Die Parkstraße ist eine der lebendigsten Straßen an der Schwanthalerhöhe. Ihr Viertel, das Westend, ist seit Jahren im Kommen. Neben Café-Urgesteinen wie dem Marais eröffnen hippe Bars und vietnamesische Restaurants.
Wer sich auf die Suche nach einer besonderen Straße rund um die Schwanthalerhöhe begibt, stellt ziemlich schnell fest: Die Straßen ähneln sich, weshalb sich selbst Münchner*innen hier ab und an noch verlaufen. Außerdem hat jede Straße im Viertel so viel zu bieten, dass es schwer fällt, sich für eine von ihnen zu entscheiden. Unsere Wahl fällt vor allem deshalb auf die Parkstraße, weil hier Gastronomie und Einzelhandel aufeinander treffen. Zudem zählt die Kreuzung mit der Schwanthalerstraße zu den lebendigsten Ecken im Viertel.
Im Bermudadreieck zwischen Café Marais, Schwarzem Dackel und dem Späti King Butt treffen sich auch die Menschen aus anderen Stadtteilen auf einen Drink, einen Ratsch oder einen Döner.
Im Bermudadreieck zwischen dem Café Marais, der Bar Schwarzer Dackel und dem Späti King Butt winken sich die Menschen des Viertels zu, aber auch Gäste aus anderen Stadtteilen treffen sich hier auf einen Drink, einen Ratsch oder einen Döner. Manchmal gibt es das ja, dass Straßenkreuzungen, Ecken und Plätze diese besonders einladende und unerklärliche Atmosphäre mitbringen und damit zu einem beliebten Treffpunkt werden. Man trifft sich hier, ganz einfach, weil sich alle hier treffen. Der Anfang der Parkstraße ist so ein Ort, aber auch sonst hat die Straße viel zu bieten, wie wir an diesem Nachmittag erfahren.
Unser Tag beginnt natürlich im Marais: Kaum ein anderes Café ist in München so bekannt, auch weit über die Grenzen der Schwanthalerhöhe hinaus. Das liegt zum einen daran, dass es das Ladencafé im sich schnellwandelnden Westend schon eine Weile gibt: 2006 eröffnet, begleitet das Marais so manche Einheimische schon durch komplette Lebensabschnitte und das spiegelt sich bis heute im Publikum wider. Junge Leute treffen sich zum Lernen, frischgebackene Eltern hängen sehnsüchtig an ihren Kaffeetassen, ältere Herren lesen Zeitung und bestellen das Mittagsgericht.
Das Marais ist und bleibt zeitlos, daran kann auch das riesige Ziffernblatt im Café nichts ändern.
Aber nicht nur Publikum und Durchhaltevermögen vom Marais sind besonders, auch die Einrichtung ist einmalig: Das Ladencafé hat das 20er-Jahre-Inventar der Vormieter übernommen – einem Textil-Warenhaus. Und auch ein bisschen von dessen Philosophie, denn bis heute kann man im Marais fast alles kaufen, was man sieht. Das meint nicht nur die hausgemachten Kuchen in der großen Theke, sondern auch das Geschirr, die Möbel, die Deko und ausgesuchte Vintagekleidung, die in den Regalen hängt.
Wir entscheiden uns für ein spätes Frühstück und sind positiv überrascht: Auf der Karte stehen eigentlich nur Klassiker wie das Birchermüsli oder der Stramme Max. Ein hippes Avocadobrot oder den mittlerweile obligatorischen Chiapudding sucht man vergebens. Das Marais bleibt sich treu – das gilt nicht nur für Standort und Frühstück, sondern auch für die hausgemachten Kuchen, das Markenzeichen. Dazu einen Kaffee und man kann ganz wunderbar einen Nachmittag vertrödeln und dabei die Zeit vergessen. Das Marais ist und bleibt zeitlos, daran kann auch das riesige Ziffernblatt im Café nichts ändern.
