Vista da un tram sull'Altstadtring di Monaco di Baviera

Fortbewegung in München: U-Bahn, Bus und Fahrrad

Mit Ruhe und Gemütlichkeit

Wer München erkundet, ist in Bewegung – und taucht dadurch wie von selbst in das Lebensgefühl der Stadt ein.

Wie man ein Reiseziel erreicht, hat man in aller Regel geplant. Besonders Eifrige recherchieren vielleicht sogar den Weg von Bahnhof oder Flughafen zu ihrer Unterkunft. Doch die wenigsten machen sich vorab viele Gedanken darüber, wie sie sich am Zielort fortbewegen. Dabei ist das für die Qualität des Aufenthalts ähnlich entscheidend wie das gastronomische oder kulturelle Angebot. Das wissen alle, die sich in einer fremden Stadt schon mal nichts ahnend in ein Taxi setzten, nur um die nächsten Stunden im zäh fließenden Dauerstau zu verbringen. Oder davon ausgingen, einen Ort zu Fuß erkunden zu können, dann aber feststellen mussten, dass die dafür nötigen Gehwege gar nicht existieren.

 

Routenplanung als Genussoptimierung

Was München betrifft, gibt es in dieser Hinsicht eine gute und eine (nur vermeintlich) schlechte Nachricht. Die gute: Man muss sich vorab keinerlei Gedanken darüber machen, wie man von A nach B gelangt. Doch die Frage, wie man in München am besten ans Ziel kommt, ist trotzdem nicht einfach zu beantworten. Schnell in die U-Bahn gesprungen oder zu Fuß die Abkürzung durch den Englischen Garten genommen? Zügig mit der S-Bahn unterwegs oder mit dem Fahrrad an der Isar entlang? Was die Möglichkeiten der Fortbewegung angeht, hat man in dieser Stadt im besten Sinn die Qual der Wahl. Denn hier sind häufig schon die Wege selbst lohnende Ziele. Wie also nähert man sich dem Thema Mobilität in München? Vielleicht so, wie es viele Gäste intuitiv tun: zunächst aus der Ferne, dann über die mittleren Distanzen vor Ort, bis man schließlich, angekommen und vertraut, die Schleichwege, Panorama-Schlenker und versteckten Pfade entdeckt.

Dank eines ausgeklügelten Schnellstraßen-Netzwerks ist München hervorragend an innerdeutsche sowie europäische Metropolen angebunden. Wer etwa in Paris in den Zug steigt, ist knapp fünfeinhalb Stunden später in München.

Besser ankommen

Nicht wenige Gäste dürften München über sein Tor zur Welt erreichen, den Flughafen München. Er zählt zu den verkehrsreichsten in Europa und ist weltweit einer von nur wenigen „5-Star-Airports“. 219 Ziele in 64 Ländern werden von hier angeflogen, 47 davon liegen auf anderen Kontinenten. Dabei verfolgt der Flughafen München das ehrgeizige Ziel, bis zum Jahr 2035 als erster deutscher Airport CO2-neutral zu werden. Rund 150 Millionen Euro werden dafür investiert.

Noch nachhaltiger kommt man natürlich nach München, wenn man mit der Bahn anreist. Dank eines ausgeklügelten Schnellstraßen-Netzwerks ist München hervorragend an innerdeutsche sowie europäische Metropolen angebunden. Wer etwa in Paris in den Zug steigt, ist knapp fünfeinhalb Stunden später in München. Von Berlin oder Wien dauert es vier Stunden, von Frankfurt drei. Und die gute Anbindung erstreckt sich nicht nur auf die Fernziele, auch Münchens attraktives Umland ist dank zahlreicher regionaler Verbindungen schnell und bequem erreichbar. So ist man in München in der komfortablen Situation, Tagesausflüge tatsächlich am Zielort verbringen zu können statt im ÖPNV. Tatsächlich sind viele der berühmten Seen im Münchner Umland mit der Bahn in weniger als einer Stunde erreichbar. Auch in Salzburg oder Innsbruck ist man in etwa 90 Minuten.

