In Wien haben die Schanigärten, kleine Freiluftterrassen vor Kaffeehäusern, eine lange Tradition. Auch in München sind sie inzwischen nicht mehr wegzudenken.
Der Name „Schanigarten" kommt übrigens ebenfalls aus der österreichischen Hauptstadt, wo der jüngste Kellner oder Lehrling oft „Jean“ genannt wurde, was dann zu „Schani" wurde. Schanis Aufgabe war es, im Frühjahr und Sommer die Tische nach draußen zu tragen und zu decken. So kamen die Schanigärten zu ihrem Namen. Und der Wiener Ausspruch „Schani, trag’ den Garten aussi“ wird in München offensichtlich sehr wörtlich genommen.
In den Restaurants, Bars und Cafés der Stadt ging man in diesem Jahr frühzeitig mit Elan und großer Kreativität an die Arbeit, um die Schanigärten ganz besonders schön zu gestalten. An jeder Ecke in München wurde gehämmert, gezimmert und geschraubt. Pflanzen wurden herangekarrt und liebevoll in Kisten, Töpfe und Kübel gepflanzt. Nicht selten findet man zwischen duftenden Blumen auch üppige Küchenkräuter wie Basilikum, Rosmarin oder Salbei. Sogar Olivenbäume sind in diesen kleinen Gärten zu entdecken.
Die Geländer, Umzäunungen und Verkleidungen der kleinen Gastgärten werden ebenso einfallsreich bemalt, verziert und behängt und sind am Abend selbstverständlich beleuchtet. Alle helfen zusammen und liefern sich dennoch einen kleinen Wettstreit: Wer hat den schönsten Schanigarten vor der Tür?
Wenn die Lokale in Wien im Sommer ihre Türen öffnen, sagt der Wirt zum Lehrling: „Schani trag’ den Garten aussi!“
Die Gastronomen der Stadtteile Maxvorstadt und Schwabing scheinen zu den eifrigsten Schanigartenbauern Münchens zu gehören: In der Türkenstraße und Amalienstraße reiht sich ein Schanigarten an den nächsten. Diese Vielfalt ist beeindruckend und es scheint, als kämen von Woche zu Woche noch mehr hinzu. Aber auch bei einem Spaziergang oder einer Radltour durch die Altstadt, das Glockenbachviertel, Haidhausen und die anderen Stadtviertel Münchens entdeckt man viele der neuen kleinen Freiluftoasen.
Ein echter Münchner Schanigarten befindet sich übrigens da, wo früher die Parkplätze der Autos am Straßenrand waren. Die fehlen jetzt natürlich, aber die meisten Autobesitzer erfreuen sich an den dafür entstandenen gemütlichen Orten. Übrigens: Der Architekt Alexander Fthenakis hat sein Buch „Schanitown“ diesem Phänomen gewidmet und uns in einem Interview verraten, was ihn an den Schanigärten so fasziniert.
Selbst kulinarisch ist für jeden Geschmack, jede Tageszeit und jede Stimmung gesorgt. Einige Lokale öffnen ihre Freiluftwirtschaft zwar erst im Laufe des Vormittags, aber ein kleines Frühstück mit Kaffee und Croissant ist an der ein oder anderen Ecke durchaus möglich.
Um die Mittagszeit wird es lebendiger. Ob alleine oder in Begleitung, als Tourist oder Einheimischer, die Schanigärten füllen sich. Im Schatten der bunten Sonnenschirme hat man die Qual der Wahl zwischen mediterranen Genüssen oder asiatischen Köstlichkeiten, leichter bayerischer Küche, Vegetarischem oder Fishbowl Poké, dazu ein kühles Getränk … das ist eine Mittagspause de luxe.
Richtig voll wird es am Abend. Doch nach einem kleinen Spaziergang durchs Stadtviertel findet sich mit etwas Geduld immer ein Platz, um einen Spritz, Hugo oder Moscow Mule zu genießen.
Die Verantwortlichen der Stadt München haben beschlossen, dass die Schanigärten eine feste Einrichtung werden. Von April bis Oktober dürfen die Lokale nun in jedem Jahr ein paar parkende Autos verdrängen. Schöne Aussichten für die Münchner und Münchnerinnen und eine echte Attraktion für die Gäste aus aller Welt!