München ist die Stadt der Biere, neben den traditionsreichen Münchner Brauereien hat sich hier auch eine lebendige, kreative und einander freundschaftlich verbundene Craft-Beer-Szene etabliert. Wir sind losgezogen und haben dabei fünf Läden entdeckt und mit den engagierten Menschen dahinter gesprochen.
In München ist Bier ein Hochgenuss: das Weißbier nach dem Wandern oder ein Helles zur Brotzeit im Biergarten. In diesem Sommer hatten wir Lust, auch mal die Münchner Craft-Biere auszuprobieren. Mit von der Partie waren neben mir als Autorin meine Freundin Steffi, Peter, ein Kollege und Bier-Connaisseur und Frank, unser Fotograf, alle mit großem Spaß an diesem Thema!
Folgende Craft-Beer-Kneipen haben wir besucht, man kann die Beiträge auch unabhängig voneinander lesen:
Paul Higgins hat sich das Brauen selbst beigebracht, erzählt er, während Peter, Frank und ich im Tap Room seiner Brauerei in der Maxvorstadt eine erste Runde seiner Ales verkosten. Das Lokal ist winzig und originell. Rührendes Detail: Ein Schild am Tresen markiert den Ein-Mann-Stammtisch von einem gewissen Simon, der fleißig daran mitgearbeitet hat, dass die Bar im Frühjahr 2022 eröffnen konnte.
An den Wänden hängen Kunstwerke, die ein Freund aus alten Wanderkarten gefertigt hat. Auch im Logo von Higgins Ale Works verbinden sich seine beiden Leidenschaften. Im Profil des Fußabdrucks von einem Wanderschuh erkennt man die Hopfenblüte.
Sein Beruf als Ingenieur, die Brauerei und die Bar lassen ihm nicht viel Freizeit, dennoch hat er kürzlich wieder eine schöne Tour von Lenggries auf die Seekarspitze und weiter über den Ochsenkamp unternommen.
In seiner Heimat hat Paul vor 30 Jahren mit dem Brauen begonnen. Er kommt aus New Jersey, USA, und kann sie erzählen, die Geschichte vom Ursprung des Craft-Beers: 1966 schaffte Mississippi als letzter Bundesstaat die Prohibition, das Alkoholverbot, nach fast 50 Jahren wieder ab. Eigentlich hätte man nun wieder fröhlich auf bessere Zeiten anstoßen können, wäre nicht die Qualität der Industriebiere so lausig gewesen.
„Das Münchner Bier ist sehr gut und vor allem preiswert, aber mir fehlte hier die Vielfalt.“
Aus Protest fingen immer mehr Menschen in Amerika damit an, in der Garage ihr eigenes Bier zu brauen. Das war die Geburtsstunde einer Bewegung, der sich Paul Anfang der 1990er-Jahre mit ersten Brauexperimenten anschloss. Mittlerweile ist Craft-Beer in den USA längst Standard. Man kann es in jeder Bar und jedem noch so kleinen Restaurant bestellen.
Ganz anders in München. Als Paul und seine Frau Jen 2003 aus beruflichen Gründen in die bayerische Landeshauptstadt kamen, fanden sie eine sehr überschaubare Szene vor. „Das Münchner Bier ist sehr gut und vor allem preiswert“, sagt Paul, „aber mir fehlte hier die Vielfalt.“
Nachdem der Entschluss stand, in München zu bleiben, braute er seine Ales zunächst zuhause, dann ab 2015 im Keller einer ehemaligen Bäckerei in der Maxvorstadt. Seine Frau hätte ihn auf das Mietangebot gestoßen, damit das Brauen in der Küche endlich ein Ende hatte, erzählt Paul und lacht.
Aus dem Hobby wurde ein echtes Business, das nach Corona richtig Fahrt aufgenommen hat. 8000 Liter werden sie wohl 2023 brauen, um den eigenen Tap Room zu bedienen und die Bars in München (und nur hier) mit ihren nach bayerischem Reinheitsgebot hergestellten „Ale Works“ zu beliefern.
