Von der Voralpentour über Waldwanderungen mit Blick auf die südlichen Seen bis zum Rundgang durch die Stadtparks: die schönsten Spaziergänge in München und Umland.
Der Nordteil des Englischen Gartens, ehemals königliches Jagdgebiet, ist doppelt so groß und weniger überlaufen als der bekanntere Südteil. Er ist ein perfekter Ort für einen langen Spaziergang bei jedem Wetter. Von der U-Bahn-Haltestelle Münchner Freiheit führt die schöne Feilitzschstraße direkt zum Englischen Garten, und mit jedem Schwabinger Café lässt man ein Stückchen Zivilisation hinter sich, bis man schließlich den Kleinhesseloher See erreicht. Am Seehaus vorbei geht es nach Nordosten, zum Tivoli-Pavillon und schließlich Richtung Tivoli-Kraftwerk in einen Teil des Parks, der wild und unberührt und doch mitten in der Großstadt ist.
Nördlich des Kraftwerks kann man weiter zu der Mündung spazieren, an der der Eisbach in die Isar fließt. Weiter geht es nach Norden, zum Biergarten Aumeister. Nach einer ordentlichen Stärkung, zum Beispiel einer Radlermaß und einer Aus’zognen, kann man, wenn einem danach ist, am Schwabinger Bach zurück Richtung Ausgangspunkt laufen, bei postkulinarischer Erschöpfung ist es aber auch möglich, nach einem kleinen Stück rechts abzubiegen, Richtung U-Bahn-Haltestelle Studentenstadt, und sich zurückfahren zu lassen.
Erreichbarkeit: U6, Haltestelle Münchner Freiheit, Dauer: etwa zwei Stunden
Wer unsere einheimische Blumenpracht schon auswendig kennt, der sollte durch den Botanischen Garten spazieren. Besonders schön erblüht er im April, es riecht nach Frühling, und die Vögel liefern sich einen Gesangswettbewerb. Aber auch zu jeder anderen Jahreszeit überrascht der Botanische Garten mit besonderen Pflanze und Ausstellungen. Der direkt angrenzende Schlosspark Nymphenburg lädt dann noch dazu ein, den Spaziergang auszudehnen.
Auf einer Runde gegen den Uhrzeigersinn durch eines der größten Gartenkunstwerke der Welt kommt man vorbei an allerlei königlichen Prachtgebäuden: an der Pagodenburg, der Großen Kaskade, der Badenburg (früher war dort das Badezimmer der Wittelsbacher) und der Amalienburg, bis man schließlich das Schloss Nymphenburg erreicht. Dort kann man im Wirtshaus oder im Biergarten der Schlosswirtschaft Schwaige schön einkehren. Über die Magdalenenklause geht es schließlich zurück zum Botanischen Garten.
Erreichbarkeit: Tram 17 Richtung Amalienburgstraße, Haltestelle Botanischer Garten. Dauer: etwa zwei Stunden
Wenn Flüsse der Naherholung dienen, dann ist die Isar ein Wellnesshotel – reich an Platz, Unberührtheit, Einkehrmöglichkeiten. Von der U-Bahn-Haltestelle Thalkirchen dauert es keine fünf Minuten, bis man das Flussufer erreicht. Über die Brücke Richtung Tierpark, dann rechts abbiegen und immer Richtung Süden, flussaufwärts, die Sonne im Gesicht. Nach einer halben Stunde erreicht man den Gutshof Menterschwaige. Dort gibt es gutes Essen, je nach Witterung kann man außerdem Eisstock schießen oder im Biergarten sitzen.
Wanderlustige gehen von dort aus weiter der Sonne entgegen bis zur Großhesseloher Brücke, wo sie die Isar überqueren (und somit ein Stückchen Jakobsweg zurücklegen) und auf der anderen Flussseite weiter nach Süden bis zum wunderschönen Jazzbiergarten Waldwirtschaft. Von dort aus geht es entweder zu Fuß zurück Richtung Thalkirchen oder eine kurze Strecke durch den Ort Pullach zur S-Bahn-Station Großhesselohe Isartalbahnhof.
Erreichbarkeit: U3, Haltestelle Thalkirchen (Tierpark), Dauer: etwa zwei Stunden
König Maximilian II. ließ im 19. Jahrhundert in Possenhofen eine Bahnstation für den Hohen Adel errichten, damit die Kaiserin Sisi, die ihre Kindheit im nahe gelegenen Schloss verbrachte, auch besucht werden konnte. Irgendwann wurde der adelsständige Bahnhof zu einem bodenständigen S-Bahnhof umfunktioniert, den auch bürgerliche Gäste bedenkenlos ansteuern können. Nachdem man dort ausgestiegen und etwa zehn Minuten Richtung See gelaufen ist und in Erinnerung an Sisi den Blick vom Schloss über den sonnigen Starnberger See hinüber zur Roseninsel hat schweifen lassen, geht man Richtung Süden.
