Der Auer Mühlbach ist ein etwa sieben Kilometer langer, aus Isarwasser gespeister Münchner Stadtbach. Das Besondere: An der Mondstraße im Süden der Stadt verleiht er dem Viertel ein magisches Flair.
Münchens Klein-Venedig wird die Gegend um die Mond-, Ecke Voßstraße gern genannt. An diesem Fleckchen unterhalb des Giesinger Bergs blitzt der Auer Mühlbach ein paar Meter an der Oberfläche auf, bevor er den Großteil seines Weges durch die Stadt wieder im Untergrund zurücklegt.
Hier scheint die Welt in Ordnung zu sein. Die Menschen schätzen und genießen, was sie haben: Idylle pur – und das mitten in der Stadt. Die Nachbarschaft hält zusammen, in einem Hauseingang findet sich eine Tauschbörse mit allerhand Trödel und Brauchbarem. Gegenüber an der Ecke parkt ein Traktor. Ein Rentner ist hier schon in den Bach gesprungen, um verirrte Entenküken zu retten. Und tatsächlich ist es der Auer Mühlbach, der für das gewisse Etwas sorgt.
Die Szenerie ist ein Überbleibsel aus dem 19. Jahrhundert, als die Münchner Altstadt von Bächen und Kanälen durchzogen war. Damals nutzen die Münchner das Wasser des Auer Mühlbachs als Antriebskraft für Mühlen und Schmieden sowie zum Wäschewaschen und auch Feuerlöschen. Erst später wurde das Bächlein wie viele Münchner Stadtbäche verrohrt und teilweise mit Betondecken versehen. Denn für die Stadt waren die offenen Bäche damals vor allem Verkehrshindernis, Gefahrenquelle und finanzielle Belastung. Die vielen Brücken und Stege mussten unterhalten werden. Deshalb hat man die Bachläufe teilweise sogar mit Magerbeton verfüllt.
Eine Schande, befand man Jahrzehnte später. Denn heute sehen die Menschen vor allem den Freizeit- und Erholungswert der Bäche. Das erkannte auch die Stadt. Sie beauftragte 1981 das Planungs- und Baureferat, ein Konzept für die Wiederbelebung der Stadtbäche zu erarbeiten: „Oberflächengewässer sind wegen ihrer großen Bedeutung für den ökologischen Ausgleich und die Erholung der Bevölkerung naturnah zu erhalten bzw. zu gestalten und insgesamt zu vermehren. Ihre Wasserqualität ist zu verbessern." (Aus dem Stadtentwicklungsplan 1983)
So kam es langsam zum Umdenken. Die Grünen und grüne Organisationen engagierten sich zunehmend. „Stadtbäche tragen zur Abkühlung der Hitzeinsel Stadt bei“, sagt Wolfgang Heidenreich von Green City e.V. Und so ist der Auer Mühlbach seit dem Jahr 2000, nachdem man die Betondecken entfernte, an vielen Stellen wieder direkt erlebbar – wie eben auch an der Mondstraße, wo ihn die Bewohner*innen teilweise direkt in ihrem Hinterhof genießen können.