Viele Influencer*innen besuchen München und fangen die Stadt durch Videos, Artikel und Fotos ein. Um einen Einblick in ihre kreative Arbeit zu bekommen und herauszufinden, was sie an München begeistert hat, haben wir einen Fragebogen in petto. Diesmal: Thies Philipp Janknecht-Bühler, ein Blogautor aus Fellbach bei Stuttgart.
Wie hast du dir München vor deinem Besuch vorgestellt?
Die ersten beiden Dinge die mir bis dato in den Kopf schossen, wenn ich an München dachte, waren Wiesn, Lederhosen und CSU.
Und wie war es dann wirklich?
Dass München gar nicht so schwarz, sondern vielmehr rot ist, hatte ich bis dato noch nicht auf dem Schirm. Positiv überrascht war ich von den vielen Fahrradfahrern, was sicherlich dem Umstand zu schulden ist, dass der Verkehr an seine Grenzen stößt und somit das Fahrrad vieler Orts das schnellere Fortbewegungsmittel zu sein scheint.
Was hat dir am besten gefallen?
Etwas neidisch ist man als Stuttgarter natürlich auf die beiden Eisbachwellen. Wir hatten in Stuttgart Anfang 2018 eine Abstimmung, ob man bei uns etwas ähnliches bauen sollte, leider ohne Erfolg. Das macht München zu einem Ort, an dem man Snowboarder, Skater und Surfer mit ihren Boards in der Bahn antreffen kann. Das ist natürlich irre cool und weit weg vom fälschlich spießigen Image der Stadt.
Der interessanteste Ort?
Die Alte Utting in der Nähe des Bahnwärter Thiel hinter dem Viehhof ist ein wirklich einzigartiger Ort und erinnert von ihrem Charme her ein wenig an die Bar25 oder das Katerholzig in Berlin. Wer vermutet schon einen ausgedienten Ausflugsdampfer auf einer ausgedienten Eisenbahnbrücke mitten in der Stadt? Schön, dass München so etwas möglich macht.
Das leckerste Essen? Der beste Drink?
Was den leckersten Drink angeht, ganz klar das Guatemuc im Werksviertel Mitte. Der Reisdrink „Horchata de Arroz“ ist ein für Zentralamerika typisches Getränk, das im Sommer gerne eiskalt getrunken wird. Schmeckt in etwa wie Milchreis zum Trinken. Besonders lecker ist es auch im vegetarischem Restaurant Prinz Myshkin. Mein Tipp hier der Asian Fresh Salat. Gerade an heißen Sommertagen sehr frisch und lecker und on top ganz ohne tierische Produkte.
Die schönste Begegnung?
Als passionierter Graffiti-Writer war es für mich beeindruckend, Bilder meiner Idole wie Daim, Swet, Dare oder auch dem wohl bekanntesten Writer Münchens, Loomit, zu sehen. Als Style-Writer haben sie die europäische Graffiti-Szene seit über 30 Jahren stark beeinflusst und zu Teilen mein Interesse an Graffiti geweckt. Schön, dass Teile ihrer Kunst an manchen Orten noch erhalten sind.
Der beste Moment?
Vermutlich im MUCA, dem Museum of Urban Contempary Art. Zwar gibt es in Stuttgart bereits seit 2013 eine Urban Art Gallery, aber die in München ausgestellten Exponate sind wirklich beeindruckend. Alleine die Fassade, die mit dem Wort „Sword“ getagged ist, ist ein echter Hingucker. Die Subline dieses Stücks Kunst stellt die Frage „Was war zuerst – Word oder Sword.
Was hast du gelernt?
Das beste Mittel gegen Höhenangst ist Höhenluft. Die halbstündige Fahrt mit dem Riesenrad am Werksviertel Mitte machte mir beim Besteigen der Kabine schon etwas weiche Knie, aber am Zenit der halbstündigen Fahrt hatte sich die anfängliche Höhenangst gelegt und wurde mit einem Blick auf die grasenden Schafe auf einem der Dächer im Werksviertel Mitte sowie wie einem Blick auf die Münchner City belohnt.
Was nimmst du mit nach Hause?
