Der weltberühmte Lampendesigner Ingo Maurer war mit München eng verbunden: Seit 2009 betrieb er einen Showroom in der Kaiserstraße und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2019 in der Landeshauptstadt. Wir stellen seine fünf erfolgreichsten und schönsten Lampen vor.
Als Ingo Maurer im Jahr 1965 frisch aus den Vereinigten Staaten kam und in Venedig Halt machte, lag er auf dem Bett in seiner Pension und starrte an die Decke. Dort hing eine nackte Glühlampe. Für Maurer war es Liebe auf den ersten Blick – und zugleich die Inspirationsquelle für seine erste Leuchte, wie er später selbst in einem Interview erklärte: „Eine Glühbirne ist so wichtig in unserem Leben, dass wir ihr eine größere Ehre erweisen sollten.“ Noch vor Ort zeichnete er einen Entwurf seiner Leuchtenidee und ließ sich von den Glasbläsern in Murano einen Prototyp anfertigen. Es war die Geburtsstunde der Bulb (deutsch „Birne“). Sie ist nicht nur eine Hommage an die von Maurer geliebte Glühlampe, sondern auch eine Ikone aus der Pop-Art-Ära. Bereits 1969 wurde Bulb in die ständige Designsammlung des Museum of Modern Art in New York aufgenommen.
Zwei parallel gespannte Metallseile bilden die Grundlage für Ingo Maurers „YaYaHo“-Lichtsystem, das er 1984 entworfen hat. YaYaHo ist ein Niedervolt-Halogen-System und verkörpert das typische Ingo-Maurer-Design – neu, innovativ und mit perfekter Technik ausgestattet. Alle Elemente sind horizontal und einige zusätzlich auch vertikal beweglich. Dadurch entsteht sehr individuelles Licht, jeder Raum wird anders beleuchtet und auf die persönlichen Bedürfnisse der Bewohner ausgerichtet. Maurer erreichte bei minimalem Materialeinsatz mit dieser Leuchte maximale Flexibilität. Ein weiterer Clou ist die niedrige elektrische Spannung, mit der die modulare Lampe operiert. Ein Transformator gibt eine für den Menschen ungefährliche Spannung von 12 Volt an die Metallseile aus. Berührt man nur eines der dünnen Drahtseile, beginnt YaYaHo zu leuchten. Das Originalsystem besteht aus 276 Teilen.
Diese kleine Tischlampe hat man schon öfters auf Schreibtischen, Nachttischen oder Sideboards gesehen: Ihr Name ist ein Wortspiel aus Luce (Licht) und Ucellino (Vögelchen). Wieder hat Ingo Maurer das Motiv der Glühbirne aufgenommen und sie mit zwei kleinen Flügeln aus Gänsefedern versehen. Es gibt Menschen, die monieren, wie man für zwei Drähte, zwei Federn und eine Glühbirne so viel Geld verlangen kann (460 Euro). Aber das sind wohl auch die Menschen, die im Museum Brandhorst vor einem Gemälde von Cy Twombly stehen und behaupten, dass ihr dreijähriger Sohn das besser malen würde.
Bei dieser Lampe denkt man sofort an einen Ehestreit – oder zumindest an eine handfeste Auseinandersetzung mit dem Porzellan. Die Porca Miseria! wird von der Firma Ingo Maurer persönlich und individuell für alle Kunden entwickelt und drei- bis fünfmal pro Jahr verkauft. Maurer selbst nannte sie eine „eingefrorene Explosion eines Porzellanschranks“. Die limitierte Pendelleuchte lässt Bruchstücke von Geschirr und Besteck in alle Richtungen fliegen. In der Mitte der Leuchte sind die Leuchtmittel mit Hülsen in dünne Metallstäbe gesteckt, an deren Enden die Porzellanscherben befestigt sind. Die unterschiedlich großen und dicken Scherben ergeben interessante Lichteffekte und eine ungeheure Dynamik.
Ingo Maurer liebte Papier. Er hat einige schlichte und einfache Lampen aus diesem Material entworfen. Etwa die Yoruba Rose aus der MaMo-Nouchies-Serie: Ihr Schirm ist aus dünnem, japanischem Papier gefertigt, das in mehreren Schritten in einer Münchner Manufaktur aufwendig bearbeitet wird. Der Schirm der Willydilly hingegen besteht aus stabilem Karton, der mit Hilfe einer fluoreszierenden Klammer einfach an der Zuleitung befestigt wird. Je nach Geschmack kann der Karton weiter oder enger zusammengerollt werden. Die Lampe erinnert dadurch ein wenig an ein Schneckenhaus oder eine Muschel und verbreitet wunderbar weiches und zartes Licht. Ingo Maurer war davon überzeugt: „Ein Lampenschirm aus Papier lässt alle Menschen schön aussehen.“