„Craft Beer ist mindestens so komplex wie ein guter Wein. Du füllst es in ein schönes Glas, trinkst es langsam und lässt Dir dabei viel Zeit, um es zu genießen und den verschiedenen Aromen und Geschmacksrichtungen nachzuspüren.“
Wegen der besonderen Hopfensorten und steigender Preise auf diesem Markt muss man für seine Kreationen, wie das Pioneer Cream Ale (leicht, mit französischem Hopfen), sein Glory Daze Grisette Saison (zitroniges Sommerbier mit belgischen Hopfen, Dinkelmalz und einer Note von Amarillo und Centennial-Hopfen) oder sein Secret Idahoe (leicht bitter, mit ausbalanciertem Säuregehalt), schon etwas tiefer in die Tasche greifen.
Viel Geschmack hat seinen Preis. Bierexperte Peter lässt das Bier professionell an der Zunge vorbeilaufen und nimmt in seinem Cream Ale eine Note von Kardamom wahr. Damit liegt er gar nicht so mal schlecht – rauchig, mit einem Hauch von Gewürznelke wären weitere Möglichkeiten der Beschreibung für diesen Stil.
Craft-Beer ist nicht einfach nur etwas gegen den Durst, sondern mindestens so komplex wie ein guter Wein, findet Paul, und so sollte man es auch behandeln. „Du füllst es in ein schönes Glas, trinkst es langsam und lässt Dir dabei viel Zeit, um es zu genießen und den verschiedenen Aromen und Geschmacksrichtungen nachzuspüren.“
Fazit: Der Tap Room besticht durch seine wunderbare Lage im Schatten der riesigen Spatenbrauerei. Angestellte von Google und Apple treffen sich hier genauso gerne auf ein Feierabend-Bier wie Student*innen oder Philharmoniker auf Tournee. Gäste aus aller Welt schauen vor allem zu Oktoberfestzeiten vorbei. Tipp: Paul wird im Herbst wieder die Trauben neben dem Tap Room ernten und seinen wohlschmeckenden Drink im „grape and grain style“ daraus zubereiten, ein Zwischending aus Wein und Bier. Pink von der Farbe her und moussierend wie Champagner.
Higgins Ale Works, Karlstraße 122
Auch gut: Tap-House, Rosenheimerstraße 108
Nein, Annalena Ebner wollte nicht als Kind schon Braumeisterin werden. Aber sie hatte recht klare Vorstellungen, als es später darum ging, sich für eine Ausbildung zu entscheiden. In die Lebensmittelbranche wollte sie gehen und mit einem Nahrungsmittel arbeiten, in das „kein Schmarrn reinkommt“ und das nachhaltig verpackt werden kann. So kam sie schließlich zum Bierbrauen im Paulaner Bräuhaus in der zentralen Münchner Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt.
Paulaner unterhält neben seiner Großbrauerei weltweit Brauereihaus-Wirtschaften nach dem Vorbild des Bräuhauses am Kapuzinerplatz in München. Neben Standardbieren werden hier auch besondere Craft-Biere angeboten. Nach bayerischem Reinheitsgebot versteht sich.
„Natürlich spielen auch die Hefe und das Malz eine Rolle für einen ausgewogenen Geschmack. Sobald es aber exotisch wird, liegt es mit Sicherheit am Hopfen.“
Im Schnelldurchgang erklärt sie mir, wie das Brauen funktioniert. Vom ersten Sud, den sie in den kupferfarbenen Kesseln im Gastraum des Paulaner Bräuhauses ansetzt, bis zum Ausschank dauert es ungefähr sechs Wochen. Obwohl nur ganze vier Zutaten den Gerstensaft ausmachen, hat man unendlich viele Möglichkeiten, den Geschmack des Bieres zu variieren und immer neue Sorten zu kreieren.