Man nimmt den Fußweg, der direkt am Ufer entlangführt. Nach etwa 30 Minuten erreicht man eine Schiffsanlegestelle. Dort kann man für ein abgeschiedenes Sonnenbad zur Roseninsel übersetzen oder weitergehen, bis man nach etwa eineinhalb Stunden das Nordbad Tutzing erreicht. Dort gibt es kühles Weißbier, gutes Essen und einen privaten Steg, der sich ebenfalls bestens für ein Sonnenbad eignet. Etwa nach 15 weiteren Minuten kommt man in den Ort Tutzing, wo noch mehr Einkehrmöglichkeiten und die S-Bahn zurück Richtung Stadt auf Besuchende warten.
Erreichbarkeit: S6 Possenhofen, Dauer: etwa eineinhalb Stunden
Glaubt man Ortsansässigen, dann ist das Kloster Andechs wie die Stadt Rom: Alle Wege führen dorthin. Aber wenn man nach dem langen Winter Sehnsucht nach Licht hat, sollte man den Höhenwanderweg einschlagen. Vom S-Bahnhof Herrsching am Ammersee geht man ein Stückchen östlich durch den Ort, vorbei am Gasthof zur Post und biegt dann rechts auf die Kienbachstraße ab. Nach etwa einer halben Stunde eröffnet sich ein wunderbarer Blick auf den Ammersee, nach einem kurzen Waldabschnitt genießt man das Alpenpanorama aus dem Bilderbuch, bis man das Kloster Andechs erreicht.
Im Bräustüberl gibt es frisch gebrautes Bier, beste bayerische Küche und draußen viele Möglichkeiten, in der Sonne zu sitzen. Für den Rückweg nimmt man entweder die einfache Strecke zurück durchs Kiental oder wandert am Ramsee-Denkmal vorbei, schaut hinab in das sprießende Land und schöpft das Licht voll aus. Von Wartaweil geht es am Seeufer zurück nach Herrsching.
Erreichbarkeit: S8 Herrsching, Dauer: etwa zwei Stunden fünfundvierzig Minuten
Die gemütliche Variante – die Schliersee-Umrundung. Einen Bergsee an nur einem Nachmittag umrunden? Kein Problem, wenn man die Bayerische Oberlandbahn vom Hauptbahnhof zum Schliersee nimmt. Schon die etwa einstündige Fahrt ist ein Panoramaerlebnis. Man geht kurz durch den Ort und beginnt die Schliersee-Umrundung in östlicher Richtung, für maximale Sonneneinstrahlung.
Nach etwa einer Stunde hat man den See zu zwei Dritteln umrundet und erreicht die Rixneralm – ein idealer Ort für Kaffee und hausgemachten Kuchen in holzvertäfelt-uriger Atmosphäre. Eine weitere Dreiviertelstunde später zurück beim Ausgangspunkt kann man voller Stolz behaupten, an nur einem Nachmittag einen Bergsee umrundet zu haben – und lässt sich von der Oberlandbahn pünktlich zum Aperitif in die Innenstadt fahren.
Erreichbarkeit: BOB Schliersee, Dauer: etwa eineinhalb Stunden
Wenn eine Bergseewanderung neben See- auch Bergwanderung sein soll, nimmt man die Bayerische Oberlandbahn Richtung Tegernsee, Fahrzeit ebenfalls etwa eine Stunde. Man sollte vormittags aufbrechen, da der etwa eineinhalbstündige Aufstieg hauptsächlich durch einen Wald führt und man pünktlich zur strahlenden Mittagssonne vom Berg hinunter auf den See sehen möchte.
Man folgt gegenüber dem Bahnhof ein kleines Stück der Klosterwachtstraße, bis man die erste Ausschilderung zum Berggasthof Neureuth sieht. Weiter folgt man der Beschilderung und wählt den Sommerwanderweg. Wenn man schließlich den Wald hinter sich lässt, kommt man auf eine Alm. Dort hat man einen Blick auf den Tegernsee und die Alpen, der jeden schattigen Waldabschnitt der Wanderung vergessen lässt. Man könnte ihn atemberaubend nennen – aber man sollte lieber atmen, denn die Luft hier oben ist fabelhaft.
Erreichbarkeit: BOB Tegernsee, Dauer: etwa drei Stunden
Das Murnauer Moos ist das größte zusammenhängende Moorgebiet Mitteleuropas. Das hat für Wanderfans mit Winterfrust einen entscheidenden Vorteil: Kaum Bäume werfen Schatten, das Land ist flach, das Sonnenlicht dringt in jeden Winkel der Landschaft. Die Natur erwacht aus dem Winterschlaf, im Murnauer Moos ist sie besonders vielfältig. Auf dem Weg kann man sich an Wegtafeln über die Tiere und Pflanzen im Moos informieren.
Die Wanderung beginnt an der Ramsachkirche, an den Bächen Ramsach und Lindach nach Süden. Wer möchte, macht einen kleinen Umweg zum Ort Grafenaschau, das Café Habersetzer hat am Wochenende und an Feiertagen geöffnet. Dann geht es weiter im Uhrzeigersinn, mit Blick auf die nahen Berge, bis man rechts auf den Bohlensteig abbiegt. Man passiert den Murnauer Ortsteil Westried und kommt über einen Höhenweg zurück zur Ramsachkirche, kennt ein paar Tier- und Baumarten mehr und hat sein Vitamin-D-Depot ordentlich aufgefüllt.
Erreichbarkeit: Auto über A95, Dauer: etwa drei Stunden