München versteht sich als Metropole zwischen Tradition und Moderne. In der Großstadt hat sich eine eigenständige Traditionskultur entwickelt. Das Münchner Brauchtum, die städtischen Feste und Märkte haben so einen ganz eigenen Flair und sind von urbaner Geschichte und Traditionen des Handwerks und des Bürgertums stärker geprägt, als von ländlichen Sitten.
Die meisten traditionellen Veranstaltungen finden jährlich statt. Ausnahmen sind der Schäfflertanz, der nur alle sieben Jahre aufgeführt wird, erneut 2019, das Zentral-Landwirtschaftsfest, das alle vier Jahre (in den Schaltjahren) abgehalten wird und der Metzgersprung in den Fischbrunnen am Marienplatz (alle drei Jahre, erneut 2019).
Der Fasching hat in München seine ganz eigene Prägung. Am 11.11. wird er im Zentrum von den Faschingsgesellschaften Würmesia und Narrhalla auf dem Marienplatz und auf dem Viktualienmarkt eingeläutet. Höhepunkte des Faschings sind neben den Bällen die letzten drei Tage unter dem Motto „München narrisch“, der Tanz der Marktfrauen auf dem Viktualienmarkt und das Geldbeutelwaschen der Stadtspitze im Fischbrunnen vor dem Neuen Rathaus am Aschermittwoch.
Vom Tanz der Marktfrauen bis zum Geldbeutelwaschen am Fischbrunnen: gefeiert wird in München zu allen Jahreszeiten.
Aber auch der Faschingszug der „Damischen Ritter“ hat in den vergangenen Jahren immer mehr Fans gefunden. Waren die Faschingsbälle ein gutes Mittel, sich zu Jahresbeginn die Kälte aus den Knochen zu tanzen, so erfreut sich die Maitanz-Besucherschaft an den Genüssen, die der Frühling mit sich bringt: Schönes Wetter, Maibaumaufstellen und Maifeste allerorten (zum Beispiel das Kulturfest am Marienplatz, das Maifest im Tierpark und das Maibaum-Aufstellen in verschiedenen Stadtteilen).
Fröhliches Treiben herrscht auch auf dem sommerlichen Kocherlball. Die Volkstanzveranstaltung findet traditionell am dritten Julisonntag im Biergarten am Chinesischen Turm im Englischen Garten statt und beginnt noch vor Sonnenaufgang. Sie ist für viele Anlass, sich in der echten Münchner Tracht zu zeigen, die sich aus der Biedermeierzeit weiterentwickelt hat und die in ihrer Machart einzigartig ist.
Hochgehalten wird die Münchner Tracht von Brauchtumsvereinen wie „Die Schöne Münchnerin“ und „Lechler“. Auch die für München und Bayern so typische Lodenkleidung entstand im Biedermeier. Im Herbst kann das Tanzbein beim Kirchweihtanz geschwungen werden. Einen Monat später heißt es jedoch: „Kathrein stellt den Tanz ein“ – der Kathreintanz beschließt den tänzerischen Jahreszyklus.
Gesungen und musiziert wird beim Münchner Hoagartn einmal im Monat. Und sogar modernere bayerische Klänge sind längst so etwas wie Tradition geworden. Herausragende bayerische Bands sind Schlachthofbronx, LaBrassBanda und Blumentopf – oder die vielen verschiedenen Formationen, in denen die Söhne und Töchter der Musikerfamilie Well auftreten.
Maiandacht, Fronleichnam, Christmette: der Festkalender Münchens ist auch von kirchlichen Traditionen geprägt.
Der Festkalender Münchens ist auch von kirchlichen Traditionen geprägt. Zu den großen kirchlichen Feiertagen finden Gottesdienste im Freien statt: Die Stadtmaiandacht an der Mariensäule auf dem Münchner Marienplatz feiert Erzbischof Reinhard Marx mit den Gläubigen aus den Pfarreien der Region München. Musikalisch gestaltet wird die Maiandacht vom Münchner Domchor und den Münchner Dombläsern.
