Heiko Wild vom Monaco Velo Club im schwarzen Shirt und Brille mit schwarzem Rand.

Interview mit Heiko Wild

Monaco Velo Club

Wenn München Deutschlands heimliche Rennradhauptstadt ist, dann befindet sich der Regierungssitz in der Ohlmüllerstraße. Im „bikedress-Store“ werden nicht nur ausgewählte Jerseys aus München, Frankreich und Japan verkauft. Hier schlürfen die Mitglieder des Monaco Velo Club auch nach der Ausfahrt ihren geliebten Espresso. Ein Gespräch mit Gründer Heiko Wild – über Trikottrends, Rennrad-Etikette und die schönsten Ausfahrten durchs Münchner Umland.

Herr Wild, was ist das hier? Modeboutique? Fahrradwerkstatt? Ein Vereinsheim mit Edel-Cafeteria?

In dem Laden spiegelt sich meine Passion fürs Radfahren wider – mit allem, was dazugehört. Und ich liebe es eben auch, speziell in Italien, irgendwo anzuhalten und einen guten Espresso oder Cappuccino zu trinken. Deswegen haben wir das Café integriert. Und das findet auch bei unseren Kunden Anklang, dass Leute nach der Radfahrt kommen, einen Espresso trinken oder eine Kugel Eis essen. Und durch das Café haben wir ein Zuhause für unseren Club. Hier starten viele Ausfahrten, und manchmal finden abends auch Events statt.  

Wie sind Sie auf den „bikedress-Store“ gekommen?

Als ich vor einem Vierteljahrhundert mit Freunden in den Alpen unterwegs war, trafen wir zwei Mountainbiker, die eine Alpenüberquerung gemacht haben. Da haben wir den Entschluss gefasst, das auch zu tun. Bei der Planung haben wir festgestellt, dass es in Deutschland kaum Läden gibt, die eine gute Auswahl an Radbekleidung haben. Damals hatte der klassische Radladen viele Fahrräder und irgendwo eine kleine Ecke, in der nicht besonders liebevoll dekoriert Radbekleidung zu finden war.

Hier hängen historische Trikots, Reminiszenzen an Rennsportklassiker. Gleichzeitig finden sich im Keller modischere Sachen. Was macht für Sie eine gute Mischung bei Radsportbekleidung aus?

Wir wollen eine größere Auswahl bieten für eine Zielgruppe zwischen Mitte 20 bis Anfang 60. Deswegen haben wir ganz verschiedene Marken. Der Geschmack ist halt sehr unterschiedlich. Aber wir legen natürlich bei allen Marken, die wir führen, einen großen Wert auf die Funktionalität und auch auf die Passform. Es gibt Kunden oder Kundinnen, die ein florales Muster haben möchten, und dann gibt es welche, die einfach nur eine cleane Farbe ohne großen Logo-Aufdruck wollen.  

Da hat sich schon viel getan in den letzten Jahren, oder? Dass man plötzlich überhaupt Radklamotten kriegt, die nicht superhart auf Performance designt sind, sondern fast ein bisschen schick …

Radsport ist absolut trendy. Und es sind sehr, sehr viele Marken aus dem Boden geschossen. Anfangs hat man hauptsächlich drei, vier Marken gesehen, jetzt sind es 30, 40, 50 verschiedene Marken. 

Sie haben sogar Ihre eigene Linie gestaltet.

Ich habe aus allen Marken, die ich führe, ein bisschen Input geholt, und mich gefragt: Was wäre jetzt genau die Marke, der Look, der für mich interessant wäre? Und da habe ich etwas kreiert für unsere Community, das die Funktion bietet, aber auch zeitlos ist. Sodass man nicht, wie es zum Teil in der Mode noch üblich ist, jedes Jahr gezwungen ist, die neue Kollektion zu kaufen. Sondern ein paar schöne Farben hat, die man auch drei, vier, fünf Jahre tragen kann.

Dürfen nur Clubmitglieder die Sachen erwerben? Muss man einen bestimmten Kilometerschnitt nachweisen?

Nein, jeder, der in unseren Laden kommt, kann das erwerben. Wir haben ein kleines Gimmick: Wenn jemand eine Hose und ein Trikot von uns kauft, ist er ein virtuelles Clubmitglied. Und bekommt immer, wenn er vorbeikommt, einen Espresso oder einen Cappuccino umsonst.

Dass sich mit dem Shop ein Lebenstraum für Sie erfüllt hat, liegt sicher auch am Rennradrevier im Münchner Süden. Hier gibt es einige Superlative. Es sei eines der tollsten in Deutschland, vielleicht überhaupt das beste Großstadtrevier. Was macht die Gegend rund um München zum Radfahren so interessant?

