Kaffee unter dem Herrgottswinkel und veganes Frühstück in einer alten Metzgerei? Klingt ein wenig nach dem Beginn eines Films. All das ist in München möglich, denn wer etwas erleben will, kann einfach frühstücken gehen. Hinter den Türen vieler Lokale schlummern spannende Geschichten und leckere Speisen. Ein Blick dahinter lohnt sich.
Das Ruffini in Neuhausen ist vieles: Café, Weinhaus, Laden, Catering-Service, Ort zum Zusammenkommen. Seit mehr als 40 Jahren wird es als selbstverwalteter Betrieb mit mittlerweile 26 Gesellschafterinnen und Gesellschaftern geführt. Unter der Woche gibt es bis 12 Uhr Frühstück, danach steht eine täglich wechselnde italienische Karte auf dem Programm. Am Wochenende kommen auch Nachteulen auf ihre Kosten, dann kann man nämlich bis 16 Uhr frühstücken. Gebäck und Torten gibt es sowieso den ganzen Tag. Schnell sein lohnt sich trotzdem – die Tische sind häufig stundenlang belegt. Übrigens: Wer auch nach Ladenschluss noch etwas aus dem Ruffini-Shop nebenan haben möchte, kann bis Mitternacht an der Bar einkaufen. Das lohnt sich besonders bei der vielfältigen Auswahl an italienischen Weinen.
Ruffini, Orffstraße 22-24
Alteingesessene Frühstückscafés: Café Münchner Freiheit, Café Jasmin, Ladencafé Marais
Holzvertäfelung, Kruzifix und Gewölbe: Das klingt nach traditioneller bayerischer Wirtshausatmosphäre. Und genau die bekommt man auch in der Gaststätte Großmarkthalle im Schlachthofviertel. Das vom Geschwisterpaar Ludwig und Gabi geführte Lokal ist besonders für seine täglich in der hauseigenen Metzgerei hergestellten Weißwürste bekannt, aber die Wurstauswahl ist noch viel größer: Bei Wollwurst, Briesmilzwurst und Kalbsbratwürstln werden Wurstfans fündig. Wer das Frühstück lieber süß oder vegetarisch mag, kommt mit Pfannkuchen, Kaiserschmarrn oder frischem Obatzdem mit Breze auf seine Kosten. Für alle, die den Tag besonders früh starten: Die Gaststätte öffnet schon um 7 Uhr morgens – mit der kompletten Tageskarte.
Gaststätte Großmarkthalle, Kochelseestraße 13
Mehr Weißwurst-Adressen: Turmstüberl, Augustiner Bräustuben, Hofbräuhaus, Wirtshaus in der Au, Drei Mühlen
Nicht nur der historische Ort, sondern auch seine unmittelbare Umgebung machen das Café Klenze in der Alten Pinakothek zu einem besonderen Ort. Das Museum im Kunstareal gehört zu den bedeutendsten Gemäldegalerien der Welt und beherbergt die Kunstsammlung von König Ludwig I., der Anfang des 19. Jahrhunderts den Bau in Auftrag gab – beim Architekten Leo von Klenze, dem Namenspatron des Cafés. Eine große Auswahl an Frühstücksmöglichkeiten, frisch gebackene Scones und eine täglich wechselnde Auswahl an englischem Gebäck und Kuchen laden zu einem ausgedehnten Brunch ein, ebenso wie die Kaffeevielfalt und – very british – 80 verschiedene Blattteesorten. Das britische Flair kommt übrigens vom Victorian House am Viktualienmarkt, zu dem das Café Klenze gehört. Am Wochenende ist eine Reservierung empfohlen, denn Frühstücken im Museumscafé ist kein Geheimtipp mehr.
Café Klenze in der Alten Pinakothek, Barer Str. 27
Auch gut in der Maxvorstadt: Gartensalon, Königin 43, Mary's Coffee Club
Hoch über dem geschäftigen Trubel am Marienplatz gibt es guten Kaffee und einen Ort der Ruhe. Das Café Glockenspiel ist mit seinem Blick auf das Neue Rathaus und den Alten Peter seit mehr als 25 Jahren ein fester Bestandteil der Münchner Frühstückskultur. Im fünften Stock lässt es sich besonders gemütlich in den Tag starten. Zum Frühstück kann man wählen zwischen klassisch bayerisch mit Schinken und gekochtem Ei, modern mit dem veganen Menü mit Müsli, Couscous und veganen Aufstrichen oder dem Sinnesfrühstück mit Avocado und Shrimps-Cocktail. Egal ob traditionell oder extravagant – die Auswahl ist genauso bunt gemischt wie das Publikum aus Reisenden und Einheimischen. Wer um elf oder zwölf Uhr schon im Café sitzt, hat die schönste Aussicht Münchens auf das Glockenspiel am Marienplatz. Wer den Sitzplatz mit dem Ausblick auch garantiert haben möchte, sollte vorher online oder telefonisch reservieren, im besten Fall mindestens zehn Tage im Voraus. Frühstück gibt's im Glockenspiel übrigens bis 15.30 Uhr.