Neben einem naturtrüben Hellen (im Bräuhaus heißt es Zwickl) und Weißbier braut Annalena eine „craftbierige“ dritte Sorte nach eigenen Rezepten. Jetzt im Sommer wird ihr „Vitali“ ausgeschenkt; ein Weißbier mit Zitrusnote durch Citrahopfen mit 6,5 Prozent Alkohol.
Craft-Beer-Brauereien, erzählt Annalena, spielen mehr mit dem Hopfen. Es gibt unzählige Züchtungen mit schier unglaublichen Geschmacksnoten, berichtet sie – von Mango und Maracuja über Zitrus- und Pfeffernoten bis hin zum Geschmack von Lakritz und Gletscherbonbon. Natürlich spielen auch die Hefe und das Malz eine Rolle für einen ausgewogenen Geschmack. „Sobald es aber exotisch wird“, sagt Annalena, „liegt es mit Sicherheit am Hopfen.“
Zu exotisch mitunter für manchen Gast hier, der immer das Gewohnte bestellt und einem Bier, das nach Grapefruit und Maracuja duftet, mit Skepsis begegnet. Craft-Beer ist im Umfeld einer bayerischen Traditionsgaststätte eben keine „gmaahde Wiesn“. Hier kann sie noch echte Überzeugungsarbeit leisten. Mit ihren besonderen Bieren steuert sie direkt auf die Stammtische zu und hat schon manchen Sturkopf umgestimmt.
Fazit: Mir schmeckt er ganz großartig, der Vitali. Ich würde sogar sagen, er zählt ab sofort zu meinen Lieblings-Craft-Bieren. Die kleine Brauerei ist wirklich sehenswert, daher empfehle ich eine Führung durch Annalenas Reich im Paulaner Bräuhaus.
Paulaner Bräuhaus am Kapuzinerplatz, Kapuzinerplatz 5
Auch gut: Paulaner am Nockherberg, Hochstraße 77
Beim Eintreten in die gemütliche Bar in der Dreimühlenstraße im Schlachthofviertel läuft „The Passenger“ von Iggy Pop, einer meiner Lieblingssongs zum Rumhüpfen auf Partys. Das nimmt mich gleich positiv für den Laden ein. „True Brew is built on the love of good beer, friendship and adventure“, habe ich vor meinem Besuch schon auf der Website gelesen, darum frage ich als erstes, wie diese drei Dingen zusammenhängen.
Andi, Luis und Lucas sind Freunde aus Kindertagen. Sie wuchsen gemeinsam in Mittelfranken auf und haben nie den Kontakt zueinander verloren. Immer schon waren sie gerne draußen unterwegs, erzählt Andi. Auf einem gemeinsamen Snowboard-Wochenende stellten sie fest, dass alle schon „relativ happy“ waren, aber irgendwie noch nicht ganz da angekommen, wo sie hinwollten.
Snowboard und Surfbrett hängen jetzt an den Wänden. Ob sie wohl noch zum Sporteln kommen?
Sie warfen also alles zusammen und gründeten 2019 das True Brew im Schlachthofviertel. Luis ist der Brauer, Andi hat BWL studiert und Lucas die Ausbildung zum Koch und Hotelbetriebswirt absolviert. Snowboard und Surfbrett hängen jetzt an den Wänden. Ob sie wohl noch zum Sporteln kommen?
Das Bier wird aus Platzgründen zwar nicht im Haus selbst gebraut, sondern bei befreundeten Brauereien im Umland produziert, aber vom Rohstoffbezug bis zur Abfüllung geschieht alles in Eigenregie. Im Jahr produzieren sie an die 1000 Hektoliter. Das Bier fließt aus dekorativen Kupferkesseln, wird aber inzwischen auch an ausgesuchte Craft-Beer-Kneipen, etwa in Berlin und Hamburg und ins europäische Ausland geliefert.
