Viele Influencer*innen besuchen München jedes Jahr und fangen die Stadt durch Videos, Artikel und Fotos ein. Um einen Einblick in ihre kreative Arbeit zu bekommen und herauszufinden, was sie an München begeistert hat, haben wir einen Fragebogen in petto. Diesmal: Philipp Heer und Virginia Durán.
Wie habt ihr euch München vor eurem Besuch vorgestellt?
Als wir (@lerichti und @vdurango) mit unseren Recherchen zu München anfingen, konnten wir uns die unglaubliche Menge und Vielfalt der Architektur noch nicht vorstellen. Dies war besonders für Philipp erstaunlich, der schon mehrere Male die Stadt aus anderen Gründen besucht hatte.
Und wie war es dann wirklich?
Wir fanden uns in einer Stadt voller großartiger Gebäude, eher unbekannten Geheimtipps (wie zum Beispiel die Bibliothek im Beyond-Hotel) und phantastischem Essen wieder. Außerdem waren wir sehr positiv beeindruckt von der Freundlichkeit der Einwohner: Ohne Umstände und immer sehr nett wurde uns immer gerne geholfen und man war sehr interessiert daran, mehr über uns zu erfahren.
Was hat euch am besten gefallen?
Ein absolutes Highlight war das Antiquarium in der Münchner Residenz von Leo von Klenze. Wir hatten Glück und erwischten die Morgensonne und die Stimmung war herrlich. Es war auch sehr ruhig, weil wir vor Öffnung die Aufnahmen machen konnten.
Der interessanteste Ort?
Das muss wahrscheinlich das riesige Treppenhaus in der Alten Pinakothek sein. Wenn man genau hinschaut, sieht man die unterschiedlichen Backsteine, die für den Bau verwendet wurden. Denn während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude stark beschädigt, so dass man es beinahe abreißen musste. Zum Glück konnte es erhalten und zwischen 1952 und 1957 renovieren, zudem wurde das Gebäude mit dem Treppenhaus ergänzt. Ein geradezu ikonenhaftes Bild von München!
Das leckerste Essen? Der beste Drink?
Wir hatten ein hervorragendes Abendessen im vegetarischen/veganen Restaurant Prinz Myshkin, nur ein Steinwurf vom Marienplatz entfernt. Die servierten Teller waren riesig und ausgesprochen lecker. Der beste „Drink" war wohl der hervorragende Wein, den wir im Brenner Operngrill genossen haben. Aber wir müssen auch zugeben, dass wir vom riesigen Raum fasziniert waren, was auch den Wein noch besser gemacht hat.
Die schönste Begegnung?
Manchmal bleiben wir zu lange an einem Ort oder der Verkehr hält uns auf, was zu Verspätungen führt. Am längsten warten musste wohl der Küster der Herz-Jesu-Kirche, der sehr geduldig und verständnisvoll war und uns bei bester Laune viel über die Technik und Architektur „seiner" Kirche erzählt hat. Und deshalb lange auf sein Mittagessen warten musste – das er auch noch zuerst kochen musste. Wir werden uns noch lange und gerne an diesen Mann, geradezu ein bayerischer Urtyp, erinnern.
Der beste Moment?
Es gibt Orte, bei denen wir bereits im Vorfeld wissen, dass es ein Knallerbild geben wird. Beim Besuch der Glyptothek hatten wir hohe Erwartungen, aber beim Kurzdurchgang durch die Räume und beim Betrachten der Bilder waren wir schlicht hin und weg. Das ist immer ein unbeschreiblicher Moment!
Was habt ihr gelernt?
Die Juristische Bibliothek im Neuen Rathaus ist nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen, um den Bibliotheksbetrieb so wenig wie möglich zu stören. So haben wir viel über die wundervolle Bibliothek gelernt, die im Jugendstil erbaut ist. Die vielfarbigen Bücher stechen von den Regalen heraus und die zwei Stockwerke sind über eine schmiedeeiserne Wendeltreppe verbunden. Wir sind dankbar für die interessanten Informationen, die uns unser Tourguide Stephanie Zimmermann vermittelt hat.
Was nehmt ihr mit nach Hause?
Das Gefühl, wieder nach München zurückzukehren – das schönste Mitbringsel von einer Städtereise und ein Zeichen dafür, dass uns eine Stadt mit Bewunderung erfüllt und wir mehr davon wollen.
