Ganze 64 Kleinbrauereien gab es vor ewigen Zeiten in München. Wie viele damals auch Verköstigung angeboten haben, ist nicht mehr nachvollziehbar, aber sicher nur eine Minderheit. Hier wollen wir uns auf große und kleine Brauereien der Gegenwart konzentrieren, die an der Braustätte auch eine Gastronomie anbieten. Speis und Trank am Herstellungsort des flüssigen Mannas – das hat seinen ganz besonderen Reiz.
Die Augustiner-Brauerei betreibt von jeher keine Werbung für ihre Produkte und Gaststätten, pflegt aber ihre Corporate Identity. Lustiger Fakt am Rande: Die Dienstautonummern beginnen mit M – AU, die Diensthandys mit 1328, dem Gründungsjahr der Brauerei. Es soll sogar eine Punkband namens namens „1328“ geben.
Die Augustiner Bräustuben mit ihren langen Holzbänken und dem Besteck in Bierkrügen wurde 1994 gleich neben dem Brauereigelände an der Landsberger Straße eröffnet. Hier befand sich im 19. Jahrhundert der Pferdestall für die Brauereirösser. In einem kleinen Teil der Gaststätte blieb davon ein Rest übrig, in dem während der Wiesn die Pferde des Brauereigespanns nächtigen. Die Wiesnmaß ist in der Bräustuben etliche Euro billiger als auf dem Festgelände.
Weil das frisch gezapfte bernsteinfarbene Hopfenprodukt am Herstellungsort besonders süffig schmeckt, bedarf es einer deftigen Unterlage. Natürlich wird in der Bräustuben auch etwas für Fans der vegetarischen Küche geboten, doch der Schwerpunkt liegt auf traditioneller Wirtshauskost wie Schweinsbraten und -haxen, Zwiebelrostbraten, Backhendl aus der warmen, und einem Schmankerlbrettl oder Wurstsalat aus der kalten Küche.
Augustiner Bräustuben, Landsberger Straße 19
Das Gebäude am Kapuzinerplatz 5 war der ehemalige Ausschank der Bierbrauerei Thomasbräu und seit jeher ein Münchner Wirtshaus. 1989 zog das erste Paulaner Bräuhaus im Kapuzinerplatz 5 ein. Das Neurenaissance-Gebäude wurde 1892 errichtet, nach Entwürfen der Architekten Grässel und Pruska. Die in die Gaststätte integrierten Braukessel verströmen Gemütlichkeit und einen unwiderstehlichen Duft.
Mit dem „Ausflug ins Grüne“ und „Fleischlos glücklich“ bietet die Speisekarte eine ansehnliche vegetarische Auswahl, ohne dass Fleisch- und Fischgerichte deshalb zu kurz kommen. Auch beim Lesen der Nachspeisen läuft einem das Wasser im Mund zusammen.
Und erst die Biersorten! Zur Bräuhaus-Wiesn 2022 wurde das Resi-Bier gebraut (Alkoholgehalt 6,2%). Zum Erwerb stehen außerdem Bräuhaus-Zwickl, Bräuhaus Weiße, Vitali, Vroni, der dunkle Balthasar Doppelbock, die Fesche Joseffa und der Bockige Beppo, Vladimir, die Rote Wilma und Susan (Pale Ales), die Weißbiere Simone und Pauline, für den kräftigeren Bedarf noch das Imperial Stout Archibald (Alkoholgehalt 6,7%), Thomass Bock (7,4%) und der Whiskey Bock (9,3%). Und das sind noch nicht alle ...
Paulaner Bräuhaus, Kapuzinerplatz 5
Die doppelstöckige Bräustube in der Obergiesinger Martin-Luther-Straße ist zum Szene-Treff für Bierfans geworden, die Schänke empfängt Food- und Szene-Blogger. Über den Tischen hängen Lampen in alten Bierflaschen. Ganz klein hat dies alles begonnen, in einer Giesinger Hinterhofgarage. Es galt, sich neben den mächtigen sechs Großbrauereien zu behaupten. Fleiß, Beharrlichkeit, Einfallsreichtum und Crowdfunding führten schließlich zum Erfolg. Heute arbeiten bei der „Giesinger Biermanufaktur und Spezialitätenbraugesellschaft mbH“ rund drei Dutzend Menschen. In Milbertshofen ist eine zweite Produktionsstätte entstanden.
Die zweiseitige Speisekarte ist abwechslungsreich. Zu den ständig erhältlichen sieben „Hauptbieren“ gehören auch ein Märzen und ein Pilsener. Als stärkere saisonale Kaliber präsentieren sich der Winterbock, der Innovator und der Sternhagel, dessen „Gefahren" bereits daraus hervorgehen, dass die Etikettenbeschriftung auf dem Kopf steht. Craftbiere runden die Palette ab.
Der „Ginsinger“ ist, wie sein Name unschwer erkennen lässt, ein Münchner Gin „mit der erfrischenden Note von Lemondrop und Hersbrucker Hopfen“.
Giesinger Bräustüberl, Martin-Luther-Straße 2
„No reservations, just show up“ – so lautet das Motto auf der Begrüßungsseite des True Brew-Teams im Münchner Schlachthofviertel – schaut einfach vorbei, reserviert wird nicht.
Und genauso spontan geht es im Lokal auch zu. Das junge Personal ist originell tätowiert, es kennt seine zahlreichen treuen Stammgäste und umgekehrt. Geradezu ein Alleinstellungsmerkmal sind die kunstvoll und kunterbunt gestalteten Dosen, in denen über zwei Dutzend Getränkesorten angeboten werden. Frisch gezapft vor Ort bekommt man Joyride, Summit, Beyond The Pines und IPA.
