Schloss Nymphenburg und sein Park gehören zu Münchens Top-Sehenswürdigkeiten. Was viele nicht wissen – in der Nähe des Schlosses gibt es den Botanischen Garten, eine Vielzahl von Museen und das tiefenentspannte Viertel Neuhausen zu entdecken. Lesen Sie hier, was Neuhausen-Nymphenburg sonst noch so einzigartig macht.
Die Geschichte von Nymphenburg beginnt mit einem Schloss, die von Neuhausen mit einem Bauernhof. Neuhausen war zuerst da. Bereits kurz nach der Stadtgründung Münchens 1158 fand der Gutshof eines gewissen Rudolfus de Niwenhusen westlich der mittelalterlichen Stadt Erwähnung. Der Landwirt war wohl Namensgeber für Neuhausen, das 1890 in München eingemeindet wurde.
Erst 1664 war Baubeginn in Nymphenburg. Zunächst entstand der heutige Mitteltrakt des Schlosses. Er wurde im Stil einer „Villa Suburbana“, eines italienischen Landhauses errichtet, wie man sie aus der Gegend rund um Turin kannte. Turin war die Heimatstadt der damaligen Kurfürstin Henriette Adelaide, Schloss Nymphenburg ein Geschenk ihres Gatten Ferdinand Maria zur Geburt des Thronfolgers Max Emanuel.
Aus dem heiß ersehnten Nachwuchs wurde ein machthungriger Feldherr, der dem Schloss bis 1726 zahlreiche repräsentative Erweiterungsbauten zufügte. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde Max Emanuels Sohn Karl Albrecht zum Kaiser gekrönt. Aus dieser Zeit stammen das Schlossrondell mit den zehn in Gelb und Weiß verputzten Palais und das zartrosa Jagdschlösschen Amalienburg im Park hinter dem Schloss sowie der Kanal mit den beiden Auffahrtsalleen. Nymphenburg kam 1899 zu München.
Heute sind Neuhausen und Nymphenburg zusammengewachsen und niemand kann mehr genau sagen, wo das eine anfängt und das andere aufhört. Das Viertel ist mit Licht und Luft und viel Grün gesegnet. Der Weg am Kanal entlang bis hinein in die Weiten des Schlossparks ist perfekt zum Joggen und Spazierengehen. Auf den Brücken über den Kanal und den Stufen am Hubertusbrunnen kann man verfolgen und sehr effektvoll fotografieren, wie die Sonne am Abend hinter dem Schloss versinkt.
Im Schlosspark mit seinen Bachläufen, Kanälen, Kaskaden und Brücken, den Seen, Statuen und den Parkschlösschen fühlt man sich wie in einem Märchenwald.
Im näheren Umfeld der Auffahrtsalleen zu wohnen, muss herrlich sein. Ab Ende des 19. Jahrhunderts entstanden hier Villenkolonien und die beliebten Altbauten im Stil der Gründerzeit. Auch ist es von hier nicht weit zum Taxisgarten, dem Biergarten, wo sich die Nachbarschaft in Neuhausen-Nymphenburg genauso trifft wie Gäste aus aller Welt.
Man möchte fast meinen, die Slowfood-Bewegung habe hier in Neuhausen ihren Ursprung genommen. Bereits 1978 traten die Mitglieder des Ruffini-Kollektivs in der Ruffini-Straße mit dem Anspruch an, besseres und gesünderes Essen anzubieten. Vielen Menschen aus dem Viertel dient es noch heute als eine Art zweites Wohnzimmer.
Die typische Neuhauserin und der typische Neuhauser sind Genussmenschen. Das lässt zumindest auch das sonstige Angebot an Läden, Cafés und Restaurants vermuten: Der Kaffee kommt aus kleinen unabhängigen Röstereien, Brot und Brötchen tragen das Bioland-Siegel und man scheint einem guten Tröpfchen nicht abgeneigt.