Ihr könnt einem Freund drei Tipps für einen München-Trip geben – wo schickt ihr ihn hin?
Bring Dein Notizbuch mit, um einige Bilder von der Stadt zu zeichnen. Miete einen Wagen, um viele Orte auch außerhalb der Stadt zu besuchen, wie zum Beispiel die Sankt Josef-Kirche in Holzkirchen von Eberhard Wimmer. Und: In den Restaurants werden große Portionen gereicht – vertrau uns und bestell bloß ein Gericht für zwei Personen.
Was möchtet ihr bei eurem nächsten Besuch unbedingt machen?
Aus Zeitmangel mussten wir einige Gebäude auslassen, also möchten wir gerne die OlyDorf-Bungalows von Günther Eckert und Werner Wirsing besuchen. Auch nicht geschafft haben wir das Pharao-Haus von Karl Helmut Bayer, welches wir bloß vom Olympiaturm aus gesehen haben, aber nicht mehr besuchen konnten.
Woraus schöpft ihr Inspiration für eure Arbeit?
Unsere unstillbare Freude am Entdecken und Erfahren von Architektur, es ist diese Leidenschaft, die uns antreibt. Und jedes besuchte Gebäude inspiriert uns auf eine neue Weise und wir lernen davon und es bringt uns auf neue Ideen – und auch wieder zu neuen Wünschen, noch mehr zu entdecken.
Was ist die größte Herausforderung in eurem Job?
Wenn immer möglich, wollen wir die Räume und Gebäude ohne andere Personen zu zeigen, was eine große Herausforderung ist. So versuchen wir, Zugang zu den Gebäuden vor deren Öffnung zu erhalten. Dies bedeutet im Falle des Müller’schen Volksbad von Carl Hocheder aber auch, dass wir um 5 Uhr morgens aufstehen mussten.
Welches München-Foto hat von euren Followern das beste Feedback bekommen?
Wir haben so viele Bilder in München geschossen, dass diese Frage noch nicht abschließend beantwortet werden kann. Bisher fanden aber die Bilder von der Endlosen Treppe, einer Kunstinstallation von Olafur Eliasson, den größten Anklang.
Und welches Foto mochtet ihr selbst am liebsten? Warum?
Diese Frage ist kaum zu beantworten, aber wenn wir müssen: Wir mögen unter anderem dieses Bild vom Olympiastadion sehr, weil es durch die Präsenz von Virginia die riesigen Dimensionen dieses Baus zeigt. Und die Sitzreihen geben dem Bild einen großartigen Rhythmus.
Euer persönliche Tipp für das perfekte Urlaubsfoto?
Falls es um Bilder mit Gebäuden geht: Stimmt eure Kleidung auf das Gebäude ab, wie hier im Falle der U-Bahn-Station Marienplatz.
Eure drei goldenen Reisetipps?
Jeder hat wohl seinen eigenen Reisestil. Für uns ist die Planung von größter Wichtigkeit, um dann vor Ort effizient arbeiten zu können. Die Auswahl einiger geeigneter Restaurants vor der Reise vergrößert die Vorfreude. Und natürlich: Gut auswählen, was man an Ausrüstung und Kleidung wirklich braucht. Gerade bei Städtewanderungen kann die mitgeführte (Foto-)Ausrüstung mit der Zeit schwer wiegen.
Zum Abschluss: Was glaubt ihr, was die Münchner unter dem bairischen Ausdruck Schmoizla verstehen?*
Hm, vielleicht – nach unseren Restauranterfahrungen in München: Butterschmalz?
*knapp daneben: Schmoizla ist die bairische Bezeichnung für Schnupftabak.
Vielen Dank, Virginia und Philipp.
Zu den Personen
Wir sind zwei Freunde, die von der gebauten Umwelt fasziniert sind und reisen, um die besten und eindrücklichsten Gebäude zu finden. Wir versuchen, die besuchten Orte fotografisch festzuhalten. Leidenschaftlich bereiten wir uns auf die Reisen vor, nehmen die Fotos auf und bearbeiten diese dann. Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Gebäuden, die wir besuchen wollen, und träumen von den Orten, die wir in Zukunft fotografieren werden. Philipp lebt in Zürich, Virginia in London.