Der Justizpalast am Karlsplatz-Stachus ist schon seit jeher Sitz der bayerischen Justiz. Das neobarocke Gebäude vom Ende des 19. Jahrhunderts ist nicht nur architektonisch interessant, hier haben sich in der Vergangenheit auch eine Reihe von Prozessen abgespielt, die über die Stadtgrenzen hinaus Aufsehen erregt haben.
Der Justizpalast entstand in den Jahren zwischen 1891 und 1897. Prinzregent Luitpold beauftragte den Architekten Friedrich von Thiersch mit dem am Rande des Alten Botanischen Gartens und unweit des Hauptbahnhofs gelegenen Bau. Dem Geschmack der Zeit folgend, wurde das Justiz- und Verwaltungsgebäude im Stil des Neobarock errichtet. Der Justizpalast liegt bereits außerhalb der historischen Altstadt in der Maxvorstadt, dem ersten Viertel, das nach der Stadterweiterung Ende des 18. Jahrhunderts entstand.
Auf dem Giebel des Mittelbaus ist schon von Weitem die Figur der Justizia zu erkennen, neben ihr ragen zwei weitere Frauenfiguren auf, die Unschuld und Laster verkörpern. Spektakulär ist die große Halle im Inneren des Gebäudes mit ihrer über 60 Meter hohen gläsernen Lichtkuppel. Zwei offene Treppenhäuser führen rechts und links vom Erdgeschoss auf die drei oberen Flure. Das Bayerische Staatsministerium der Justiz hat seine Räume in den oberen Etagen. In den unteren befinden sich Zivilkammern des Landgerichts München I.
Am 18. Februar 1943 warfen Hans und Sophie Scholl Flugblätter in den Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität München. Darin beklagten sie die sinnlosen Opfer der Schlacht bei Stalingrad und riefen dazu auf, der Tyrannei der nationalsozialistischen Diktatur die Stirn zu bieten. Sie wurden verhaftet, es folgte ein kurzer Schauprozess vor dem damaligen „Volksgerichtshof“ im Justizpalast, und nur vier Tage später wurden sie zusammen mit ihrem Kommilitonen Christoph Probst hingerichtet.
Im Justizpalast ist ein Gerichtssaal als Gedenkstätte für die Mitglieder des Widerstands der Weißen Rose gestaltet. Er ist für die Öffentlichkeit zugänglich und mittlerweile Teil der Dauerausstellung „Willkür im Namen des Deutschen Volkes. Zertrümmerung des Rechtsstaats im Nationalsozialismus: Die Weiße-Rose-Prozesse im Münchner Justizpalast“. Die Ausstellung kann von allen Interessierten individuell oder im Rahmen einer Führung besucht werden.
In den Anfangsjahren der Bundesrepublik, kurz nach dem Bau der Berliner Mauer 1962, schlug ein Doppelmord am Starnberger See hohe Wellen. Auf der Anklagebank im Münchner Justizpalast saß Vera Brühne, die auch nach ihrer Verurteilung im Rahmen eines spektakulären Indizienprozesses, stets auf ihrer Unschuld bestand. Die Verhandlung ging als Sensationsprozess durch alle Medien. Vorverurteilung und despektierliche Berichterstattung, vor allem gegenüber Frauen, prägten das Verhalten der Presse auch noch in den 1970er Jahren, als der Mord der Schauspielerin Ingrid van Bergen an ihrem Geliebten verhandelt wurde. Der Strafprozess gegen Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung fand im März 2014 ebenfalls im Justizpalast statt.