Zu einer Tracht gehören nicht nur Dirndl und Lederhosen: Wir haben Traditionsgeschäfte und junge Designerinnen und Designer in München besucht, die uns ihre Trachten-Accessoires gezeigt haben.
In München ist jeder neue Tag eine gute Gelegenheit, mal wieder die Tracht aus dem Schrank zu holen. Dabei sind ein schönes Dirndl oder eine bequeme Lederhosen allerdings nur die halbe Miete – traditionelle Haferlschuhe, passender Trachtenschmuck und eine praktische Dirndltasche machen das Outfit erst komplett. Wir haben Münchner Traditionsgeschäfte sowie junge Designateliers besucht und uns erklären lassen, was es beim Kaufen und Tragen der Trachten-Accessoires zu beachten gibt.
Ganz egal, ob man traditionellen oder modernen Trachtenschmuck sucht, bei Anja Schubert in Schwabing wird man fündig. In ihrem Ladenatelier in der Herzogstraße fertigt die Goldschmiedin schon seit sieben Jahren ihre eigenen Kreationen an. Angefangen hat alles mit Dirndlschmuck, den die Kölnerin für sich, Freundinnen und Kollegen gemacht hatte. Mittlerweile ist ihr Label frida's auch für handgemachte Verlobungs- und Trauringe bekannt.
„Zeitlose Stücke wie der minimalistische Brezen-Ring erinnern das ganze Jahr über an Heimat, München und Tradition.“
Wer es traditioneller mag, entscheidet sich für eines der Vintage-inspirierten Schmuckstücke wie den geflochtenen Silberring oder ein hübsches Goldmedaillon. Moderner und verspielter geht es bei den Brezen-Ketten und Dackel-Anhängern zu. Bei Dirndlschmuck rät Anja dazu, etwas zu kaufen, das man jeden Tag tragen kann: „Es ist schade, wenn ein Schmuckstück die meiste Zeit in der Schublade liegt und nur ein bis zwei Mal im Jahr herausgeholt wird. Zeitlose Stücke wie der minimalistische Brezen-Ring erinnern das ganze Jahr über an Heimat, München und Tradition.“
Alle Schmuckstücke entstehen bei frida's in Handarbeit, Anja fertigt zudem auch Schmuck auf Wunsch an – nicht nur zu Hochzeiten, sondern auch zur Tracht. Schon als Kind hat sie ihrer Mutter in einer Goldschmiede-Werkstatt über die Schulter geschaut. Vor zwölf Jahren kam sie dann nach München und hat sich in die bayerische Tracht und insbesondere das Dirndl verliebt: „Ich fand es immer schön, mich der Tradition vor Ort anzupassen.“
frida's Schmuck, Herzogstraße 85
Halfs ist eine der wenigen Adressen in München, bei der man noch Trachtenschuhe bekommt, die traditionell genäht statt geklebt werden. Dieses Verfahren macht den Schuh langlebiger, erklärt uns Geschäftsführer und Gründer Achim Wünsch: „Manche Kunden haben unsere Haferlschuhe schon seit zwanzig Jahren und lassen sie immer wieder reparieren, wenn mal ein Loch in der Sohle ist!“ Halfs bietet eigene Reparaturen vor Ort im Laden an, produziert werden die Schuhe in einer Manufaktur in Spanien, die eigentlich auf Cowboystiefel spezialisiert ist und die Spitzen maschinell zwicken kann.
„Mit schwarzen Haferlschuhen liegt man immer richtig – die werden auch von den Bergschützen und Trachtenvereinen getragen.“
Traditionelle Haferlschuhe sind vorne nämlich nicht rund, sondern nach oben hin spitz. Das kommt daher, dass die Trachtenschuhe früher bei Bauern und Jägern auch zum Bergsteigen genutzt wurden. Dank der Spitze sind die Zehen gestützt, ohne dass der Nagel verletzt werden kann. Außerdem spannend zu wissen: Die seitliche Schnürung bei Trachtenschuhen sieht man eher in Oberbayern und Österreich. Schuhe, die gerade, also ganz normal geschnürt werden, kommen dagegen aus dem Allgäu, erzählt uns Achim, der selbst aus Pfronten stammt.
