Schloss Nymphenburg diente im 18. Jahrhundert als Sommerresidenz für die Kurfürsten und Könige von Bayern. Heute ist die 180 Hektar große Anlage mit ihrem Schlosspark die zweitgrößten Grünfläche Münchens – außerdem zählt Nymphenburg zu den größten Schlössern Deutschlands und zu den bedeutendsten Europas.
- Baujahr und Entstehung von Schloss Nymphenburg
- Die Schönheitengalerie von König Ludwig I.
- Der Hubertussaal: Konzerte im Orangerietrakt
- Die Geschichte des Nymphenburger Schlossparks
- Amalienburg bis Pagodenburg – Parkburgen im Schlosspark
- Marstallmuseum und das Museum „Mensch und Natur“
- Die Porzellanmanufaktur Nymphenburg
- Anreise zum Schloss Nymphenburg
- Öffnungszeiten von Schloss Nymphenburg und dem Schlosspark
Kurfürst Ferdinand Maria schenkte das Schloss seiner Gemahlin Henriette Adelaide von Savoyen zur Geburt des lang ersehnten Sohnes Max Emanuel. 1664 wurde mit dem Bau begonnen, um 1679 war das Schloss in seiner ersten Form nahezu fertiggestellt – es ist heute also über 325 Jahre alt. Damals, heute kaum mehr vorstellbar, lag Nymphenburg auf freiem Feld, zwei Stunden von der Innenstadt und der Residenz in München entfernt. Heute ist es eine grüne Oase für alle und mit seinem weitläufigen Schlosspark eines der wichtigsten Naherholungsgebiete in der Stadt.
Ursprünglich hatten die Baumeister Agostino Barelli und Enrico Zuccalli Nymphenburg als Barockschloss entworfen, später kamen dann Elemente des Rokoko und Klassizismus hinzu. In zwei Jahrhunderten wurde es unter anderem auch von dem Architekt Joseph Effner vom kleinen Landhaus zur großflächigen Dreifügelanlage. Den Mittelpunkt des Schlosses bildet der Steinerne Saal mit seinem Freskenzyklus, der von üppigen Rokokostukkaturen eingefasst ist. Zu beiden Seiten des Steinernen Saales erstrecken sich die fürstlichen Wohn- und Empfangsräume.
Das Schloss erhielt seine heutigen Dimensionen während der Regierungszeit des Kurfürsten Max Emanuel (1680 bis 1726). Bei einem Rundgang kann man einen Blick in das Geburtszimmer König Ludwigs II. und auf die weltweit berühmte Schönheitengalerie König Ludwigs I. werfen – früher noch waren das die Wohnräume der Königin Caroline, der Gemahlin von König Max I. Joseph. Der Maler Joseph Stieler fertigte bis 1850 im Auftrag des Königs insgesamt 36 Porträts von Frauen aller Gesellschaftsschichten – darunter beispielsweise die „schöne Münchnerin“ Helene Sedlmayr, Tochter eines Schuhmachermeisters sowie die Tänzerin Lola Montez, die Geliebte des Königs. Eines der Werke ging leider verloren, aber der Maler Friedrich Dürck fügte 1861, einige Jahre nach der Amtszeit von König Ludwig I., noch zwei Porträts hinzu.
Im nördlichen Flügel der Schlossanlage können mehrere Räumlichkeiten für öffentliche Veranstaltungen und für private Events gemietet werden. Neben dem Orangerie- und dem Johannissaal findet sich auch der 350 qm große Hubertussaal, der vor allem für Konzerte, Theater und Galadinner genutzt wird. Bis zu 400 Leute haben bei einer Konzertbestuhlung in dem Festsaal Platz – an ausgewählten Tagen finden hier Klassikkonzerte statt, die sowohl bei den Einheimischen als auch bei den Gästen der Stadt sehr beliebt sind.
