Als eine der höchsten Erhebungen der Stadt bietet der Olympiaberg einen herrlichen Ausblick auf das Olympiadorf – und von oben ins Stadion hinein. Bei großen Konzerten sind die Plätze auf dem Berg fast so begehrt wie Konzertkarten und sogar kostenlos. Im Sommer eignet sich der Olympiaberg außerdem zum Paar-Picknick, für einen kurzen Sundowner mit Aussicht oder einen sportlichen Kurzanstieg. Und im Winter ist er – zu Recht! – ein beliebter Rodelberg. Eine Liebeserklärung.
Zugegeben, es gibt höhere Anstiege als den Olympiaberg. Sogar ganz in seiner Nähe. Schon das Isarhochufer am südlichen Stadtrand dürfte an vielen Stellen gewaltiger aufragen. Topografisch gesehen befindet sich der Olympiaberg gar nicht so mickrige 565,1 Meter über Normalhöhennull. Allerdings liegt München im Schnitt schon 519 Meter über dem Meeresspiegel, was den Olympiaberg, wenn man an seinem Fuß steht, auf die überschaubare Höhe von rund 56 Metern schrumpfen lässt.
Bis zu den Spielen trug er auch einen deutlich weniger glamourösen Namen: Großer Schuttberg.
Damit dürfte er zu einem der wenigen „Berge“ der Welt gehören, die man nebenan von einem gut fünfmal so hohen Fernsehturm, dem Olympiaturm, betrachten kann. Entstanden ist der Olympiaberg nicht erst zu den Olympischen Spielen 1972, sondern als Trümmerberg zwischen Ende der Vierzigerjahre und Ende der Fünfzigerjahre. Bis zu den Spielen trug er auch einen deutlich weniger glamourösen Namen: Großer Schuttberg.
Genau genommen ist der Olympiaberg also weniger ein Berg im Sinne einer natürlichen Gesteinsformation als ein mit Gras bewachsener Hügel, auf den ein knieschonend sanft ansteigender, gepflasterter Weg führt und auf dessen „Gipfel“ sich eine geräumige Aussichtsplattform mit Fernrohren und Sitzgelegenheiten befindet. Einerseits.
Der Sound dort oben ist meist erstaunlich gut, auf den Westwind ist in München fast immer Verlass. Nur die Stars hat man natürlich nicht im Blick, dafür aber den Sonnenuntergang.
Andererseits ist ja fast alles relativ. Und dann muss man eben auch wissen, dass man von hier oben nicht nur den weitläufigen Olympiapark sehr gut überblicken kann. Vor allem kann man die Superstarkonzerte im Olympiastadion ganz gemütlich von der Picknickdecke aus verfolgen. Der Sound dort oben ist meist erstaunlich gut, auf den Westwind ist in München fast immer Verlass. Nur die Stars hat man natürlich nicht im Blick, dafür aber den Sonnenuntergang.
Es gibt entsprechend übrigens auch keinen besseren Platz, um im Sommer die Sonne über der Stadt wieder aufgehen zu sehen. Man versteht dann auch schlagartig, wie es passieren konnte, dass sich diese Stadt aus dem ironischen Thomas-Mann-Wort „München leuchtete“ in dessen satirischer München-Erzählung „Gladius Dei“ ein ziemlich unironisches Selbstverständnis zimmern konnte, nach dem sogar eine offizielle Ehrenmedaille benannt ist: „München leuchtet“. Aber das tut es hier bei Sonnenaufgang ja wirklich völlig unironisch und fast schmerzhaft schön.
Besonders glorios ist es dann, wenn man auch noch das Glück guter Sicht hat und hinter der Silhouette der Stadt im Gegenlicht die Alpen erscheinen. Da ist es im Übrigen auch sehr praktisch, dass man den vollen Picknickkorb nur ein paar Meter und nicht ein paar Tausend Meter hochtragen muss, was ja unvermeidbar wäre, wenn man das Stadtpanorama von den Alpen aus überblicken wollte. Zumal man sich dann ohne Not um den majestätischen Blick auf eben diese Alpen hinter der Stadt bringen würde. Nicht schlau.
In guten, schneereichen Wintern werden deshalb auch schon mal ganz schlaue Menschen auf Tourenski gesichtet. Tatsächlich bietet sich hier bei ausreichend Schnee ja immerhin die härteste Skitour Münchens. Präferiert werden sollte, ausgehend vom Martin-Luther-King-Weg am Fuße des Bergs, die Nordflanke. Und nach acht bis zehn Aufstiegen dürfte sich auch irgendwann ein echtes Tourengefühl einstellen. Ein Schlitten tut’s natürlich auch.
Nicht so schlau erschien es dereinst, einen Parallelslalom im Rahmen des Alpinen Ski-Weltcups hier zu veranstalten. Aber wenn man ohnehin schon leuchtet, dann kann man für so was – in den Jahren 2011 und 2013 – auch ein paar Tonnen Schnee mit Lastwagen ankarren. 2013 gewann mit Felix Neureuther aus Garmisch sogar ein Bayer. So ein Teufelskerl.
Jetzt im Sommer ist so ein Aufwand aber gar nicht nötig. Es spaziert und joggt sich auch herrlich, etwa zur Olympia Alm („Olyalm“), die während der Bauarbeiten zur den Olympischen Sommerspielen 1972 ein Kiosk für die Bauarbeiter war und heute ein fabelhaft geselliger Biergarten ist. Wer Kinder hat oder zu wenig Adrenalin im Blut, der kann sich ja mit Purzelbäumen anschließend von oben herunterkugeln.
Was hier also endlich endgültig gesagt sein soll über Berge im Allgemeinen, den Olympiaberg aber natürlich ganz im Besonderen, ist dies: Es kommt nicht darauf an, wie hoch ein Berg ist, es kommt darauf an, dass man es sich möglichst schwer macht herunterzukommen.