In dem hellen Laden unweit vom Englischen Garten stapeln sich die Schuhkartons bis zur Decke. In jeder Box stecken ein handgemachtes Paar Trachten- oder Wanderschuhe. Dabei ist jeder Schuh so klassisch, dass man ihn auch guten Gewissens im Alltag tragen kann. Selbst Miesbacher, die ihren traditionellen Trachtenschuh suchen, kommen zu Achim nach Schwabing. Beim Haferlschuh-Kauf rät er: „Viele Kunden meinen, sie brauchen die Schuhe im selben Leder und in der selben Farbe wie ihre Tracht – aber das trägt man so einfach nicht. Mit schwarzen Haferlschuhen liegt man immer richtig – die werden auch von den Bergschützen und Trachtenvereinen getragen.“
Bei halfs bekommt man auch selbst gestrickte Trachtensocken, 16 Jahre lang hat eine pensionierte Strickerin sie in Handarbeit gefertigt. In einem Paar stecken 30 Stunden Arbeit – wer das weiß, zahlt auch gerne 175 Euro dafür. „Die Socken gehören hochgezogen“, rät Achim. Und lacht hinterher: „Aber das kann sich im Laufe des Wiesnbesuchs schon mal ändern!“ Zu den tradtionellen Wadenstutzen hat er dagegen eine klare Meinung: „Bitte nur Stutzen tragen, die die Wadeln betonen, wenn du auch welche hast.“
halfs, Feilitzschstraße 35
Das größte Hutgeschäft Europas befindet sich schon seit über hundert Jahren in der Münchner Fußgängerzone. Der Laden von Breiter Hut hat auf drei Etagen alles, was den Kopf noch schöner macht – darunter natürlich auch eine große Auswahl an Trachtenhüten. Die werden teilweise sogar noch in der eigenen Werkstatt im Bahnhofsviertel gefertigt, bei größeren Stückzahlen helfen Allgäuer Produzenten nach. Eine Hutmacherin formt den Hut dann individuell vor Ort im Laden, damit er perfekt sitzt. Nur einer von vielen Gründen, warum man einen Hut niemals online kaufen sollte.
„Viele Leute wissen nicht mehr, wie man einen Hut richtig aufsetzt: Der Hut sitzt knapp überm Ohr, dann passt er!“
Wir treffen Alexander Breiter, der das über 150 Jahre alte Familienunternehmen mittlerweile in der fünften Generation leitet. Er führt uns in die komplexe Welt der Trachtenhüte ein und erklärt, dass die Werktagshüte aus robusterer Wolle sind, die Festtagshüte dagegen aus leichterem Hasenhaar. Nicht nur hat jede Region ein eigenes Modell: So gibt es den Münchner Stadthut, die Dachauer Melone oder den klassischen Werdenfelser Hut – in der Trachtenabteilung der Verkaufsschlager! Man trägt den Hut zudem auch in verschiedenen Formungen wie zum Beispiel einem „umgedrehten Sechser“, an dem man erkennt, dass der Träger aus der Gegend um Garmisch kommt.
Die Anstecker auf dem Trachtenhut zeigen außerdem an – ähnlich wie ein Social-Media-Profil –, wo man herkommt und was man gerne macht. Vom Jadgabzeichen bis zum Angelsymbol, vom Edelweiß bis zur Brezen. Je nach der Tierart, die oft in der Region vorkommt, trägt man an seinem Hut außerdem Hirschbart, Dachsbart oder Gamsbart. Letzterer kann mehrere tausend Euro kosten, da er je nach Größe in monate- bis jahrelanger Handarbeit entsteht.
Es gibt also viel zu erfahren, wenn es um das Thema Trachthut geht. Alexander sagt trotzdem: „Jeder darf aufsetzen, was er möchte! Es gibt nicht die eine Tracht, deshalb bin ich da tolerant. In den letzten Jahrhunderten hat sich immer wieder was verändert und wird sich auch in Zukunft ändern“. Nur eine Sache kann er nicht ab, wenn er auf die Wiesn oder durch die Münchner Innenstadt spaziert: „Viele Leute wissen nicht mehr, wie man einen Hut richtig aufsetzt: Der Hut sitzt knapp überm Ohr, dann passt er. Er soll nicht auf dem Kopf aufsetzen, aber auch nicht die Ohren bedecken.“
Breiter Hut & Mode, Kaufingerstraße 23
Wer in München auf der Suche nach einem Geschenk ist, kommt am Servus Heimat meistens nicht vorbei. Der Laden ist nicht nur ein Souvenir-Shop, sondern auch für Einheimische interessant. Schon seit fünfzehn Jahren bewährt sich das Konzept in der Innenstadt, mittlerweile gibt es drei Filialen, eine davon im Münchner Stadtmuseum. Hier versteht sich Servus Heimat auch als Museumsshop und arbeitet ausstellungsbegleitend.