Etwas Neid, aber das ist auch gut so. München hat weit mehr zu bieten, als ich anfangs vermutet hatte. Ein starker urbaner Puls, gepaart mit tollen Grünflächen im Herzen der Stadt. Wir haben in Stuttgart zwar den Rosensteinpark, aber der kann dem Englischen Garten nicht ganz das Wasser reichen, zumal uns hier der Eisbach, oder ein Fluss wie die Isar mit ihrem klaren Wasser fehlt, was den Münchnern im Sommer eine schöne Erfrischung schenkt. Da beschenkt uns der Neckar mit nicht ganz so viel Badespaß.
Du kannst einem Freund drei Tipps für einen München-Trip geben – wo schickst du ihn hin?
Starte mit einem kühlen Bier im Biergarten am Chinesischen Turm, schlendre im Anschluss weiter zur Eisbachwelle und schau den Surfern zu. Wenn du wie ich ein Faible für Graffiti, Streetart oder Urbanart hast, dann schwing dich aufs Bike und radle mit der Street Art Bike Tour durch München und schau dir im Anschluss das MUCA an.
Was möchtest du bei deinem nächsten Besuch unbedingt machen?
Gerne einen Tag München auf dem Fahrrad erleben und das Auto stehen lassen.
Welches Foto, dass du gemacht hast, mochtest du am liebsten? Warum?
Vermutlich die Alte Utting auf der Brücke. Das ist schon ein nicht alltäglicher Anblick.
Dein persönlicher Tipp für das perfekte Urlaubsfoto?
Die richtige Tageszeit für das perfekte Licht abpassen. Viele Bilder bekommen erst durch das entsprechende Licht ihren Zauber. Manchmal lohnt es sich, den Wecker auf kurz nach 4 Uhr zu stellen, um im Sommer die ersten Sonnenstrahlen einzufangen. Der schöne Nebeneffekt ist dabei, dass man die Welt für einen kleinen Augenblick für sich allein zu haben scheint.
Deine drei goldenen Reise-Tipps?
1. Auch wenn es vielleicht etwas abgedroschen klingt: Walk off the Path. Reisen bedeutet immer auch, etwas zu entdecken und den eigenen Horizont erweitern. Suche bei deinen Reisezielen Orte, die vielleicht noch etwas unbekannter sind. Das kann dir selbst in München passieren, indem du die Stadt aus einem anderen Blickwinkel entdeckst.
2. Hab eine Kamera dabei und halte die schönen Momente deines Lebens fest. Oftmals macht auch eine Handycam einen guten Job. Die beste Kamera ist immer die, die du dabei hast.
3. Versuche die Hochsaison zu meiden, um das Reiseziel ein wenig privater zu erleben. Oftmals zerstört Übertourismus den Zauber der Destination.
Zum Abschluss: Was glaubst du, was die Münchner*innen unter dem bairischen Ausdruck Diri Dari verstehen? Hast du irgendeine Idee?
Ohne das jetzt zu googeln, wäre ich da total aufgeschmissen und würde diesen Ausdruck vermutlich nie in einen Zusammenhang mit Zahlungsmittel bringen.
Wer bist du und was machst du?
Über meine Frau Mia Bühler kam ich zum Blog uberding, den ich mittlerweile seit 2011 mitgestalte. Was einst Musik als eine der Ausdrucksformen von Kreativität für mich war, wurde mittlerweile zu großen Teilen durch Fotografie und Videografie eingenommen. Sich immer wieder neu erfinden und stetig am Puls der Zeit zu bleiben, hilft mir am besten gegen das Altern.
Woraus schöpfst du Inspiration für deine Arbeit?
Aus allem, was meine Aufmerksamkeit weckt. Ganz gleich, ob visuell oder akustisch. Ich mag es, wenn Dinge abseits des Stroms ihre eigene Dynamik entwickeln und somit Neues, noch nicht Dagewesenes schaffen.
Was ist die größte Herausforderung in deinem Job?
Unterhaltsam zu bleiben und den Lesern mit den Storys auf unserem Blog oder im Magazin einen Mehrwert zu bieten und im besten Fall zu inspirieren.
Danke, Thies Janknecht!