Murnau ist unglaublich pittoresk. Viele Ansichten haben sich in den Bildern des „Blauen Reiter“ erhalten, einer Kunstbewegung des Expressionismus, deren Mitglieder sich Anfang des 19. Jahrhunderts im Ort niederließen. Noch heute kann man auf ihren Spuren wandeln und dabei das Naturschutzgebiet Murnauer Moos, alte Handwerkstradition und freundliche Cafés und Wirtschaften zum Einkehren entdecken.
- Die Geschichte von Murnau
- Das Schlossmuseum - die ehemalige Murnauer Burg
- Natur erleben rund um Murnau
- Murnau entdecken auf Themenwegen und bei Führungen
- Tipps für Gasthöfe und Cafés in Murnau
- Murnau: Die Anreise von München aus
Murnau wurde um das Jahr 1150 erstmals urkundlich erwähnt. Die Gemeinde zählte zum Herrschaftsbereich des Fürstbischofs von Augsburg. Aufgrund ihrer Lage an der Handelsstraße zwischen Oberitalien und Augsburg war sie von Anfang an ein Warenumschlagsplatz und durfte sich als Markt bezeichnen. 1332 gingen Murnaus Burg und die umliegenden Anwesen an Kaiser Ludwig den Bayern, der die Verwaltung des Ortes dem Kloster Ettal übertrug.
Bis zur Säkularisation 1803 war die kleine Stadt das Wirtschaftszentrum im Werdenfelser Land und der Zugspitzregion. Mit dem Anschluss an die Eisenbahn kamen Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Kurgäste. 1920 entdeckte auch Ödon von Horváth Murnau als Ort für seine Sommerfrische. Ab 1924 verbrachte er fast das ganze Jahr hier. Dem Schriftsteller und seiner Verbindung zu Murnau ist eine eigene kleine Ausstellung im Schlossmuseum gewidmet.
Sein charakteristisches Aussehen mit der weißen Fassade und den Zinnen am Giebel erhielt das Schloss durch Anbauten im 16. Jahrhundert. Archäologische Untersuchungen haben ergeben, dass der mittelalterliche Wohnturm der ehemaligen Burg im Kern des Gebäudes wohl zwischen 1230 und 1240 entstanden ist. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts hatten die Richter aus Ettal hier ihren Amtssitz.
Nach einer langjährigen Nutzung für Schulen und Wohnungen zog Anfang der 1990er-Jahre das Schlossmuseum ein. Es zählt zu den Kunstmuseen im Münchner Umland, die man unbedingt besucht haben sollte. Eindrucksvoll haben die Mitglieder des Blauen Reiter, allen voran Gabriele Münter, Stadtansichten von Murnau und Umgebung in Bildern verewigt. In Murnau, schreibt Münter, habe sie den Sprung gemacht vom reinen „Naturabmalen“ zum Abstrahieren.
Diese Entwicklung kann man beim Betrachten ihrer um die 80 ausgestellten Bilder, Zeichnungen und Grafiken gut nachvollziehen. Daneben finden sich das fantastische Alpenglühen auf Alexej von Jawlenskys Gemälde „Landschaft bei Murnau“ und zahlreiche Werke von Wassily Kandinsky, Franz Marc, Marianne von Werefkin, Alexander Kanoldt, Heinrich Campendonk, Erma Bossi und Adolf Erbslöh, aber auch von Max Beckmann und anderen Künstlern.
Für die traditionelle Handwerkskunst der Hinterglasmalerei war die Murnauer Region bis weit über die Grenzen hin bekannt. Auch viele moderne und zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler fanden darin eine besondere Form des künstlerischen Ausdrucks für sich. Neben regionalen Exponaten aus dem Staffelseegebiet und aus Augsburg zeigt das Museum internationale Hinterglasmalerei und Werke von Paul Klee, Oskar Schlemmer, August Macke und Gabriele Münter, bis hin zu Gerhard Richter und Rupprecht Geiger.