Ansonsten findet man in dem Laden sämtliche Produkte für München-, Bayern- und Alpen-Fans – vom Dackel-Shirt bis zum Brezen-Kauring, von der Kuckucksuhr aus dem Schwarzwald bis zum bayerischen Sparschwein. Wer sein Trachtenoutfit beisammen hat und auf der Suche nach Accessoires und Souvenirs ist, der wird hier für den letzten Schliff auf jeden Fall fündig: Maßkrüge in verschiedenen Größen und Ausführungen, bunte Lebkuchenherzen oder Stoffmasken mit bayerischen Sprüchen darauf. Alle, die Sehnsucht nach dem Oktoberfest haben, nehmen sich noch das Wiesn-Wimmelbuch mit!
Servus Heimat, Sendlinger Str. 1
Hinter Keksliebe stecken Stefanie Jabs und die Konditorin Julie Bamber. Kennengelernt haben sich die beiden Gründerinnen am Great Barrier Reef in Australien, heute stellen sie am Gärtnerplatz in München nicht nur Kekse auf Bestellung für Geburtstage, Hochzeiten und Firmen-Events her, sondern sind auch für ihre Lebkuchenherzen bekannt. Die gibt es in groß zum Umhängen oder in klein zum Gleich-Essen und Verschenken.
Man kann die Lebkuchenherzen selbst beschriften lassen oder sich für einen vorgefertigten Schriftzug entscheiden wie „Spatzl“ oder „Bussi“. Wer die „ehrlichen Wiesnherzn“ kauft, die in Kooperation mit dem Online-Stadtmagazin Mit Vergnügen München entstehen, isst außerdem für den guten Zweck, denn die Hälfte der Einnahmen wird an das Ambulante Kinderhospiz gespendet. Online oder im Laden kann man außerdem die Kekskollektion „Wiesn-Hits“ kaufen – mit Dackel-, Bierkrug- und Edelweiß-Keksen.
Keksliebe, Corneliusstraße 20
Die Designerin Bea Bühler ist in München bekannt für hochwertige Handtaschen, die sie in einer Pariser Manufaktur in Handarbeit produzieren lässt. Das Naturleder bezieht Bea ebenfalls von einem französischen Lieferanten, durch die Produktion vor Ort in Paris vermeidet man so lange Transportwege. Die Innenarchitektin pendelt zwischen beiden Städten und verkauft ihre Ledertaschen und -accessoires im kleinen Ladenatelier im Münchner Stadtteil Au.
„Eine Dirndltasche sollte klein sein und am Körper anliegen, aber gleichzeitig auch elegant wirken – und ganz wichtig: schön auf dem Dekolleté aussehen!"
Vor ein paar Jahren kam zu ihren Klassikern wie der Balloon Bag eine Dirndltasche dazu, die mittlerweile auch beim jungen Trachtenlabel Amsel Fashion verkauft wird. Die Dirndl Bag sieht nicht nur gut aus und fühlt sich gut an, sondern ist auch praktisch: Im Inneren der Tasche befindet sich nämlich ein gleichfarbiges Portemonnaie, das genug Platz für Geld sowie Kreditkarten bietet und mit einem Karabiner in der Tasche befestigt werden kann.
Die Dirndltasche von Bea Bühler ist zudem so schlicht, dass man sie das ganze Jahr über tragen kann. Lediglich der Riemen hat etwas von Tracht: „Beim Design habe ich mich von dem Zickzack-Latz der Lederhosen inspirieren lassen. Das sieht auch quer getragen hübsch aus und ist ein dezentes Detail.“ Bea rät beim Kauf: „Eine Dirndltasche sollte klein sein und am Körper anliegen, aber gleichzeitig auch elegant wirken – und ganz wichtig: schön auf dem Dekolleté aussehen!“
Bea Bühler, Entenbachstraße 47