Café Glockenspiel, Marienplatz 28
Auch gut in der Altstadt: Café Fräulein, Café Mozart, Café Luitpold
Von einer Metzgerei zu veganer Feinkost? Klingt im ersten Moment absurd, aber wer im Café und Deli Om Nom Nom in Sendling vorbeischaut, merkt, dass es ziemlich gut funktioniert: Dort, wo früher eine Metzgerei ihr Tagwerk verrichtete, floriert mittlerweile ein veganes Café. Überbleibsel aus der Geschichte des Ladens sind lediglich die alten Fliesen an der Wand. Davor hängt mittlerweile pinke Leuchtschrift, und auf den Tischen stehen frische Blumen. Der ganze Stolz des Ladens: die erste vegane Käsetheke Münchens. Alles, was bei Om Nom Nom über den Tresen gereicht wird, ist vegan, vom Kuchen, den Zimtschnecken, dem Grilled Cheeze Sandwich bis hin zur Spezialität des Hauses: der veganen Käseplatte. Übrigens: Das Brot wird jeden Tag von der Bäckerei Neulinger geliefert, einer von Münchens Bäckereien, die noch frisch backen.
Om nom nom, Oberländerstraße 24a
Mehr vegane Frühstückscafés: Emmi's Kitchen, Max Pett, Wagners Juicery, Deli Kitchen, Café Ignaz
Das Baader Café ist eine Institution im Gärtnerplatzviertel und gehört zu den bekanntesten Szenetreffs der Achtzigerjahre. Seit 1985 gibt es hier ein ordentliches Frühstück und eine Karte mit täglich frisch zubereiteten Gerichten sowie selbst gebackenen Kuchen. Fans von vegetarischem und veganem Essen finden auch reichlich Optionen. Wer nach dem Frühstück noch länger sitzen bleiben oder wiederkommen möchte, ist genau richtig, denn das Café hat bis Mitternacht geöffnet. Mittwoch bis Samstag gibt es jeden Abend einen musikalischen Act. Der Charme des Cafés mit den gelben Wänden und der riesigen Kassettensammlung an der Bar lässt sich nur schwer beschreiben – am besten einfach selbst vorbeischauen! Gut zu wissen: Keine Kartenzahlung und keine Reservierung möglich – das Baader Café bleibt seinen Ursprüngen treu. Und ist traditionell auch für Morgenmuffel geeignet, denn Frühstück gibt es bis 15 Uhr.
Baader Café, Baaderstraße 47
Auch gut im Glockenbachviertel: Trachtenvogl, Das Maria, Cotidiano
In der Lilli-Palmer-Straße in Neuhausen werden Träume von Influencerinnen wahr: instagrammable und Ton in Ton. Der hell gesprenkelte Boden, die Fünfzigerjahre-Kacheln und die altrosa Sitzbänke sind eine Hommage an die deutsche Schauspielerin Lilli Palmer, die Namensgeberin des Cafés und der Straße. Der gesamte Charme lässt ein wenig an die Kulisse von Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“ denken. An der langen Bar, dem Herzstück des Ladens, ist sonntags das Brunch-Buffet aufgebaut – Prosecco inklusive. Unwissende können schon einmal verwundert schauen bei der clubähnlichen Schlange vor dem Lokal. Wer statt zum Brunchen lieber unter der Woche kommen möchte: Lilli P. hat von Montag bis Freitag ab neun Uhr geöffnet und ist auch für alle Berufstätigen der Umgebung ein guter Anlaufpunkt für Kaffee am Morgen.
Lilli P., Lilli-Palmer-Straße 2
Auch gut in Neuhausen: Marita, Schlosscafé Palmenhaus, Alleecafé7
Kleine Flucht aus der Stadt gefällig? Von München aus fährt man in nur einer Stunde mit Bahn oder Auto an den Tegernsee. Und bekanntlich startet es sich mit einem ausgewogenen Frühstück am besten in den Tag. Dafür bietet sich das Aran direkt am See an. Das Brot- und Kaffeehaus wirkt durch seine großen Fenster Richtung See und Berge und den Duft nach frischen Backwaren besonders einladend. Im Mittelpunkt steht das täglich frisch gebackene Brot, das mit verschiedenen hauseigenen Aufstrichen kombiniert werden kann. Wer danach etwas Bewegung braucht, kann einen entspannten Spaziergang um den See machen oder die nächste Wanderung in die Berge starten. Das Aran ist perfekt für einen Tagesausflug in die Natur.
Aran, Seestraße 8
Auch schön für einen Ausflug: Dinzler am Irschenberg, Feinkochwerk Eatery am Pilsensee, Mangfallblau am Tegernsee