Bei der Bewerbung um die XX. Olympischen Sommerspiele 1972 konnte sich München mit seinem Konzept von einem Sportgelände im Grünen mit kurzen Wegen und ohne Autoverkehr durchsetzen. Fußläufig vom Olympiapark wurde das Olympische Dorf mit Wohnungen und Bungalows errichtet. Das denkmalgeschützte Ensemble ist ein echter Geheimtipp für Architekturfans.
Was als städtebauliches Experiment in den 1970er-Jahren begann, hat sich bis heute bewährt. Das ehemalige olympische Männerdorf wandelte sich nach dem Ende der Spiele zum Wohngebiet, und die Wohnungen und Bungalows im Frauendorf werden seither an Studierende vermietet. Rund 6000 Menschen leben hier. Wie die Sportstätten des Olympiaparks liegt auch das Olympische Dorf eingebettet in eine vom Voralpenland inspirierte Parklandschaft.
Etwas ganz Besonderes ist das viele Grün, die nachbarschaftliche Atmosphäre und die gute Anbindung an die Münchner Innenstadt. Wer einmal im Viertel gelandet ist, möchte nicht mehr von hier weg. Das Olympische Dorf zählt zu den beliebtesten Wohnvierteln Münchens.
Malen ist ausdrücklich erlaubt im Studentendorf. Es lohnt sich, durch die Siedlung zu schlendern und Graffiti und künstlerische Abbildungen des alltäglichen Studentenlebens auf den Fassaden der Bungalows zu entdecken.
Wie in einem richtigen Dorf kennen sich hier eigentlich alle. Zum Kennenlernen treffen sich die „Olympianer“, wie sie sich selbst gerne bezeichnen, in den Gemeinschaftseinrichtungen wie Bierstube, Disco, Café oder Filmclub. An sonnigen Tagen wandert der Frühstückstisch schon einmal hinaus auf die Gasse. Kein Auto stört dabei, denn die Straßen des Viertels verlaufen unterirdisch.
Das farbige Rohrsystem des österreichischen Architekten Hans Hollein, die sogenannten Media Lines, dienen der Beleuchtung und der besseren Orientierung an der Oberfläche. Blau steht dabei für die Connolystraße, Grün für die Nadistraße, Orange für die Strassbergstraße und Gelb für den Helene-Mayer-Ring.
Die über 1,6 Kilometer langen „Lines“ ziehen sich durch das ganze Olympische Dorf und dienten ursprünglich auch der Befestigung von Lautsprechern und Sonnensegeln.
Die Olympischen Spiele wurden überschattet vom Attentat auf das israelische Team im Olympischen Dorf. Noch heute erinnert eine Gedenktafel am Haus Conollystraße 31 an den Anschlag vom 5. September 1972, der mit einer Geiselnahme begann und mit der Ermordung aller elf israelischer Geiseln und eines Polizisten endete.
Gut zu wissen: Der Erinnerungsort „Einschnitte“ informiert in einem Pavillon multimedial über die zwölf Opfer und die zeitgeschichtlichen Hintergründe des Olympia-Attentats von 1972. Der Gedenkraum wurde 2017 zum 45. Jahrestag der Geiselnahme im Beisein von Angehörigen und der Staatsoberhäupter Israels und Deutschlands eröffnet. Er ist leicht zu Fuß vom Olympischen Dorf aus zu erreichen.