Der italienische Wasserspringer Klaus Dibiasi holte 1964 in Tokio Olympia-Silber, 1968 in Mexiko-Stadt sogar Gold. 1972 trat er in München an, um dieses Kunststück zu wiederholen – was ihm auch gelang. Vier Jahre später gewann er in Montreal erneut die Goldmedaille, und ist damit bis heute der einzige Wasserspringer, der bei vier Olympischen Spielen Medaillen holte. An die Spiele von 1972 in München erinnert er sich sehr gerne.
„Die Spiele in München waren für mich vor allem deshalb etwas Besonderes, weil mein Vater 1972 Trainer der italienischen Nationalmannschaft geworden war. Er war selbst ein guter Wasserspringer gewesen und 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin angetreten, wo er Zehnter wurde. Doch bei den darauffolgenden Spielen konnte er aufgrund der Wirren des Zweiten Weltkrieges nicht teilnehmen. Eine erneute Chance auf eine Medaille blieb ihm deshalb verwehrt.
Viele Jahre später fand ich ein Zeitungsinterview mit ihm, in dem er sagte: ,Ich selbst habe die Olympiamedaille nicht erreicht, aber ich werde es mit meinem Sohn versuchen.‘ Es war sehr schön, dass sein Traum in München in Erfüllung ging, während er mein Trainer war. Insgesamt hat die italienische Wasserspringermannschaft bei diesen Spielen drei Medaillen geholt – eine historische Leistung, die nie wiederholt wurde.
„Insgesamt hat die italienische Wasserspringermannschaft bei diesen Spielen drei Medaillen geholt – eine historische Leistung, die nie wiederholt wurde.“
Nach unserem Wettkampf sind wir mit dem Auto zurück nach Bozen gefahren, als im Radio die Meldung über den Anschlag kam. Wir konnten die Tragödie kaum fassen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Spiele in München so fröhlich und offen gewesen. Um einen Freund ins Olympische Dorf zu schmuggeln, hatten wir ihm einfach eine Trainingsjacke über die Schultern geworfen und er konnte mit uns hineingehen und sich umsehen. Bei späteren Olympischen Spielen war alles viel stärker abgeriegelt.
Während der Spiele in München hatten wir leider nicht viele Gelegenheiten, die Stadt besser kennenzulernen, weil wir zu sehr auf unser Training und den Wettkampf fokussiert waren. Doch bis heute habe ich eine besondere Verbindung zu München.
Meine Schwester zog in den 1980er-Jahren von Bozen nach Burghausen, wo wir sie häufig besuchten und auch immer wieder Abstecher in die Landeshauptstadt machten. Heute leben meine beiden Neffen in München, einer von ihnen betreut sogar eine Springergruppe im Olympiabad!
„Bis heute habe ich eine besondere Verbindung zu München“
Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, was ich vor dem Wettkampf in München gegessen habe. In meiner Heimatstadt Bozen sind es immer zehn bis elf Marillenknödel gewesen. Aber bis heute liebe ich Weißwürste – und die muss ich 1972 in München kennengelernt haben. In Rom, wo ich mittlerweile lebe, gehe ich ab und zu extra in den Großhandel, um mir welche zu besorgen. Die sind zwar nicht so gut wie die frischen in München, aber trotzdem eine schöne Erinnerung an die Spiele von 1972.“