München ist geprägt von außergewöhnlichen Frauen. In unserem Fragebogen stellen wir einige von ihnen vor. Dieses Mal: Birgit Stempfle. Die offizielle Gästeführerin der Stadt München führt unter anderem die Tour „Ohne Frauen geht nix“, die das Vorurteil aus dem Weg räumen soll, dass nur Männer die Vergangenheit Münchens gestalteten.
Als Münchnerin geboren oder zur Münchnerin geworden?
Ich komme aus der Gegend rund um den Chiemsee, mich hat der Job nach München gebracht. Dann wurde aus München unser Familienmittelpunkt.
In welchem Viertel sind Sie zu Hause?
In Waldperlach, aber ich mag die Altstadt auch sehr gern und verbringe dort viel Zeit.
Wie schmeckt München?
Vielfältig. Von Weißwürsten, Obatzda und Brezn vom Viktualienmarkt bis zur noblen Drei-Sterne-Gastronomie und der ganzen Welt.
Wie klingt München?
Nach dem Glockenspiel im Turm des Neuen Rathauses. Jeden Tag um 11 und 12 Uhr und im Sommer zusätzlich noch um 17 Uhr tanzen bunte Figuren zum Glockenspiel. Während die obere Ebene die Feier zur Hochzeit von Herzog Wilhelm V. mit Renate von Lothringen darstellt, zeigt die untere die Schäffler. Diese Fassmacher sollen nach der Pestepidemie die Ersten gewesen sein, die sich wieder auf die Straße trauten und die Bevölkerung ermutigten.
Wie riecht München?
Am Eisbach riecht München immer total frisch nach dem Wasser und der Gischt, die hochspritzt.
München ist die einzige Stadt, in der man ...
... so unbeschwert und vielfältig leben kann. Gleichzeitig Großstadt und Dorf!
Welche Münchnerin sollten alle kennen?
Die Wissenschaftlerin Therese von Bayern. Im späten 19. Jahrhundert war es für eine Frau, insbesondere eine adelige Frau, ungewöhnlich, Wissenschaft zu betreiben. Der Zutritt zur Universität war Frauen eigentlich untersagt. Durch ihre Forschungsreisen auf anderen Kontinenten entstand ihre wichtige zoologische Sammlung. Therese von Bayern erhielt 1897 als erste Frau die Ehrendoktorwürde der Universität München.
Ihr liebstes bairisches Wort?
„Gspusi“. Das ist eine Bezeichnung für jemanden, mit dem man eine Liebschaft eingeht. Das Wort kommt aus dem Italienischen von „sposa“ und bedeutet „Braut“.
Das schönste Gebäude der Stadt?
Die Amalienburg gefällt mir am besten, weil der silberne, florale Stuck einzigartig unter den bayerischen Schlössern ist.
Der eingängigste München-Song?
„Sommer in der Stadt“ von der Spider Murphy Gang. Alle Einheimischen kennen die Band, sie beschreibt das Lebensgefühl in München am besten. Der Song handelt von den allseits beliebten Orten im Sommer, wie dem Englischen Garten, der Isar oder dem Brunnen am Stachus.
Isar oder Eisbach?
Die Isar, weil sie mit ihren Ufern vielfältiger ist.
Biergarten oder Bar?
Biergarten, weil ich mich nicht mehr so ins Nachtleben stürze, und weil es dort geselliger ist.
Philharmonie oder Blasmusik?
Alles zu seiner Zeit, denn die Philharmonie mag ich sehr gern, aber auch Blasmusik kann auf einem Waldfest super sein.
Auf die Berge oder an die Seen am Wochenende?
Auf die Berge, weil sich dort die Gedanken ordnen und die Berge mich glücklich machen. Ich bin öfter auf der Zugspitze mit Gästen, und für mich ist es ein absolutes Highlight, bei klarem Wetter über die Alpen und über 300 Gipfel zu schauen. Privat liebe ich das Bergwandern, die üppig blühenden Bergwiesen im Juni, die Almen, den Fernblick und ja, auch die Anstrengung und die Vorfreude auf die Brotzeit auf der Hütte oder das selbst hochgeschleppte Pausenbrot am Gipfel.
Der beste Ort in München, um den Besuch zu beeindrucken?
Die Eisbachwelle am Englischen Garten, wo die Surfer im Sommer wie im Winter ihre Tricks zeigen.
Der beste Ort in München für ein Feierabendbier?
Die Dachterrasse des Bayerischen Hofs oder der Deutschen Eiche.
Der beste Ort in München für ein romantisches Date?
Im Café Glockenspiel an der Fensterfront mit Blick auf das beleuchtete Rathaus.
Der beste Ort in München zum Nachdenken?
Der Kabinettsgarten in der Residenz, weil man dort gut allein sein kann.
Der beste Ort in München, um Kultur zu erleben?
Das Kunstareal in der Maxvorstadt, wo man die Alte und Neue Pinakothek findet und gemütliche Cafés besuchen kann.
Der beste Ort in München bei Italien-Fernweh?
Der Odeonsplatz, da ist eigentlich alles sehr italienisch.
Portrait: Birgit Stempfle stellt bedeutende Münchnerinnen vor