Rund um München gibt es so viele Möglichkeiten, Routen zu kombinieren, weil jeder kleine Bauernhof mit einer Asphaltstraße angebunden ist. Das führt dazu, dass ich, auch wenn ich immer wieder in eine ähnliche Richtung fahre, immer neue Varianten entdecke, auf denen kaum Autos unterwegs sind. Es ist hügelig, der Blick reicht bis in die Alpen, es gibt wenig befahrene Straßen. Es wird mir überhaupt nicht langweilig.

Welche Strecke würden Sie empfehlen, wenn man zum ersten Mal zum Radeln in München ist?

Es kommt drauf an, wie viele Kilometer man fahren möchte. Ein absoluter Klassiker, aber das sind dann so knapp 200 Kilometer, ist die Strecke in Richtung Irschenberg, dann Spitzingsattel, in die Valepp und dann über den Tegernsee und Bad Tölz wieder zurück nach München. Eine meiner Lieblingsrunden. Raus aus München gibt es drei Hauptstrecken: Perlacher Forst, Pupplinger Au oder die Olympiastraße nach Starnberg. Schäftlarn ist ein bekannter Anstieg, sehr beliebt, der relativ nah ist. Und auch zur Ludwigshöhe fahre ich immer wahnsinnig gern raus. Wenn man da oben ankommt und über die Kuppe fährt, hat man das ganze Alpenpanorama vor sich – wunderschön.  

Man sieht auch eine Vielfalt der Landschaft. Und ungewöhnliche Vegetation – dafür, dass man in den Voralpen ist. Das wechselt zwischen Laub-, Auen- und auch wieder Kiefernwäldern. Manchmal vergisst man, dass man in Oberbayern ist.

Richtung Wallgau, an der wilden Isar, hat man auf einmal das Gefühl, in Kanada zu sein. Der lockere Bergwald, der mäandernde Flusslauf. Irre.

Kann man sich da als einzelner Fahrer oder einzelne Fahrerin einer Gruppe anschließen?

Ich würde sagen, dass der Münchner schon Individualist ist oder im Freundeskreis die Touren angeht. Aber es gibt viele Bestrebungen von Fahrradläden, die Ausfahrten organisieren, auch von Clubs. Wir machen donnerstags unsere eigene After-Work-Ausfahrt. Die Leute sollten aber wissen, dass wir im Schnitt zwischen 20 und 30 km/h fahren. Zum Ende der Saison vielleicht auch mal ein bisschen schneller.

Also wenn man irgendwo ein Rudel navyblauer, pink-gestreifter Leute relativ zügig durch die Gegend fahren sieht, dann ist das der Monaco Velo Club?

Ja.

Gibt es eine hiesige Fahrradetikette? Wenn jetzt jemand zum Beispiel aus dem Ausland nach München käme und mal mit dem Fahrrad unterwegs ist, was muss man beachten?

Wenn ich fahre und es hängt sich bei mir jemand in den Windschatten, habe ich kein Problem damit. Aber es gibt schon Leute, die das nicht gut finden. Da ist es hilfreich, wenn man hinfährt und sagt, du, darf ich ein bisschen mitfahren im Windschatten? Da wird keiner Nein sagen. Aber man hat halt höflich gefragt.

Irgendwelche Handzeichen?

Man zeigt Hindernisse an. Wenn man in der Gruppe fährt, in der zweiten, dritten Position ist und nur den Vordermann sieht, sieht man nicht so schnell die Hindernisse. Und da wird durch eine Handbewegung am Gesäß angezeigt, dass ein Hindernis kommt. Man deutet auch auf Löcher in der Straße, indem man auf den Boden zeigt.

Jetzt gibt es in Bayern sogar ein Getränk, das so heißt, als wäre es die perfekte Wegzehrung für Radfahrende. Wenn der Monaco Velo Club unterwegs ist, wird da Radler getrunken?

Wir fahren nicht Rad, um irgendwelche Rennen zu gewinnen. Wir machen das, weil wir Spaß dran haben. Und für mich gehört zum Radfahren auch eine Pause. Weil ich mit den Leuten nicht nur gerne auf dem Rad sitze, sondern auch mal auf einer Bierbank und da anstoße. Und ja: Ich trinke da schon auch mal ein Radler.

 

 

Text: Nansen & Piccard; Fotos: Frank Stolle
Una bicicletta si trova sulla Odeonsplatz di Monaco di Baviera.

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