True Brew Crew, Dreimühlenstraße 25
Das Schiller-Bräu mit der zugehörigen Wirtschaft im Bahnhofsviertel ist Teil des gastronomischen Konzepts „mk | hotel münchen city & Schiller Bräu“, zu dem auch ein Hotel zählt. Bevor man sich zur Ruhe begibt, laden die freundlichen Gasträume des Schiller-Bräus schon optisch zu einem gemütlichen Beisammensein ein. Das neorustikale Ambiente mit urtümlicher Holzvertäfelung und massivem Holzmobiliar ist auch bestens für gesellige Stammtischrunden geeignet. Es gibt bayerische Spezialitäten aus Küche und Braukeller.
Ganzjährig werden Helles, Dunkles, Weißbier und das rotbraune Schep's angeboten, aber auch die „Monatsbiere“ wecken bereits durch ihre Namen Gelüste. Als Beispiele seien der dunkle Doppelbock „Krampus“ (Januar) genannt, das Märzen „Mingara Stritzi“ und der Maibock „Pirschgänger“. In anderen Monaten trifft man u.a. auf ein Dreikornbier, ein Rotbier, ein Emmerbier und ein Brezenbier.
Schiller-Bräu, Schillerstraße 23
Im urgemütlichen Bräustüberl der Forschungsbrauerei in München-Perlach werden folgende Räumlichkeiten angeboten: Bierhalle, Probierstüberl, Fernsehstüberl – und natürlich das Bräustüberl selbst. Sie alle strahlen eine wohnzimmerhafte Behaglichkeit aus.
Aus der abwechslungsreichen Speisekarte seien repräsentativ die Beispiele genannt, die eine eigene Note aufweisen: Original Forschungsbräu „ogmachta Kas“, Forschungsbräu-Brotzeit, Forschungsschnitzel und Forschungssalat.
Die Biersorten: Gottfried Jakobs Blonder Bock, Exportbier Hell, Vollbier Hell, Exportbier Dunkel, die Wahre Weiße (Hefe-Weißbier in Bio-Qualität, die Wilde Weiße (Weißbierbock)
Forschungsbrauerei Braustüberl, Unterhachinger Straße 78
Im wildromantischen Isartal wurden Ende des 19. Jahrhunderts zwischen Thalkirchen und Kochel die Stationen einer Regionalbahn gebaut, die auch noch aus heutiger Sicht eine Augenweide sind. In einer davon, dem Großhesseloher Isartalbahnhof, residiert das Isartaler Brauhaus. Das hauseigene süffige „Stationsweizen“ (Hallertauer Hopfenöler, Weizenmalz aus Schierling) bringt es auf 5,4% Alkoholgehalt. Die Flaschengröße (0,33 l) wäre noch ausbaufähig, gerade für so heiße Sommer wie 2022 einer war. Die grandiose Natur-Umgebung (Isar-Hochufer) lädt natürlich zu Expeditionen ins Grüne ein.
Isartaler Brauhaus, Kreuzeckstraße 23b, 82049 Pullach
Anreise: Mit der S7 Richtung Wolfratshausen, Ausstieg: Großhesselohe, Fahrtzeit: etwa 20 Minuten ab Marienplatz
Das „Flugwerk“ in Feldkirchen strotzt vor Originalität. Ein Weißwurstfrühstück wird unter dem Codewort „Autowaschen“ bestellt. Zur Currywurst wird eine Käsekrainer verwendet. Die Kässpatzen atmen Weißbier. Der Flugwerk-Burger lockt mit Ochsenfetzen, und das leckere Mal kann mit Bieramisu abgeschlossen werden. Neben der „Heiligen Dreifaltigkeit“ (Helles, Dunkles, Weißbier) wurde für die Weihnachtszeit ein Weißbierbock (6,6 %) eingebraut.
Flugwerk, Sonnenstraße 2, 85622 Feldkirchen
Anreise: Mit der S2 Richtung Erding/Markt Schwaben, Ausstieg: Feldkirchen, Fahrtzeit: 30 Minuten ab Marienplatz
Im Airbräu-Restaurant mitten im Münchner Franz Josef Strauß-Flughafen verbindet man Brauhaus-Tradition mit internationalem Flair. Im Restaurant sitzen die Gäste inmitten der kupfern glänzenden Braukessel. Die gemütliche Zirbelstube selbst ist über 120 Jahre alt. Es gibt auch einen überdachten Biergarten und die Airbräu Tenne, eine Eventlocation, die bis zu 250 Personen Platz bietet. Dort treten auch Bands und Comedians auf.
Auf der gut besetzten Speisekarte sticht das attraktive Brotzeit-Angebot ins Auge, das aus vielen Gaststätten verschwunden ist. Aus der abwechslungsreichen Bier-Palette seien das Märzen hervorgehoben, das seltener geworden ist, der dunkle Doppelbock Aviator (zwischen Aschermittwoch und Karfreitag) und das dunkle Weißbier Mayday, das immer am 1. Mai angestochen wird.
Airbräu, München Airport Center, Terminalstraße Mitte 18, 85356 München
Anreise: Mit der S1/S8 zum Münchner Flughafen, Fahrtzeit: 45 Minuten ab Marienplatz
Gut zu wissen: Unter dem Motto „Der schnellste Weg zum bayerischen Bier“ bietet der Bayerische Brauerbund einen „Bierfinder“. Hier kann man online nach Brauereien und Brauereigasthöfen und seinem Lieblingsbier in München und ganz Bayern suchen.