, die Nutzung zu verlängern?

Spaete: Allerdings. Trockenblumen oder generell trockenes Pflanzenmaterial sind gerade ein Riesentrend. Klar, auch die sind nicht ewig haltbar, weil leicht etwas abbröselt. Aber bei sorgfältiger Handhabung kann man sie durchaus öfter verwenden. Die Auswahl ist riesig. Es gibt die klassischen Trockenblumen, aber auch Sachen wie getrockneten Rittersporn oder die Kolben von Amaranth. Spannend ist auch getrockneter Hafer, den gibt es zum Beispiel auch gefärbt.

Noch haltbarer als Trockenblumen sind aus Papier gefaltete Blumen und Blütenformen. Wenn man damit achtsam umgeht, kann man sie Dutzende Male einsetzen. Wir fangen gerade erst an, damit zu experimentieren, mal sehen, wo uns das hinführt. Eventuell kann man das auch schön mit echten Pflanzen kombinieren.

 

Dann sind wir schon beim Thema Kunstblume aus Plastik. Arbeitet ihr auch damit?

Spaete: Plastikblumen sind theoretisch unendlich oft einsetzbar und wären damit in Sachen Nachhaltigkeit eigentlich unschlagbar.

Khereddine: Man muss aber auch sagen, dass wir noch nie wirklich schöne Plastikblumen gesehen haben. Bisher wirken die immer sehr plump und auf unschöne Weise künstlich.

Spaete: Das stimmt. Aber unser Motto ist, dass wir uns in unserer Arbeit keine Grenzen setzen wollen. Es kann also gut sein, dass wir eines Tages schöne Kunstblumen entdecken – und dann damit etwas machen. Ausschließen wollen wir es nicht.

 

Juliane Spaete hat das Floraldesign-Unternehmen Forma Laboratory (forma-laboratory.com), mit dem sie für Kunden wie Cartier, Nike und Hermès arbeitet. Nora Khereddine verkauft in ihrem Laden in der Münchner Westermühlstraße ausgesuchte Designobjekte (norakhereddine.com). Große Aufträge für Floraldesign, etwa für Dior, bearbeiten beide gerne gemeinsam.

 

7 Fragen an Nora Khereddine

Die erste Anlaufstelle, wenn Sie mal länger nicht in München waren?

Mein Laden.

Der beste Ort für einen Sundowner?

Mein Balkon. Er ist klein, aber leuchtet golden in der Abendsonne.

Der schönste Spaziergang?

Frühmorgens durch den alten Viehhof runter an die Isar und dann flussaufwärts bis nach Grünwald.

Da bin ich zu Hause (welches Viertel):

Im Schlachthofviertel

So schmeckt München?

Nach einer frischen Breze von Karnoll’s auf dem Viktualienmarkt.

So riecht München:

Nach Hopfen.

Das schönste Gebäude der Stadt:

Das Sep-Ruf-Wohnhaus in der Theresienstraße.

Biergarten oder Bar?

Biergarten. Ich trinke zwar kein Bier, aber ich mag es, dass der Biergarten ein demokratischer Ort ist, wo alle zusammenkommen und man sein Taboulé isst, während sich der Tischnachbar genüsslich über eine Schweinshaxn hermacht.

Auf die Berge oder an die Seen am Wochenende?

Die Seen. Ich schwimme gerne, und nichts beruhigt mich so sehr wie der Blick aufs Wasser – und die Berge dahinter.

 

Juli 2023

 

 

Text: Nansen & Piccard; Fotos: Frank Stolle
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Für Eventplaner*innen ist die weltoffene Isar- Metropole eine Traumstadt in Traumlage. Finden Sie hier allgemeine Informationen über die MICE-Destination München.

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Finden Sie hier eine Übersicht über das Kongressbüro München, unserer Services und Leistungen, das Team sowie unsere Mitgliedschaften und Netzwerk in der MICE-Industrie.

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