Mit der erfolgreichen Renaturierung der Isar wurde ein Stück Natur zurück in die Stadt geholt. Wir haben Menschen aus München befragt, warum sie gerne herkommen und was ihnen die Isar bedeutet.
„Für mich ist die Renaturierung der Isar auch ein Stück großartig gelungene Stadtpolitik: Hier wurde etwas beschlossen und umgesetzt, was der gesamten Bevölkerung nützt und nicht irgendwelchen Partikularinteressen dient. Der Fluss ist jetzt sinnlich erfahrbar, wo heute klares Wasser über Kiesel rauscht und Wasseramseln tauchen, war früher nur einbetonierte Industrieästhetik. Klar, dass die neue Wildheit auch Menschen anlockt. Aber das ist doch auch gut, so entstehen neue und demokratische Räume, die jede Stadt braucht. Das Isarufer ist ein Ort des Austauschs und des Kennenlernens geworden, ähnlich wie die Polis im alten Athen. Ich glaube, das tut einer hektischen Großstadt wie München extrem gut. Im Winter liebe ich es, den vielen Möwen hinterherzuschauen, die sich hier versammeln. Sie sind echte Flugkünstler. Und wenn sie sich mit der Strömung auf dem Fluss entlang treiben lassen, sehen sie aus wie große, gefaltete Papierboote.“
„Ich war einige Jahre im Ausland. Als ich wieder nach München zurückkehrte, zeigte die Isar ihr neues Gesicht: Viel freier und schneller fließt sie heute, weniger Algen, neue Kiesbänke, sogar eine neue Insel. Die Renaturierung ist großartig. Dass heute so viele Leute am Isarufer liegen, sich sonnen, erholen und miteinander ins Gespräch kommen, zeigt doch, dass das Projekt überaus gelungen ist. Doch eines ist mir auch wichtig: Bitte nehmt euren Müll zurück mit nach Hause, Leute! Ich arbeite bei einer Agentur, die jedes Jahr den Isar-Clean-up organisiert. Heuer waren wir 120 Menschen und haben an einem Tag eine halbe Tonne Müll gesammelt. Es ist wichtig, dass endlich ein Bewusstsein für einen sorgsamen Umgang mit der Natur entsteht! Mein Ziel: 2020 gehen 300 Menschen beim Clean-up mit und sammeln nur eine Tüte Müll!“
„Weil ich unweit der Isar wohne, sieht mein morgendliches Ritual im Sommer so aus: Ich mache mir Kaffee, spaziere drei Minuten hinunter ans Ufer und springe gegenüber der Weideninsel in den Fluss. Dann fühle ich mich frisch und wach – der Start in den Tag ist geglückt. Im ehemals noch kanalisierten Flussbett war ein Bad nicht so verlockend, das Wasser war ein wenig veralgt und der Einstieg eher unangenehm. Weil sich so viele Menschen auch in der Stadt nach einem Stück intakter Natur sehnen, bin ich auf jeden Fall dafür, dass das angedachte Isarflussbad kommt. Gerne auch in zwei- oder dreifacher Ausführung, denn Bedarf wird sicherlich da sein.“
„Mir gefällt an der neuen Isargestaltung die Terrassierung – hier bin ich früher ganz oft mit Freundinnen gesessen. Auch gegrillte Marshmallows und Schlauchbootfahrten verbinde ich mit dem Fluss – ich bin sehr froh, dass wir ihn hier in München haben."
„Mit der Isar verbinde ich Kindheitserinnerungen – schließlich bin ich in Unterföhring aufgewachsen, dort also, wo die älteste bekannte Brücke über die Isar führte. Laufen lernen, spazieren gehen, Fahrrad fahren bis Freising – das verbinde ich mit diesem Abschnitt des Flussufers. Und jetzt bin ich im Münchner Süden am Marienklausensteg. Joana und ich sind heute zum ersten Mal gemeinsam an der Isar. Eigentlich erstaunlich, wo wir uns doch jetzt schon zwei Jahre lang kennen. Aber wir waren bereits oft im Naturbad Maria Einsiedel, und da fließt ja Isarwasser durch. Das zählt also auch, oder?“
„Im Sommer komme ich fast jeden Tag ans Ufer südlich der Wittelsbacherbrücke. Warum? Ich genieße den Blick auf die schnell vorbeirauschende Isar, die etwas kühlere Luft und an heißen Tagen auch eine kleine Abfrischung im Wasser. Dass die Isar wieder naturnah gestaltet wurde, finde ich super. Welche andere Großstadt hat schon einen so schönen Alpenfluss, in dem man baden kann?“
Radlwege entlang der Isar in und um München finden sie hier: www.isarradweg.de