Den Sommer genießt man auf dem Balkon in der Vintage-Sitzgruppe vom Concept-Store nebenan oder in einem der Cafés und Restaurants gleich die Straße runter. Die Eisdiele am Rotkreuzplatz hat eine lange Tradition. Bereits ab 1879 verkaufte die Familie Sarcletti ihr selbstgemachtes Speiseeis in München, ab 1921 dann am Rotkreuzplatz, dem Zentrum des Viertels.
Die Hälfte aller Immobilien in Neuhausen steht unter Denkmal- oder Ensembleschutz. In der Lachner Straße befindet sich mit der Herz-Jesu-Kirche auch ein herausragendes Beispiel zeitgenössischer Architektur. Sie ist das modernste katholische Gotteshaus Münchens. Der Sakralbau aus dem Jahr 2000 stammt aus der Feder des Architekturbüros Allmann Sattler Wappner und beeindruckt durch seine klare und reduzierte Formensprache ohne Ornamente oder Malereien. Das monumentale, zweiflügelige Eingangstor aus blauem Glas, das fast die gesamte Kirchenfassade einnimmt, kann im Sommer zu Konzerten und Festlichkeiten geöffnet werden.
Wer weiß, vielleicht hängt die Liebe zur Musik im Viertel doch irgendwie damit zusammen, dass Mozart bereits als Siebenjähriger nur wenige Kilometer entfernt im Schloss vor dem gesamten Hof auf dem Klavier brillierte.
Eine Klavierschule im Viertel wirbt mit der Aufschrift „Neuhausen spielt Klavier“ und auch die 2022 nach umfassender Modernisierung wiedereröffnete Musik-Jugendherberge am Winthirplatz ist ein Treffpunkt für Chöre, Orchester, Bands und Theater aus aller Welt. Wer weiß, vielleicht hängt die Liebe zur Musik im Viertel doch irgendwie damit zusammen, dass Mozart bereits als Siebenjähriger nur wenige Kilometer entfernt im Schloss vor dem gesamten Hof auf dem Klavier brillierte. Noch immer ist vor allem die klassische Musik in Nymphenburg zuhause. Im Hubertussaal im Orangerietrakt der Schlossanlage finden bis heute das ganze Jahr über hochkarätige Konzerte und Veranstaltungen statt.
Zwischen Neuhausen und Nymphenburg liegt der Hirschgarten. Sein Name und ein Wildgehege mit Hirschen erinnern an eine Zeit, als das Terrain der kurfürstlichen Jagd vorbehalten war.
Bereits ab 1791 aber stand der Hirschgarten allen Menschen aus München und Umgebung als Ausflugslokal offen. Heute befindet sich hier mit 8000 Sitzplätzen Bayerns größter aber darum nicht weniger beschaulicher Biergarten umgeben von einem Park mit Wiesen, altem Baumbestand und zahlreichen Spielplätzen.
An den Kastanienbäumen angebrachte Tafeln erklären den Gästen das bayerische Biergartenbrauchtum, wonach man Getränke ausschließlich beim Wirt kaufen, seine Brotzeit hingegen auch mitbringen darf. Schon seit Generationen sorgt der winzige hellblaue Kettenflieger für die ersten Höhenflüge der Allerkleinsten. Er ist rundherum kunstvoll bemalt mit Gartenzwergen in allen Lebenslagen, die den Kindern sicher Freude machen, wenn diese es schaffen, ihre Blicke von den am Rande wartenden und winkenden Eltern zu lösen.
Geradezu märchenhaft ist die Blütenfülle des 1914 in Nymphenburg angelegten Botanischen Gartens, der vom Schloss aus zugänglich ist. Besonders zur Rosenblüte ist der Duft, der den Garten durchzieht, betörend. Das Summen der Insekten und Vogelgezwitscher erfüllen die Luft, Frösche und Kröten tummeln sich in den Teichen zwischen Seerosen und Wasserlilien. Durchwandert man das grüne Paradies, führt es einen mit seinen 14.000 verschiedenen Pflanzenarten einmal um die Welt. Palmen, Orchideen, Kakteen und bunte Schmetterlinge in den Gewächshäusern lassen Gäste auch im Winter sommerliche Momente erleben.