Nymphenburg – das ist nicht nur die großzügige Schlossanlage der bayrischen Herrscher, sondern auch der weitläufige, unter Denkmalschutz stehende Park mit seinen einzigartigen Wasserspielen, einem reichen Skulpturenprogramm und den außergewöhnlichen Parkburgen. Der ursprüngliche barocke Ziergarten wurde über die Jahre immer wieder verändert und erweitert und zeigt sich heute als englischer Landschaftsgarten des 19. Jahrhunderts. Seine malerische Gestaltung erhielt er durch den berühmten Gartenkünstler Friedrich Ludwig von Sckell, der auch für den Englischen Garten zuständig war.
Die ersten Arbeiten an dem Park begannen 1701 durch Kurfürst Max Emanuel, 1715 kam es zur Fertigstellung des Nymphenburger Parks. Um 1800 erteilte der bayerische Kurfürst Max IV. Joseph dann allerdings den Auftrag zur landschaftlichen Umgestaltung – der regelmäßige angelegte Barockgarten sollte ein natürlicher Landschaftsgarten mit naturgetreuen Seen und Bächen werden. Heute ist der Park ganze 180 Hektar groß, seine natürliche Form hat er sich erhalten. Außerdem wohnen jede Menge Wildtiere im Park, wie Rehe, Biber, Nattern, Eisvögel, Waldkäuze und Gänse – unsere Autorin hat frühmorgens eine Safari durch den Nymphenburger Schlosspark gemacht.
Übrigens: Die Schloss- und Gartenverwaltung Nymphenburg erhält in den kommenden Jahren eine neue Hackschnitzelanlage. Außerdem wird geprüft, welche Gebäudeteile alternativ beheizt werden können.
Bei einem Spaziergang durch den 200 Hektar großen Schlosspark empfiehlt sich auch eine Besichtigung der Parkburgen. In symmetrischer Anordnung lassen sich die Parkschlösschen Badenburg mit ihrem beeindruckenden Schwimmbecken, die von Asien inspirierte Pagodenburg sowie die als künstliche Ruine erscheinende Magdalenenklause und das Jagdschlösschen Amalienburg erkunden.
Die Badenburg neben dem gleichnamigen See gilt als erstes beheizbares Hallenbad der Neuzeit – im Inneren findet sich ein zweigeschossiger Festsaal, das kurfürstliche Appartement sowie ein prunkvoller Badesaal. Hier badete man ab den 1720er-Jahren zwischen Stuckmarmorplatten, holländischen Kacheln und einem wundervollen Deckengemälde. Auf der anderen Kanalseite gegenüber steht die Pagodenburg, gedacht als Rückzugsort nach einem Spiel auf der Mailbahn – ein golfähnliches Spiel. Das Gebäude beeindruckt durch seine vielen chinesischen Figuren, Pagoden und Elemente, wie die besonderen Tapeten. Bis heute gilt die Pagodenburg als ein Hauptwerk der „Chinamode“ des 18. Jahrhunderts.
Als drittes Parkgebäude errichtete der Baumeister und Gartenarchitekt Joseph Effner die Magdalenenklause im Schlossgarten: Diese steht etwas verwildert in einem Wäldchen, das Innere ist eine Mischung aus Kapelle und gemütlicher Stube. Dieser Ort diente als Rückzugsort für Kurfürst Max Emanuel. Und gegenüber der Magdalenenklause steht die bekannte Amalienburg: In den 1730er-Jahren wurde sie von Kurfürst Karl Albrecht für seine Gemahlin Maria Amalia als Lust- und Jagdschloss errichtet. Auch heute noch zählt die Amalienburg zu den kostbarsten Schöpfungen des europäischen Rokoko!
Im Hauptgebäude von Schloss Nymphenburg befinden sich gleich drei spannende Museen: das Marstallmuseum mit dem Museum Nymphenburger Porzellan im südlichen Teil und im nördlichen Flügel das Museum „Mensch und Natur“. Letzteres wird besonders gerne von Schulklassen besucht – hier erfahren Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene alles Wissenswerte über Naturkunde. Interaktiv kann man sich durch die neun Themenbereiche probieren – es geht um Gene bis zum menschlichen Gehirn, von Mineralien bis zur Steinzeit.
