Alles kann, nichts muss. Sind das nicht schöne Aussichten für einen Tagesausflug in die Gegend rund um den Starnberger See? Nur eine halbstündige Fahrt mit der S-Bahn von München entfernt, starten drei wunderbar kurze und unangestrengte Wander- und Radeltouren. Unsere Autorin hatte bereits das Vergnügen.
Ankunft am Starnberger Bahnhof. Ein Riegel weißer Berge, davor der See. Gott schuf diesen Ort wohl für den siebten Tag, an dem er nur noch wunderbar entspannen wollte. Münchner*innen zieht es seit jeher hinaus an den Starnberger See, weil sie hoffen, dass etwas von der Grandezza dieser Kulisse auf ihr Leben abfärbt.
Der Weg zum Einstieg der Wanderung durch die Maisinger Schlucht führt mich erst mal vom See weg. Gegenüber des Bahnhofs und auf dem Weg durch Starnberg fallen mir an diesem Frühlingstag zum ersten Mal das Hotel Bayerischer Hof und weitere historische Gebäude aus der Zeit auf, als der Ort ein mondänes Seebad war und wohlhabende Kurgäste anzog. „Sommerfrische“ war das Zauberwort an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Über einem, mit floralen Ornamenten des Jugendstils verzierten, Eingang steht geschrieben: „Am stillen See sitz‘ ich und starre in ein gespiegeltes Paradies.“
Gleich nach dem Überqueren der Durchgangsstraße wird es ruhig, fast dörflich. Vogelgezwitscher setzt ein und begleitet mich von hier an für den Rest der Wanderung. Gut sichtbar zweigt an der Söckinger Straße der Weg in die Maisinger Schlucht ab.
Hier erwarten mich keine Höhenmeter, dafür der murmelnde Bach und das Klopfen eines Spechtes. Sumpfdotterblumen sorgen für gelbe, Anemonen für weiße und lila Sprengsel im noch lichten Wald. Je weiter ich in die Schlucht hinein laufe, desto steiler werden die Hänge rechts und links vom Bachlauf. Hin und wieder säumen einzelne Felspassagen den Weg. Wer überholt oder entgegen kommt, grüßt mit einem freundlichen „Servus“. Eine Familie hat sich zur Rast auf einen Baumstamm gesetzt. Die Kinder pritscheln begeistert am Bach. Ein Lager am Fluss, Hüttenbauen – am Programm für einen glücklichen Kindernachmittag hat sich vielleicht doch nicht soviel geändert.
Dann endet die Schlucht und der Weg führt durch Maising, wo es ein paar sehr schöne Gasthöfe gibt. Wenige Minuten später gelange ich an den Maisinger See. Er ist ein Relikt aus der Eiszeit. Im Sommer kann man hier Baden und im Maisinger Seehof einkehren. Ich gönne mir ein Helles und setze mich damit auf eine der Bänke mit Blick auf das Wasser. Der See ist ein Brut- und Rückzugsgebiet für einheimische Vogelarten und Zugvögel. Einen Eisvogel habe ich zwar nicht gesichtet, dafür aber zahlreiche Graureiher.
Auch auf dem Rückweg, der durch Laubwald über Söcking zurück nach Starnberg führt, halte ich immer wieder an und lasse die Natur auf mich wirken. Wie gut das Frühjahr riecht. Über mir schreit ein kleiner Raubvogel. Er fliegt so tief, dass ich die Sonne durch seine Flügel schimmern sehen kann. Auf der Wiese gegenüber turnt doch tatsächlich ein schneeweißes Hermelin. Ich habe noch nie eines gesehen! Nur als Hermelinmantel auf den Porträts der bayerischen Könige.
Zurück in Starnberg erlaube ich mir vor der Heimfahrt noch ein Eis und ein gutes Stündchen Aufenthalt auf der Strandpromenade, die um diese Uhrzeit nicht mehr ganz so still ist. Und ja – das trifft es schon sehr gut – sitze dort und starre in ein gespiegeltes Paradies.
Detaillierte Informationen zu dieser und vielen weiteren Touren gibt es auf:
www.starnbergammersee.de
Zu dieser entspannten Radltour verabrede ich mich im Sommer mit meiner Schwester, die für schweißtreibende Bergtouren und Gipfelglück so gar nicht zu haben ist. Durch Wald und Wiesen leicht dahin radeln, gemütlich einkehren und Bade-Hopping in gleich drei Seen, das ist schon eher ihr Ding. Der Weßlinger, der Pilsen- und der Wörthsee bilden zusammen mit den wesentlich größeren Gewässern Ammer- und Starnberger See die „Kulturlandschaft StarnbergAmmersee“. Und kulturell ist wirklich einiges geboten entlang der Strecke, das können wir nur bestätigen.
Die Ortschaft Weßling, an deren S-Bahn-Station wir unsere Fahrradtour beginnen, kommt ganz unaufgeregt daher, kann aber mit einer Reihe berühmter Persönlichkeiten aufwarten: Bereits 1870 entdeckten die Maler das idyllische Dorf als Motiv für sich; mit der Fertigstellung der Bahnstrecke zog Münchens gute Gesellschaft nach. Im Café am See traf man sich zum Plauschen und Kartenspielen. Kein Geringerer als der Maler Auguste Renoir hat die Aussicht auf den kleinen See im Herzen der Ortschaft gemalt, als er 1910 hier den Sommer mit seiner Familie verbrachte.
Um die selbe Zeit ließ sich auch der Psychiater Alois Alzheimer in Weßling nieder, während er in München an der nach ihm benannten Krankheit forschte. Wir sperren unsere Räder erst einmal ab und laufen ein Stück die Uferpromenade entlang, um uns den Landsitz des berühmten Nervenarztes aus der Nähe anzusehen.
