Die Künstlergruppe Blauer Reiter fand um die Jahrhundertwende in München zusammen. Die Mitglieder zählen zu den bedeutendsten Vertretern der künstlerischen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ihre Bilder brachen mit vielen Konventionen. Dafür gab es nicht immer nur Applaus.
Der Blaue Reiter beschritt einen ganz neuen Weg in der Kunst: weg von der naturgetreuen Darstellung hin zu einer Beschreibung des inneren Erlebens. Die Malerinnen und Maler, die sich dieser neuen Kunstauffassung verbunden fühlten und ihre zunehmend abstrakten Bilder zunächst in München und später in ganz Europa ausstellten, waren August Macke, Gabriele Münter, Franz Marc, Marianne von Werefkin, Alexej Jawlensky, Alfred Kubin, Paul Klee, der Komponist und Maler Arnold Schönberg, Heinrich Campendonk und Robert Delaunay. Das Lenbachhaus in München besitzt die weltweit größte Sammlung zur Kunst des Blauen Reiters.
München zog als Kunstmetropole um die Jahrhundertwende Kunstschaffende aus aller Welt an. In den Malschulen, Ateliers und Salons in Schwabing und der Maxvorstadt begegneten sich die Mitglieder des Blauen Reiters wie die beiden Malerpaare Jawlensky und Werefkin sowie Kandinsky und Münter, hier wurden Kandinsky und Marc Freunde, hier schlossen sich Macke und Klee der Künstlergruppe an.
Bei gemeinsamen Ausflügen und gegenseitigen Besuchen entdeckten sie die Landschaft rund um Murnau und das bayerische Alpenvorland für sich. Kandinsky und Münter bezogen eine Villa in Murnau, in der Münter bis zu ihrem Lebensende 1962 lebte und die noch heute besichtigt werden kann.
Die ländliche Gegend inspirierte die Gruppe zu ganz eigenen Ausdrucksformen. Auch der Name Blauer Reiter ist bei einem der zahlreichen Aufenthalte im Oberland entstanden. In Kandinskys Aufzeichnungen findet sich dazu folgender Eintrag: „Den ‘Blauen Reiter’ erfanden wir am Kaffeetisch, in der Gartenlaube in Sindelsdorf; beide liebten wir Blau. Franz Marc die Pferde, ich die Reiter. So kam der Name von selbst. (…).“
Die beiden Ausstellungen des Blauen Reiters in München in den Jahren 1911 und 1912 waren keine Publikumserfolge. Die Gäste hatten damals wenig Verständnis für Kandinskys Improvisationen oder Marcs bunte Tiergestalten. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs löste sich die Gruppe auf: Macke und Mark fielen an der Front, Kandinsky musste als russischer Staatsbürger in seine Heimat zurückkehren.
Gabriele Münter ist es zu verdanken, dass viele Bilder aus dieser aufregenden künstlerischen Epoche als Zeugnisse der Klassischen Moderne bis heute erhalten sind. 1957, zu ihrem 80. Geburtstag, vermachte sie der Städtischen Galerie im Lenbachhaus eigene Bilder und solche ihrer Künstlerfreunde, insgesamt über 1000 Werke. Darunter befanden sich zahlreiche Kandinsky-Gemälde, die sie über den Zweiten Weltkrieg gerettet hatte. 1965 kamen durch eine weitere Schenkung Gemälde von Macke und Marc dazu.
Außer im Lenbachhaus sind Bilder des Blauen Reiters auch unweit von München im Schlossmuseum in Murnau, im Franz Marc Museum in Kochel am See und im Museum Penzberg zu sehen.