Yoga ist mittlerweile in allen Teilen der Welt angekommen – und da es überall ein wenig anders praktiziert wird, haben wir uns zusammen mit der Yogalehrerin Sandra Zavaglia ein paar München-Positionen ausgedacht. Ein Flow für alle, die die Stadt genauso lieben wie wir.
Die „Zugspitze", die „Frauenkirche", der „Eisbachsurfer" – gemeinsam mit der Yogalehrerin Sandra Zavaglia haben wir uns eine Handvoll Asanas überlegt, die ganz typisch sind für die Stadt. Die Münchnerin ist hier geboren und aufgewachsen, sie liebt die Stadt und natürlich Yoga: 2008 hat sie damit angefangen, zehn Jahre später folgte ihre Ausbildung. Heute unterrichtet sie in dem kleinen, familiären Santosa Yoga-Studio in Giesing und gibt Online-Kurse.
Wer durch München läuft, dem fällt schnell auf: Es leben sehr viele Hunde in der Stadt – und einer der beliebtesten ist der Dackel. Kein Wunder, dass er 1972 zum Maskottchen der Olympischen Spiele wurde. Der Dackel gilt schon lange als die bayerische Hunderasse, früher noch vom Adel zur Jagd eingesetzt, tummelt er sich heute gerne bevorzugt in Straßencafés in der Innenstadt. Seine Größe macht ihn zum perfekten Stadthund, sein Charakter zum perfekten Begleiter, denn man sagt ihm nach, er sei genauso eigenwillig wie die Einheimischen an sich. Da darf er als Yoga-Position natürlich nicht fehlen, hier in der pinkelnden Variante!
München ohne Berge – völlig undenkbar. Wer diese Stadt verstehen will, findet die Antwort also vielleicht gar nicht hier, sondern irgendwo zwischen der A8 und der A95: Denn München lebt davon, dass man innerhalb von einer Stunde auf einem einsamen Gipfel stehen kann. Wer das einmal gemacht hat, der weiß, warum Menschen in dieser Stadt sehr früh aufstehen, mit Skiern in der U-Bahn stehen und gerne nah an der Autobahn wohnen. Wer sich schon einmal warm machen möchte, für den ist unsere Zugspitz-Asana genau richtig.
Obwohl die Porschedichte in Hamburg tatsächlicher höher ist, hält sich der Ruf von München als Schickeria-Hauptstadt. Und ja, so ganz verkehrt liegt man damit nicht – das wird einem klar, wenn man die Maximilianstraße entlangspaziert: Designerboutiquen reihen sich an schicke Restaurants, teure Autos fahren an reichen Menschen vorbei, die mit großen Sonnenbrillen unter großen Sonnenschirmen sitzen. Die wohlhabende Seite der Stadt gehört nun einmal dazu – und genau deshalb hält sich der Porschefahrer schon seit Jahrzehnten unter den München-Klischees. Diese Position leitet sich vom „Boot” (Navasana) ab und ist sehr gut für die Bauchmuskulatur.
Ebenso wie man in München Wintersport-Fans mit Ski-Ausrüstung in den öffentlichen Verkehrsmitteln trifft, radeln zu jeder Jahres- und Tageszeit Surf-Fans durch die Stadt – alle mit dem gleichen Ziel: die Eisbachwelle auf Höhe vom Haus der Kunst. Das Fluss-Surfen ist in München nicht nur bis heute eine beliebte Sportart, sondern hat hier sogar seine Anfänge genommen: Vor ziemlich genau 50 Jahren ritt der Münchner Surfer Arthur Pauli zum erstem Mal die Welle an der Floßlände, seither sind ihm viele gefolgt. Den Surfer lehnt Sandra an den bekannten „Krieger” an – es geht nur ein bisschen entspannter zu, wir sind schließlich immer noch am Eisbach.
Wenn Menschen aus München im Urlaub auf ihre Stadt angesprochen werden, geht es danach entweder um den FC Bayern oder um das Oktoberfest. Wahrscheinlich gibt es kaum noch Nationen, die das größte Volksfest der Welt nicht kennen. Ob die Millionen Gäste Jahr für Jahr eine gute Zeit haben, hängt vor allem von den Wiesnbedienungen ab: Sie tragen bis zu 300 Maß am Tag – wenn es gut läuft, verdienen sie bis zu 10.000 Euro in zwei Wochen. Da ist es auch kein Zufall, dass sich diese Yoga-Position von der „Göttin” ableitet.
Der Mittlere Ring, wie er im Münchner Volksmund heißt, verbindet die Stadt wie eine Ringstraße und gehört zu den staureichsten Strecken in ganz Deutschland. Deshalb weiß man in München auch, dass der Satz „Ich steh' am Ring” leider gar nichts Gutes bedeutet. Fast alle Autobahnen führen auf die Bundesstraße 2 R und die Einheimischen befahren sie außerdem, um schneller von einem Stadtteil in den nächsten zu kommen. Beim Yoga haben wir uns auf den Mittleren Körperring konzentriert, der war dank der köstlichen Münchner Wirtshausküche das ganze Jahr vorhanden.