Dann radeln wir weiter hügelauf und hügelab nach Seefeld, wo so ziemlich alles der alten bayerischen Hochadelsfamilie der Toerrings gehört: die zwei namentlich gekennzeichneten Parkplätze des Grafen vor dem Schloss genauso wie Schloss Seefeld selbst, der Pilsensee zu Füßen des Adelssitzes, Wälder und Wiesen ringsherum und auch unser letztes Etappenziel, der Wörthsee.
In der ehemaligen Schlossbrauerei, im sogenannten Bräustüberl, besteht meine Schwester auf eine typisch bayerische Brotzeit und dazu bestellt sie uns, na was wohl, ein Helles aus der Brauerei Toerring. Hier nebenan, im ehemaligen Wirtschaftshof, gibt es eine Reihe von Ateliers, Werkstätten und exklusiven Boutiquen, die zum Teil auch an Wochenenden geöffnet haben. Bevor wir weiter radeln, werfen wir begehrliche Blicke auf die Schmuckauslage im Torbogen-Atelier der Künstlerin Nele Spari.
Der Weg vom Schloss zum Strandbad am Pilsensee dauert keine zehn Minuten, aber er ist voller herzerhebender Ausblicke. Das Auge schweift über Wiesen, Schilfgürtel und Holzstege hinweg bis zum See und weiter zu den Bergen. Ein Naturdenkmal ist die Eichenallee an der heutigen Staatsstraße. Sie ist eine der längsten und schönsten Europas und die erste Allee Bayerns. Die Bäume wurden wahrscheinlich schon um 1770 (von den Toerrings!!!) gepflanzt.
Das Strandbad wird mit sehr viel Liebe geführt. Das zeigt sich schon beim kulinarischen Angebot: Von der Johannisbeerschorle bis hin zu den leckeren Kuchen ist hier alles bio. Eine der Eigentümerinnen bietet donnerstags bei Sonnenuntergang sogar Zumba-Kurse an. Wir plantschen ausgiebig und erfreuen uns anschließend im Schatten der alten Bäume am Sonnengeglitzer auf dem Wasser und dem idyllischen Blick auf das gegenüberliegende Schloss.
Das Beste zum Schluss: Der Wörthsee ist mein absoluter Lieblingssee. Beim Anblick der strahlend türkisen Oberfläche könnte ich juchzen vor Glück. Und Steinebach und auch das etwas höher gelegene Walchstadt mit ihren alten Bauernhöfen wären meine Wohnorte erster Wahl, würde ich mich von München verabschieden.
Perfekt wäre ein Häuschen „Am Alpenblick“ zwischen beiden Orten. Dieses traumhafte Panorama lassen wir uns nicht entgehen, auch wenn wir dazu etwas von der Route abweichen und es steiler als gewohnt bergan geht. In der Ferne erkennen wir sogar den Kirchturm von Kloster Andechs.
Die reguläre Tour führt entlang der Bahnlinie zurück nach Weßling. Wir wollen aber einfach noch bleiben, uns auf dem Wasser treiben lassen und dabei in den Himmel schauen und dann auf der Terrasse des Seehaus Raabe den Standup-Paddlern zusehen und unseren Sprizz gegen die Sonne fotografieren. Was weiter kein Problem ist. Die S-Bahn fährt nämlich auch von Steinebach nach München zurück.
Detaillierte Informationen zu dieser und vielen weiteren Touren gibt es auf:
www.starnbergammersee.de
Auf die Ilkahöhe wandere ich Ende Februar mit einem Freund, der Liebeskummer hat. Wir haben viel zu reden und viel zu schweigen und keinen Nerv für eine komplizierte Wegführung. Deshalb entscheiden wir uns für die Ilkahöhe, denn vom Tutzinger Bahnhof aus kann man sie ganz bequem in einer Stunde erreichen. Bei minimaler Kraftanstrengung genießt man oben angekommen eine maximal schöne Aussicht auf den Starnberger See und auf die Alpen von der Zugspitze bis hinein in den Chiemgau. Für erdkundlich Interessierte: Die 726 m hohe Ilkahöhe besteht aus der Moräne, die der Würmgletscher am Westufer des Starnberger Sees (bis 1962 als Würmsee bezeichnet) in der letzten Eiszeit zurückgelassen hat.
Das Bergpanorama bietet den perfekten Hintergrund für schöne Gespräche, die nur durch ein gelegentliches „Ach ist das hier herrlich!“ unterbrochen werden. Sehr beliebt ist auch das Rätseln darüber, wie denn dieser oder jener Berg nochmal heißt. Wie immer liegen wir mit unseren Versuchen ziemlich daneben, was uns aber nichts ausmacht und den Bergen noch viel weniger: Sie verharren weiter in majestätischer Gleichgültigkeit. Wir laufen auf- und ab und verpassen Gipfeln falsche Namen, bis wir lachend auf eine der vielen Bänke sinken.
Zum Abschluss stoßen wir im Biergarten vom Forsthaus auf der Ilkahöhe auf die Liebe und die Freundschaft an. Mein Bekannter sagt so etwas wie: „Das Leben muss ja weitergehen“, und bestellt sich zur Bestätigung einen Schweinsbraten.
Wir hätten dann auch noch eine gute halbe Stunde weiter zum Deixlfurter See wandern können und von dort aus über einen Walderlebnisweg in etwa einer Dreiviertelstunde zum Bahnhof in Tutzing zurück. Hätten wir – aber wie gesagt: Alles kann, nichts muss.
Detaillierte Informationen zu dieser und vielen weiteren Touren gibt es auf:
www.starnbergammersee.de