Im Marstallmuseum erfährt man hingegen alles rund um das Thema Kutschen und königliches Reisen: Über vierzig Kutschen, Schlitten und Reitzubehör aus Wittelsbacher Besitz aus den letzten 300 Jahren sind ausgestellt. Neben dem kostbaren Reitzubehör und den historischen Fotos ist das Highlight in jedem Fall der Krönungswagen von Kaiser Karl VII. Und es ist kein Zufall, dass sich das Marstallmuseum genau hier befindet: In den südlichen Kavaliersgebäuden von Schloss Nymphenburg war früher die „Leibpferde-Stallung“, in denen die höfischen Pferde während der Sommermonate untergebracht waren.
Im ersten Stock des Marstallmuseums ist außerdem das Museum Nymphenburger Porzellan untergebracht – hier kann man eine einzigartige Privatsammlung von Nymphenburger Porzellan aus dem 18. bis zum 20. Jahrhundert bewundern. Die Porzellanmanufaktur Nymphenburg wurde 1747 von Max III. Joseph gegründet, seit 1760 wird ausschließlich in den Werkstätten im Schloss Nymphenburg produziert, der Strom wird aus dem Schlosskanal gewonnen. Jedes Stück entsteht in liebevoller Handarbeit, eine ganze Woche wird an einem einzigen Teller gearbeitet. Die Porzellanmanufaktur Nymphenburg gehört seit 2016 zum immateriellen Weltkulturerbe.
Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Schloss Nymphenburg zu gelangen: Entweder nehmen Sie die S-Bahn bis zu Haltestelle „Laim“ – da diese Station noch auf der Stammstrecke liegt, fahren hier so gut wie alle S-Bahnen vorbei. Von Laim aus braucht man circa 20 Minuten zu Fuß bis zum Schlosspark oder man steigt in den Bus bis zur Haltestelle „Schloss Nymphenburg“. Alternativ können Sie auch mit der U-Bahn bis zur Haltestelle „Rotkreuzplatz“ fahren und dort in die Tram umsteigen bis zum „Schloss Nymphenburg“.
Wer lieber mit dem Auto kommt, findet vor Ort rund 450 kostenlose Parkplätze. Das Schloss eignet sich allerdings auch besonders gut für einen kleinen Fahrradausflug: Mit dem Rad braucht man vom Hauptbahnhof aus nur 25 Minuten. Oder Sie machen es wie unsere Autorin und verbinden das Ziel mit einer kleinen Stadtwanderung von Ost nach West.
Das Schloss Nymphenburg sowie der Schlosspark sind ganzjährig geöffnet.
Schloss Nymphenburg und Marstallmuseum mit Museum „Nymphenburger Porzellan“
April bis 15. Oktober: täglich 9 – 18 Uhr
16. Oktober bis März: täglich 10 – 16 Uhr
Parkburgen (Amalienburg, Badenburg, Magdalenenklause, Pagodenburg)
April – 15. Oktober: täglich 9 – 18 Uhr
16. Oktober bis März: geschlossen
Alle Objekte sind an folgenden Tagen geschlossen: 1. Januar, Faschingsdienstag, 24., 25. und 31. Dezember.
Letzter Einlass ist in allen Objekten 30 Minuten vor Ende der angegebenen Öffnungszeit.
Schlosspark Nymphenburg (Öffnungszeiten Haupttor)
November, Dezember, Januar, Februar, März: 6-18 Uhr
April und Oktober: 6-20 Uhr
Mai-September: 6-21.30 Uhr
Die übrigen Parktore werden eine halbe Stunde früher geschlossen.
Genauere Angaben und alle weiteren Informationen finden Sie unter www.schloss-nymphenburg.de.
Gut zu wissen: Mit der München Card ist der Eintritt hier ermäßigt, mit dem City Pass ist er kostenlos. Egal, welche Karte Sie wählen, der öffentliche Nahverkehr ist in jedem Fall frei.