Nächster Halt: das München-Gefühl

Wer innerhalb von München längere Strecken zurücklegen muss, setzt meist auf die Schiene. Die hat eine lange Tradition in der Stadt; die ersten elektrischen Trambahnen fuhren bereits im Jahr 1900. Mit dem Untergrund ließ man sich dagegen etwas Zeit. In den Sechzigerjahren wurden die ersten S- und U-Bahnen geplant, anlässlich der 1966 an München vergebenen Olympischen Spiele 1972 erfolgte ein weiterer großer Ausbausprung. Seitdem prägt den Münchner „Underground“ ein eigener, unverwechselbarer Sound. Das berühmte bayerische Granteln der U-Bahn-Fahrer tönt vor allem zur Rushhour durch die Lautsprecher der Waggons. Meist, wenn irgendein „Schwammerlkopf“ mal wieder eine Tür am Zugehen hindert. Besonders kultig wird es zur Wiesn. Wenn die Menschen aus der rappelvollen U-Bahn an der Theresienwiese steigen, werden sie regelmäßig von einer bayerischen Symphonie begrüßt: „Schön, dass da seid's!“ Im klangvollen Dialekt schallen ihnen Ansagen entgegen, damit das Gehen leichter fällt und die Station nicht verstopft.

 

Einsteigen und Staunen, bitte!

In der Verkehrsstrategie der Stadt wurde festgelegt, dass der Verkehr bis 2035 klimaneutral sein soll. Um dieses Ziel zu erreichen, wird auch der öffentliche Nahverkehr weiter ausgebaut, auf diese Weise kommen immer mehr Liniennummern hinzu. Doch einige Glückszahlen existieren in München bereits heute. Sie lauten: 16, 19, 54 und 100. Das sind diejenigen Bus- und Tramlinien, in die man einsteigen und sich ohne Bedenken treiben lassen kann, denn hier sind Sehenswürdigkeiten und schöne Strecken inklusive. Der Bus 100 heißt nicht umsonst Museumslinie (Lenbachhaus, Pinakotheken, Museum Brandhorst, Haus der Kunst, Villa Stuck) und die Tram 19 ist zu Recht als Sightseeing-Tram der Stadt bekannt (Justizpalast, Promenadeplatz, Residenz, Nationaltehater (Oper), Maximilianeum).

Die Tram 16 verbindet beides – Museen mit Sightseeing – und der Bus 54 entführt einen einmal komplett in die Natur (Englischer Garten, Isar, Grünanlagen am Luise-Kiesselbach-Platz). Apropos Natur: Während die Stadt beim Verkehrsklima neutral werden will, ist sie das beim Thema Gleichberechtigung nicht. Sie zeigt regelmäßig Flagge für ein diskriminierungsfreies München. Zu den Pride Weeks im Juni fahren Busse und Trambahnen mit Regenbogenfähnchen durch die Stadt. Die MVG sagt dazu: „Wir als Verkehrsunternehmen sind bunt, die Stadt München ist bunt. Mit den Wimpeln wollen wir zeigen, dass wir für Werte wie Toleranz und Respekt sowie für Menschenrechte einstehen.“

 

Klingelingeling, hier kommt die Fahrradtour

Bus- und Tramverbindungen mit Sightseeing-Qualitäten hin oder her: am liebsten setzen viele Menschen in München auf die eigene Muskelkraft, um in der Stadt ans Ziel zu gelangen. Denn zu Fuß oder mit dem Fahrrad ist man in München nicht nur zügig unterwegs, meist wird man zusätzlich mit einem einzigartigen Ambiente belohnt. Zum Beispiel auf dem knapp 300 Kilometer langen Isarradweg, der im Tiroler Teil des Karwendelgebirges startet und über München bis ins niederbayerische Deggendorf führt. Der Teil der Strecke, der sich quer durch das Grün der bayerischen Landeshauptstadt zieht, wird von den Einheimischen auch liebevoll „Isar-Highway“ genannt.

Durch den Englischen Garten am Eingang Thiemestraße/Königinstraße geht es über den Chinesischen Turm zum Isarradweg, der an so vielen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt, dass der Fluss beinahe zum Nebenschauplatz wird. So kann man vom Fahrrad aus den Friedensengel grüßen oder das prunkvolle Maximilianeum bestaunen, in dem nicht nur der Bayerische Landtag tagt, sondern auch begabte Studierende wohnen. Zum Schluss gilt die Aufmerksamkeit aber wieder dem rauschenden Fluss, der durch die lauschigen Isarauen und den Flaucher bis nach Sendling führt. Wer ohne eigenes Fahrrad zu Besuch ist, sollte sich davon nicht abhalten lassen: Über diverse Apps und Anbieter lässt sich ruckzuck eins ausleihen.