Dass die Uhren im Westend ein wenig anders ticken, bestätigt uns auch Philipp Pander von der Kreativagentur Pandapool: „Ich habe das Gefühl, die Leute spazieren ein bisserl langsamer als in anderen Vierteln.“ Er wohnt seit eineinhalb Jahren in der Parkstraße, hat das Westend aber schon länger im Blick, weil er vor über zehn Jahren hier studiert hat. Seitdem hat sich viel verändert: „Damals hat man kaum ein Lokal zum Mittagessen gefunden, heute warten in jeder Straße vier vietnamesische Restaurants“. Mittlerweile in München ein ganz gutes Barometer dafür, wie angesagt der jeweilige Stadtteil ist. Philipps Lieblings-Vietnamese ist das Ca Go in der Kazmairstraße, eine Ecke weiter.
Ansonsten trifft man ihn zum Kuchen essen im Marais: „Es ist wahnsinnig gemütlich, wenn man bei schlechtem Wetter drinnen an den großen Fenstern sitzt“ oder zum Bier trinken im Kilombo: „Seit Jahren komme ich her und treffe deshalb immer Bekannte – aber das Kilombo ist eine der wenigen Bars, in die ich auch alleine gehen würde.“ Philipp schätzt die Gemütlichkeit in den Straßen rund um die Schwanthalerhöhe, das ewig gelobte Dorf in der Stadt, mit dem wohl jeder Stadtteil in München punkten kann. Man sucht das Kleine im Großen, kann raus in die Großstadt, die zwei U-Bahn-Stationen entfernt liegt, muss aber nicht.
Philipp schätzt die Gemütlichkeit in den Straßen rund um die Schwanthalerhöhe, das ewig gelobte Dorf in der Stadt. Man sucht das Kleine im Großen, kann raus in die Großstadt, muss aber nicht.
Die besondere Stimmung im Westend macht allerdings noch mehr aus, erklärt uns Philipp: „Das Viertel ist divers und sehr gemischt, das liegt zum einen am hohen Migrationsanteil, aber auch an den verschiedene Altersgruppen, die hier aufeinander treffen.“ Und ja, obwohl in den letzten Jahren die Mieten gestiegen sind und sich viel verändert hat, bewahrt sich das Westend seinen Charakter: „Hier geht was – und das zieht eben nicht nur positive Seiten mit sich.“ Start-ups und Labels mieten sich ein, urbane Läden und Craft-Beer-Shops eröffnen. Wem das nicht gefällt, der findet zum Glück auch noch viel Alteingesessenes wie den Park Street Pub (Parkstraße 20). Ganz nach dem Motto: zwischen Boazn und Banh Mi.
Jemand, der den Wandel im Viertel sehr begrüßt, ist Phaedra Richter-Schwarz: Im Herbst 2020 eröffnete sie ihren Laden „Happy Place“ in der Parkstraße 4, den sie mittlerweile in „heißeliebe“ umbenannt hat. Das Sortiment ist allerdings unverändert: hübsche Kerzen, Keramik und Klamotten mit Fokus auf kleinen Labels. Auch ein paar Münchner Marken finden sich hier – wie die Taschen von Bea Bühler, die Shirts von Adieu Cliché oder das Porzellan von Annika Schüler. Phaedra ist sehr froh, dass sie einen Laden genau hier gefunden hat: „Die Parkstraße ist eine der wenigen Straßen hier, in der sich Gastronomie und Einzelhandel vermischen. Die Ladenbesitzer kennen sich alle untereinander und tauschen sich aus.“
Außerdem ist es laut Phaedra der belebteste Ort im Viertel: „Vor allem freitags und samstags ist hier viel los. Die Straße ist zum Treffpunkt geworden, zum Gärtnerplatz des Westends. Man steht vor dem Schwarzen Dackel oder kauft sich noch ein Wegbier beim King Butt.“ Sie selbst sitzt natürlich auch oft im Marais, alleine schon, weil ihr eigener Laden direkt daneben ist. Mittags isst sie gerne im Banh Mi and Beer (Parkstraße 30), abends trifft man sie auf einen Drink im „Dackel“. Oder, wenn sie mit ihrem eigenen Dackel Pauli gerade Gassi geht, in einer der vielen belebten und bunten Straßen rund um die Schwanthalerhöhe.