Weiter geht es im Torwart, denn wie oben schon geschrieben: München und der Fußball sind eine ewige Liebesgeschichte. Nicht nur, dass der FC Bayern mit seiner Allianz Arena im Norden der Stadt zuhause ist, die Mannschaft trifft sich zudem auf dem Trainingsgelände im Münchner Süden – unweit vom Grünwalder Stadion, der Heimat vom TSV 1860 München. Mit etwas Glück sieht man sogar mal den ein oder anderen Fußballspieler in München – und somit ist dieses Yoga-Position eine Hommage an Neuer, Kahn & Co.
Wer sich München bildlich vorstellt, hat sofort die Frauenkirche im Kopf – sie ist das Wahrzeichen schlechthin. Zum einen, weil die Kirche direkt in der Münchner Altstadt steht, zum anderen weil sie das höchste Gebäude in der Innenstadt ist. Die orientalisch anmutenden Zwiebeltürme machen die Kirche außerdem sehr besonders, denn sie wurden tatsächlich nach dem Vorbild eines Tempels aus Jerusalem erbaut. Die Frauenkirche-Position leitet Sandra von der Baum-Haltung im Yoga ab. Um das Gleichgewicht besser halten zu können, empfiehlt sie, einen Punkt zu fixieren, der sich nicht bewegt.
Diesen wertvollen Tipp sollte man auch gleich in die nächste Übung mitnehmen, denn auch im Chinesischen Turm geht es um's Gleichgewicht. Der berühmte Turm, der mitten im Englischen Garten steht, wurde bereits Ende des 18. Jahrhunderts errichtet. Zum Vorbild dienten Pagoden, wie sie in vielen asiatischen Ländern zu finden sind. Heute darf der Turm nur noch von jenen Blaskapellen betreten werden, die hier spielen – aber es ist ja auch schon schön genug, unter ihm im Biergarten bei einer Maß Bier zu sitzen oder ihn im Yoga nachzuahmen.
In München lassen sich über tausend Brücken und Stege überqueren – manche von ihnen sind noch echte Geheimtipps, andere weltberühmt – wie die Donnersberger Brücke, eine der wichtigsten Brücken der Stadt. Hier kommen täglich an die 350.000 Menschen vorbei, die mit dem Zug oder der S-Bahn nach München rein oder wieder rausfahren. Außerdem verläuft hier der Mittlere Ring, die Brücke ist somit einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte. Wem das Yoga-Rad zu anstrengend ist, der geht einfach in die Brücke – dabei stellt man nur seine Beine auf, Kopf und Schultern bleiben auf dem Boden.
In Paris holt man sich vormittags ein Croissant, in München dagegen eine Weißwurst. Metzgereien in der ganzen Stadt stellen die Wurst schon frühmorgens her, danach wird sie auf Märkten und in Wirtshäusern verkauft. Die Regel, dass man Weißwürste nicht nach 12 Uhr essen sollte, kommt noch aus jener Zeit, in der es keine Kühlschränke gab – und man Sorge haben musste, dass die Wurst schnell schlecht wurde. Heute ist das natürlich anders, die Regel hat sich allerdings gehalten. Internationale Berühmtheit erlangte die Weißwurst durch Feste wie den Münchner Fasching oder natürlich das Oktoberfest! Die dazugehörige Yoga-Position ist inspiriert von der dehnenden Schmetterlings- oder auch Stern-Haltung.
Und was darf zur Weißwurst natürlich nicht fehlen? Natürlich eine Breze. Auf der Wiesn und im Biergarten gibt's die auch gerne im Großformat – unser Koch Sven Christ zeigt, wie man eine echte Riesenbreze ganz einfach selber macht. Das Laugengebäck ist in der Landeshauptstadt derart verwurzelt, dass alle schon damit aufwachsen. Brezen passen aber auch einfach so gut in eine Kinderhand! Sobald man dann erwachsen ist, hat man nach langem Durchprobieren seine Lieblingsbreze in München ausfindig gemacht. Mindestens genauso schwierig ist der Lotus-Sitz für die Brezen-Position – hier sollten vor allem weniger Geübte wirklich nur soweit gehen, wie sie können.
Schon seit den 70er-Jahren gibt es eine recht große FKK-Bewegung in München. Ihren Ursprung hat sie in der Zeit rund um die 68er, die sexuelle Befreiung und die Hippie-Bewegung, die hier vor allem in Schwabing und im Englischen Garten zuhause war. Auch heute noch kann man in ausgewiesenen Bereichen rund um den Eisbach nacktbaden, der beliebteste FKK-Strand ist allerdings an der südlichen Isar. Hier kann es schon einmal passieren, dass man im Winter über den Flauchersteg spaziert, während unten die Nackerten liegen und sich sonnen. Ähnlich entspannt geht es in Shavasana, der Schlussentspannung zu.