Wortwörtlich treiben lassen

Die Isar als natürliches Transportband: Das ist nicht nur in Hinblick auf den Isarradweg eine zutreffende Beschreibung, sondern auch wortwörtlich. Denn durch die Fließrichtung von Süden nach Norden und die sehr hohe Wasserqualität lassen sich hier manche Ziele tatsächlich schwimmend erreichen. Aber Achtung: Die Isar ist nicht nur ein Stadt-, sondern auch ein Wildfluss. An gefährlichen Stellen ist das Schwimmen untersagt. Deshalb sollte man vorab die Schwimmstrecke prüfen, auch den Pegelstand und die Wassertemperatur.

Ebenfalls empfehlenswert ist eine Schwimmboje für Wertsachen und die eigene Sicherheit. Benjamin David, Mitgründer der „urbanauten“, die in München regelmäßig den Kulturstrand veranstalten, ist so einige Zeit zu seinem Arbeitsplatz gelangt. Er ist an der Wittelsbacher Brücke ins Wasser gestiegen und zwei Kilometer später bei seinem „Büro“ vor dem Deutschen Museum angedockt. „Die Isar ist doppelt so breit wie eine Autobahn, und ich bin weitgehend allein“, sagte er damals. Naturverbundener und nachhaltiger kommt man kaum durch die Stadt.

 

Schleichwege und Panoramaschlenker

Doch die vielleicht besten Wege sind diejenigen, die man sich erst erarbeiten muss. Oder anders ausgedrückt: diejenigen, die besonders schön oder eindrücklich sind und für die man ein bisschen einheimisches Wissen mitbringen muss. Im Sommer 2024 gab es etwa mit dem „AltstadtMobil“ einen Testbetrieb der besonders charmanten Art: Fahrgäste konnten sich kostenfrei mit elektrischen Mikrobussen und Rikschas zwischen Marienplatz, Frauenkirche, Sendlinger Tor, Rindermarkt, Tal und Isartor kutschieren lassen. Das Modell soll in den Dauerbetrieb gehen. Wem das zu bürgerlich ist, der kann dem Adel nacheifern und einen Abstecher in den Nymphenburger Schlosspark machen und einmal per Gondel auf dem Mittelkanal herumschippern.

Im Olympischen Dorf geht es ebenso historisch zu, dort wandelt man auf einem Stück Stadtgeschichte. Das Dorf neben dem Olympiapark wurde damals für die Athleten und Athletinnen aus aller Welt erbaut und danach an die Menschen in München zurückgegeben. Es ist bis heute erhalten. Inklusive eigener Ladenstraße, eigenem See und verwinkelter Wege. Damit man sich nicht verirrt, schlängeln sich überall bunte Rohre entlang. Zu olympischen Zeiten waren das die Media Lines, heute steht jede Farbe für eine Straße im Dorf, Orange für die Straßbergerstraße, Grün für die Nadistraße, Blau für die Connollystraße und Gelb für den Helene-Mayer-Ring. Wer hier lebt, weiß: Merkt man sich die Farbe, kommt man immer an.

 

Flieg, Kindl, flieg

So gondelt, radelt, schwimmt man sich durch München: Und wenn die Reise irgendwann zu Ende geht und man zurück zum Flughafen muss, steigt man in die S-Bahn-Linie S1 oder S8, als hätte man es nie anders getan. Und weil man sich mittlerweile wie die Einheimischen durch München bewegt, weiß man auch, dass man vor dem Abflug noch einen Abstecher zur Aussichtsterrasse im Terminal 2 (8 bis 22 Uhr, Ebene 05) machen sollte. Dort hat man einen kostenlosen Blick auf Flugzeuge und Alpen, inklusive Sitzmöglichkeiten. Aber Vorsicht: Bei so einem Ausblick fällt der Gang zum Gate dann doch eher schwer.

 

 

Text: Nansen&Piccard; Fotos: Frank Stolle, Flughafen München