In der ganzen Welt kennt man König Ludwig II., den Märchenkönig, seine Schlösser wie Neuschwanstein und sein tragisches Schicksal. Das grünseiden ausgestattete Geburtszimmer, in dem er am 25. August 1845 das Licht der Welt erblickte, gehört zu den Highlights der zu besichtigenden Räume im Schloss, in dem noch heute der Chef des Hauses Wittelsbach, Herzog Franz von Bayern, lebt.
Weitere Highlights sind der über drei Geschosse reichende Steinerne Saal und die Schönheitengalerie von König Ludwig I. Hier hängt unter anderem ein Bildnis seiner legendären Geliebten Lola Montez.
Im Schlosspark mit seinen Bachläufen, Kanälen, Kaskaden und Brücken, den Seen, Statuen und den Parkschlösschen fühlt man sich wie in einem Märchenwald. Viele, auch seltene Tierarten haben hier ein Zuhause gefunden. Es lohnt sich mit der Kamera auf Safari zu gehen. An die Zeiten, als Schloss und Park Kulisse für barocke Feste des Hofes waren, erinnert heute eine Gondel, auf der man auf dem Kanal hinter dem Schloss eine Ruderpartie unternehmen kann. Im „Schlosscafé im Palmenhaus“ kann man herrlich draußen und drinnen sitzen und frühstücken oder nachmittags Kaffee trinken.
Im Nordflügel des Schlosses befindet sich das Museum Mensch und Natur. Kinder zeigen beim Besuch dieses Museums die allergrößte Ausdauer: Sie hören, was der Urvogel Archaeopteryx erzählt; erleben wie das Gehirn funktioniert; vollziehen nach, warum die Dinosaurier verschwunden sind und raten, welches Tier am schnellsten läuft – auf sinnliche und spielerische Weise erkunden sie die Geheimnisse der Natur.
Geradezu märchenhaft ist die Blütenfülle des 1914 in Nymphenburg angelegten Botanischen Gartens, der vom Schloss aus zugänglich ist.
Da das Museum Mensch und Natur wegen Umbaus zum Biotopia Naturkundemuseum Bayern voraussichtlich Ende 2022 geschlossen wird, bietet das Biotopia Lab im Botanischen Garten als Interimsplattform einen Vorgeschmack auf das zukünftige Konzept. Mit dem Virtual Reality Flugsimultor „Birdly“ kann man dort zum Vogel werden und über die schönsten Landschaften Bayerns fliegen. Oder man entdeckt das Leben im Wasser durch das Mikroskop oder legt seinen eigenen kleinen Flaschengarten an. Sogar die DNA einer Banane lässt sich dort unter Anleitung isolieren, um so etwas über die Bausteine des Lebens zu lernen.
Ebenfalls auf dem Schlossgelände liegen die 1747 von Kurfürst Max III. Joseph gegründete Porzellanmanufaktur Nymphenburg, das Museum Nymphenburger Porzellane und der Flagship Store der Manufaktur. Zwei gigantische Papageien aus Porzellan markieren den Eingang zum Laden.
In den historischen Stallgebäuden ist das Marstallmuseum untergebracht. Über vierzig Kutschen und Schlitten aus dem Besitz der Wittelsbacher sind hier zu sehen. Glanzstücke des Museums sind der Krönungswagen Kaiser Karls VII. und die Kutschen von König Ludwig II. Die Uhr auf dem Museumsdach hat so verschnörkelte Zeiger, dass man schon eine Zeitlang braucht, um die richtige Uhrzeit abzulesen. Aber das stört keinen großen Geist bei seiner Reise zurück in die Blütezeiten der Bayerischen Hofhaltung.