Durch eines der Fenster des Museums kann man hinüberschauen zum Münter Haus, in dem die Künstlerin bis zu ihrem Tod 1962 lebte und auch mehrere Jahre mit Wassily Kandinsky verbrachte. Hier wurden wesentliche Vorbereitungen zur Gründung der Künstlergruppe Blauer Reiter getroffen. Die Villa mit Gemälden und original von Kandinsky bemaltem Mobiliar kann ebenfalls besichtigt werden. Das Grab von Gabriele Münter (1877-1962) liegt auf dem örtlichen Friedhof, wo sie zusammen mit ihrem langjährigen Lebensgefährten Johannes Eichner ihre letzte Ruhestätte fand.
In Murnau ist alles in Bestlage: Ob am Grab der berühmten Malerin, bei Kaffee und Kuchen auf der Terrasse des Schlossmuseums, in der Fußgängerzone oder selbst auf dem Parkplatz des örtlichen Supermarktes, all diese Orte bieten eine überwältigende Aussicht weit hinein in die Bergwelt des Ester- und Mangfallgebirges bis hinüber zur Zugspitze.
Am westlichen Ortsrand lädt der Staffelsee zum Baden und zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Ein ausgeschilderter Rad- und Wanderweg von 22 Kilometern führt einmal um den gesamten See herum. Man kann die Strecke abkürzen, indem man einen Teil mit dem Schiff zurücklegt. Die Saison für Schiffsrundfahrten auf dem Staffelsee geht von April bis Oktober. Ein Highlight sind die Mondscheinrundfahrten mit Musik an Bord.
Das Murnauer Moos im Süden der Stadt ist das größte geschlossene Moorgebiet Mitteleuropas und zu jeder Jahreszeit wunderbar anzusehen. Im Frühjahr blühen blaue Schwertlilien, gefolgt von rosa- und lilafarbenem Knabenkraut im Frühsommer und rostroten Gräsern im Herbst. Besonders lohnend ist eine Wanderung durch das Biotop mit ausgebildeten Wander- und Bergführer*innen.
Murnau und seine Umgebung kann man sehr gut auf eigene Faust erkunden. Eine schöne Hilfestellung dabei geben die ausführlich beschilderten Themenwege durch den Ort und die nähere Umgebung. Eine literarische Wanderung auf den Spuren von Ödon von Horváth ist genauso im Angebot wie ein Streifzug zu den Wirkungsstätten von Gabriele Münter.
Die schönsten Aussichtspunkte des Blauen Landes rund um Murnau erreicht man auf dem „Königsweg“. Gerne begleiten aber auch die Murnauer Guides auf einem dieser Kulturpfade, auch eine klassische Ortsführung durch die vom Münchner Architekten Emanuel von Seidl (1856-1919) gestaltete Altstadt findet sich unter ihren Führungsangeboten.
In Murnau wird feines Bier gebraut und zu typisch bayerischen Gerichten serviert. Kosten kann man die verschiedenen Sorten bei einer Einkehr in den Brauereigaststätten Bräustüberl der traditionsreichen Brauerei Karg oder im Griesbräu. Eine gute Adresse für Kuchen und Schokolade ist das Krönner-Imperium mit Kaffeehaus und Manufaktur.
Eine Besonderheit im Café Krönner ist die Agnes-Bernauer-Torte, ein Traum aus Mocca-Buttercreme und Nuss Baiser, benannt nach der unglücklichen Baderstochter, die 1411 wegen angeblicher Hexerei von ihrem Gatten Herzog Albrecht zu Tode verurteilt und in der Donau ertränkt wurde.
Den Kaffee zum Kuchen liefert die Kaffeerösterei Murnau, die auch ein eigenes Kaffee unterhält. Die Gelateria Gabbrielli am Untermarkt hat keine eigene Website, ist aber unschwer an der oftmals langen Schlange vor der Eisdiele am Untermarkt zu erkennen. Warten lohnt sich, denn hier gibt es das wohl beste Eis der Gegend. Und ein unschlagbares Alpenpanorama als Sahnehäubchen obendrauf.
Zug ab München: ca. 1 Stunde. Infos unter bahn.de
Auto: ca. 1 Stunde über die A95