Inzwischen haben sie in München eine zweite Kneipe eröffnet, berichtet Andi. Im neuen Lagerhaus geht es mit Lagerbieren und bayerischer Küche etwas traditioneller zu, dafür gibt es im True Brew „mehr das craftige Zeug“ und hausgemachte Pizza.
„Unser Joyride hat ordentlich Hopfen, ist trotzdem süffig und wegen seines niedrigen Alkoholgehalts kann man mit diesem Bier leicht einen ganzen Abend verbringen.“
Ausgeschenkt werden Klassiker im amerikanischen Stil, also hopfenintensive aromatische Biere, wie etwa das India Pale Ale. Man unterscheidet dabei zwischen West Coast Style, eher trocken und ziemlich bitter, und New England Style, bei dem tropisch fruchtige Aromen im Vordergrund stehen.
Der Renner der ersten Stunde ist das Joyride, die Gäste lieben es. Es hat ordentlich Hopfen, ist trotzdem süffig und wegen seines niedrigen Alkoholgehalts kann man, so Andi, mit diesem Bier leicht einen ganzen Abend verbringen. Beim renommierten Meininger's International Craft Beer Award wurde es zum „Ale Bier des Jahres 2022“ in Deutschland gekürt. Andi erzählt mir das erst, als ich ihn auf die vielen gerahmten Urkunden neben der Bar anspreche. So bescheiden.
To go und für den Versand werden die Biere übrigens ausschließlich in Dosen abgefüllt. Darin bleibt das Bier am längsten frisch und aromatisch. Nach Andis Einschätzung stimmt auch die Ökobilanz, wenn man die aufwendige Herstellung und Reinigung der Flaschen bedenkt. Dieses Argument habe ich auf meiner Tour durch die Szene öfters gehört. Und sie haben wirklich bildschöne Dosen hier: Mein Joyride ziert das Bild eines Campingbusses bei Sonnenuntergang am Meer.
Fazit: Lebt man im Umfeld der Dreimühlenstraße, schaut man nach seinem Urlaub als erstes gleich mal im True Brew vorbei. Aber auch viele München-Gäste finden vor allem auch zur Wiesn hierher, dennoch ist die Craft-Beer-Szene in München sehr familiär und übersichtlich. Kurz bevor wir gehen, schneit eine Freundin herein. „Verratet Ihr schon wieder die besten Orte in meinem Viertel?!“, scherzt sie. Ja, sorry, tun wir.
True Brew, Dreimühlenstraße 25
Auch gut: Frisches Bier, Thalkirchner Straße 53
Tomatenpflanzen vor dem Fenster mit Aussicht auf einen Hinterhof in einer ruhigen Seitenstraße im Münchner Stadtteil Au. Eichenboden, dunkelgrün vertäfelte Wände, Brauhausmobiliar. Bereits kurz nach 17 Uhr sind nahezu alle Tische besetzt. Unter den Gästen finden sich solche mit Tattoos und ohne, im Hardrock-T-Shirt aber auch im karierten Oberhemd. Gemeinsam sorgen sie für eine ordentliche Geräuschkulisse. Hinter der Bar ein Dutzend Hähne, aus denen die hauseigenen Bierspezialitäten fließen. Im Eingangsbereich neben dem Braukessel stehen ein Paar Gummistiefel und ein Bobbycar, vermutlich das Fahrzeug der Brauerin oder des Brauers von morgen.
„Bier trinkt jeder, ganz egal, ob er einen Anzug trägt oder einen Irokesen oder ob er gerade erst 16 geworden ist und jetzt Bier trinken darf.“
Gemeinsam mit meiner Freundin Steffi bin ich heute hier mit dem BrewsLi alias Ben Saller verabredet. Ich finde, er hat den originellsten Namen von allen Craft-Beer-Kneipen in der Stadt. Schon beim ersten Lesen (Bruce Lee, haha) musste ich lauthals auflachen. Auf den Bierfilzen ist er selbst abgebildet. Die Zeichnung zeigt ihn vor seinem Braukessel sitzend, den original vietnamesischen Reishut aus seinem Elternhaus auf dem Kopf.