Der Fronleichnams-Gottesdienst findet bei gutem Wetter ebenfalls am Marienplatz statt, bei schlechtem Wetter in der Frauenkirche. Nach dem Gottesdienst führt eine Prozession durch die geschmückten Straßen der Innenstadt zur Ludwigskirche und wieder zurück zum Marienplatz. Die Besucher der beliebten Münchner Christmetten in den Kirchen der Innenstadt kommen oft von weit her. Die Heiligabend-Musik auf den winterlichen Friedhöfen ist die perfekte Einstimmung auf die stille Zeit an Weihnachten.
Vom besinnlichen zum fröhlichen Feiern: Längst ist das Frühlingsfest als „kleine Schwester des Oktoberfests“ auf der Theresienwiese eine beliebte Alternative zur „großen Schwester“ geworden. Die Maidult in der Münchner Vorstadt Au ist der Auftakt zur Dultsaison mit drei Veranstaltungen. Die Dult-Stände lassen Sammlerherzen höher schlagen: Im Angebot sind Antiquitäten, Kurioses, Geschirr, Bücher, Kunst, Kleidung und Tand.
Beim Stadtgründungsfest locken Musik, Spiel und Tanz sowie Stände mit Münchner Schmankerln, Kunsthandwerk, ein Handwerkerdorf und ein großartiges Kinderprogramm mit Basteln, Dängeln und vielem mehr im Alten Hof in das Zentrum der Landeshauptstadt. Das Magdalenenfest ist eine „kleine Dult“ mit Fahrgeschäften und Gastronomie im malerischen Hirschgarten. Die Jakobidult ist die zweite der drei Dulten auf dem Mariahilfplatz in Münchner Stadtteil Au.
Absoluter Höhepunkt des Festjahres ist das Oktoberfest, das größte und bekannteste Volksfest der Welt. Zwei Wochen nach Ende der Wiesn beschließt die Kirchweihdult die Dultsaison. Vom fröhlichen zurück zum besinnlichen Feiern: Das Festjahr klingt aus mit dem Christkindlmarkt am Marienplatz und zahlreichen kleineren Weihnachtsmärkten in den Stadtvierteln.
Der Viktualienmarkt stellt eine ideale Begegnungsstätte mit einheimischen Traditionen dar: So findet auch das Fest der Blasmusik und Tracht im Juni auf dem Markt statt. Am ersten Dienstag im August wird dort der Gärtnertag abgehalten, der seinen Ursprung im 17. Jahrhundert hat. Prachtvoll geschmückte Obst-, Gemüse- und Blumenwagen ziehen, von mehreren Musikkapellen begleitet, vom Viktualienmarkt bis zum Hofbräuhaus.
Dabei werden Blumen und Gemüse an die Zuschauer verschenkt. Wo sonst als auf dem Viktualienmarkt könnte eine Tradition wie das Prominenten-Wiegen besser gepflegt werden? Es findet dort seit 1974 jedes Jahr am ersten Donnerstag nach dem Oktoberfest statt. Welcher Prominente ausgewählt wird, bleibt bis kurz vor Beginn ein Geheimnis. Die aufgewogenen Lebensmittel werden für einen guten Zweck gespendet.
München ist Bierstadt und feiert dies ausgiebig, etwa mit der Starkbierzeit vor Ostern oder mit Maibockfesten. Das „Derblecken“ auf dem Nockherberg zum Starkbieranstich und der Anstich des Maibocks sind mittlerweile gesellschaftliche und mediale Ereignisse. Auch ohne Live-Übertragung im Fernsehen ist der Tag des Bayerischen Biers ein stimmungsvolles Fest, das im Rahmen einer „Bierwoche“ begangen wird. In jedem geraden Jahr legen die Münchner Brauer im Juni den „Preuaid“ beim Brauertag ab und ziehen mit einem kleinen Festzug von der Peterskirche zum Viktualienmarkt.