Natalie, 25, und Guillaume, 27, sind seit gut zwei Jahren ein Paar. Für uns haben sie getestet, wie romantisch der Englische Garten für verliebte Paare wirklich ist – im Japanischen Teehaus, beim Rudern auf dem Kleinhesseloher See, bei einem Picknick am Monopteros und beim Schwimmen im Eisbach.
Natalie: Was ist eigentlich Romantik? Ein Candlelight-Dinner oder ein Strauß roter Rosen? Für mich bedeutet es, mit Guillaume dem Alltag zu entfliehen und unsere Zweisamkeit zu genießen. Doch ist der Englische Garten dafür der geeignete Ort?
Guillaume: Natalie wirft mir manchmal vor, ich sei nicht romantisch genug, und ich muss zugeben: Einfach mal Blumen mitbringen oder ein romantisches Date organisieren, das liegt nicht wirklich in meiner DNA. Im Englischen Garten wollte ich auch mal meine sensibel-kitschige Seite entdecken.
Natalie: Unsere Suche führt uns als Erstes in das Japanische Teehaus. Dort findet im Sommer jeden Monat eine traditionelle Teezeremonie statt. Neugierig sitze ich neben Guillaume und verfolge, wie vor unseren Augen der Tee zubereitet wird. Das Teehaus versprüht eine beruhigende Atmosphäre, und es ist interessant, ein Stück japanischer Kultur hautnah zu erleben. Allerdings sind wir nicht allein, sodass kein Gefühl der Zweisamkeit aufkommt. Das erlebe ich erst danach auf dem Japanfest rund um das Teehaus. Dort entdecke ich einen Stand, an dem man ein Haiku, ein japanisches Gedicht, verfassen kann. Ich winke Guillaume zu mir. Und tatsächlich entsteht ein Moment der Nähe zwischen uns, als wir beide das erste Mal ein Haiku formulieren. Dabei hätte ich vorher nicht gedacht, dass Guillaume sich auf dieses Experiment einlassen würde. Dichten gehört sicher nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen.
Bunter Schmetterling
setzt sich auf mein Fensterbrett;
mein Herz schlägt schneller
Guillaume: Mit einer Gruppe von fünfzehn Leuten wird uns im Teehaus gezeigt, wie so eine Zeremonie abläuft. Interessant? Ja. Romantisch? Nein. Alle Gäste bekommen einen Matcha-Tee (eher bitter, nicht ganz nach meinem Geschmack) und ein kleines Gebäck (eher süß, mehr nach meinem Geschmack) serviert. Nach einer knappen Stunde habe ich einiges über japanische Kultur gelernt, einen wirklich intimen Moment nur für uns zwei gab es jedoch nicht. Danach schlendern wir über das Japanfest. Ein älterer Mann bietet uns an, ein Haiku, ein japanisches Gedicht, zu schreiben und Natalie springt – eher zu meinem Missfallen – auf das Angebot an. Nach einigem Überlegen gelingt es uns tatsächlich, jeweils drei Verse zu produzieren. Wobei ihre mehr nach einem Gedicht klingen als meine. Egal, hat Spaß gemacht.
Natalie: Mein Highlight des Tages ist das gemeinsame Rudern auf dem Kleinhesseloher See – auch das machen wir beide zum ersten Mal. Obwohl Guillaume mich beruhigt, dass er das hinbekommt, habe ich anfangs ein mulmiges Gefühl: Das Boot ist ein wenig wackelig. Als Guillaume auch noch anfängt, das Boot hin und her zu schaukeln, sehe ich mich schon ein Bad mit den Enten nehmen. Doch je weiter wir vom Ufer wegtreiben, desto sicherer lässt Guillaume die Ruder durchs Wasser gleiten. Langsam entspanne ich mich und fange an, den Moment zu genießen. Neben uns schwimmt eine Entenfamilie vorbei. Auf dem Wasser hat man das Gefühl, den Englischen Garten ganz für sich allein zu haben. Später setze ich mich das erste Mal ans Ruder. Guillaume legt meine Hände sanft in seine und führt sie, sodass ich die richtige Bewegung mache. Ein Blick auf die Uhr beendet jedoch unsere Zweisamkeit. Nach einer halben Stunde müssen wir den Kahn leider wieder zurückgeben.
Der Ball rollt wieder
Frauen tragen Sommerkleid
Beste Jahreszeit
Guillaume: Am Kleinhesseloher See mieten wir uns ein Ruderboot. Ich helfe Natalie hinein und setze mich ans Ruder. Es dauert ein paar Minuten, bis ich den Dreh raushabe, dann gleiten wir elegant über den See. Natalie ist trotzdem gestresst („Wir sind so nah am Wasser!“), und ich kann natürlich nicht anders, als das Boot ein wenig zum Wackeln zu bringen. Sie ist einfach süß, wenn sie Angst hat. Zu zweit da draußen verbringen wir ein paar schöne Momente, beobachten Entenküken, und ich bringe ihr das Rudern bei. Schade, dass wir das Boot nach einer halben Stunde wieder ans Ufer bringen müssen.
Natalie: Zu einem romantischen Date im Englischen Garten gehört natürlich auch ein Picknick. Am besten am Fuß des Monopteros. Dort machen Guillaume und ich es uns auf einer Decke gemütlich und füttern uns gegenseitig mit Erdbeeren und Käsewürfeln. Doch plötzlich schallt uns lauter Hip-Hop entgegen. Eine Gruppe Jugendlicher lässt sich in der Nähe nieder – vorbei ist es mit der Romantik. Was gut begonnen hat, endet mit unserer Flucht. Am Ende des Tages landen wir am Eisbach. Ich mache es mir am Ufer bequem und lasse meine Füße langsam ins Wasser gleiten. Für mich ein Kälteschock – bibbernd schaue ich Guillaume zu, wie er ohne zu zögern hineinsteigt. Danach habe ich großen Spaß, ihm das eiskalte Wasser ins Gesicht zu spritzen – woraufhin Guillaume versucht, mich in den Bach zu ziehen. Doch ich wehre mich erfolgreich. Pitschnass setzt er sich schließlich neben mich, und ich kuschele mich in seinen Arm. Für mich ein gelungener Abschluss eines tollen Tages, der mich mit einigen romantischen Momenten überrascht hat.
Guillaume: Der Eisbach trägt seinen Namen aus gutem Grund, kein Wunder, dass meine kleine Frostbeule von einer Freundin nicht mit mir schwimmen geht. Aber auch mich kostet es etwas Überwindung. Was soll’s, ich muss Natalie beeindrucken (meine Ruderfähigkeiten haben sie zuvor enttäuschend kalt gelassen), also tauche ich ins Wasser, während sie am Ufer sitzt und ihre Beine in den Bach streckt. Dass ich sie spielerisch an den Füßen ziehe, amüsiert sie wenig. Immerhin lässt sie sich von mir danach umarmen, obwohl ich völlig durchnässt bin. Meine sensibel-kitschige Seite, wenn es sie denn gibt, konnte ich zwar nicht entdecken, trotzdem war es für mich ein sehr schöner und auch durchaus romantischer Tag im Englischen Garten.