Das war es dann aber auch schon mit Werbung. Einen Shop gib es nicht. Bunte Etiketten sucht man vergebens. Flaschen auch. Ausgeschenkt wird ausschließlich direkt vom Fass. „Ich fülle Biergenießer ab und keine Flaschen“, sagt Ben mit der ihm eigenen Ernsthaftigkeit. Für ihn ist der Konsum vor Ort die natürlichste und nachhaltigste Form von Biergenuss überhaupt. Die Bezeichnung „Craft Beer“ mag er nicht so besonders, er versteht sich schlicht als örtlicher Versorger mit einem handwerklich gebrauten guten Bier und damit als Gegenpol zu den Megabrauereien.
„Ich fülle Biergenießer ab und keine Flaschen.“
Fränkische Brauereien sind seine Vorbilder. Nach dem Studium zum Diplom-Braumeister ging er das Projekt einer eigenen Brauereigaststätte in München an. Zielgruppe: Ab wann man ein Bier trinken darf, bis man nicht mehr Bier trinken kann. Dem Banker war das anfangs zu vage, schließlich hat Ben ihn aber doch von seinem Businessplan überzeugen können. „Bier trinkt jeder“, sagt Benjamin, „ganz egal, ob er einen Anzug trägt oder einen Irokesen oder ob er gerade erst 16 geworden ist und jetzt Bier trinken darf.“
Was sich im BrewsLi Bier nennt, wird nach dem Reinheitsgebot gebraut. Ben hat seine Interpretation klassischer Biere wie Helles, Weißbier und Pils am Hahn, bei den Craft-Bieren profitieren die Gäste von der Experimentierfreude und Neugier ihres jungen Wirts. Sein erklärtes Ziel ist es, alle existierenden Bierstile irgendwann einmal gebraut und ausgeschenkt zu haben. Schließlich sei Bier ein jahrtausendealtes Getränk und habe sich überall auf der Welt in unterschiedlichste Richtungen entwickelt. „Das Leben“, so sein Wahlspruch „ist einfach zu schön, um immer dasselbe Bier zu brauen.“
Zu seinen Spezialitäten zählt ein holzgereiftes Bier, oder auch mal etwas Saures mit Früchten (was dann natürlich nicht Bier genannt wird). Eine Auswahl seiner Spezialitäten kann man auf einem Probiertablett bestellen. Uns empfiehlt er sein Rhode Island Iced Tea, das, wie schon der Name verrät, am weitesten weg ist vom Geschmack herkömmlicher Biersorten. Wir tauchen unsere Nasen tief ins Glas und versuchen, die besonderen Aroma zu erschnuppern. Dafür bräuchte es wohl ein bisschen mehr Übung, aber das Bier schmeckt uns, sogar Steffi, obwohl sie sonst eher Weintrinkerin ist. Oder vielleicht gerade deswegen.
Fazit: Ein bodenständiger, völlig unaufgeregter Laden mit Potenzial zur Stammkneipe. Aber keine vorschnellen Schlüsse ziehen: In der Münchner Craft-Beer-Szene behaupten manche, der BrewsLi braue die abgefahrensten Biere von allen!
BrewsLi, Taubenstraße 2
Auch gut: HopDog, Auenstraße 100
Das Giesinger Bräu in unmittelbarer Nachbarschaft der Heilig-Kreuz-Kirche in Giesing ist unsere letzte Station. Hier im Dunstkreis der ältesten Pfarrkirche im Viertel hat sich alles abgespielt – vom ersten Himbeerbier aus der Garage 2005 bis zur Eröffnung der heutigen Brauerei mit 35.000 Hektolitern Ausstoß pro Jahr. 2019 wurde die Brauerei um das Werk 2 im Münchner Norden erweitert. Für das Heimatgefühl haben sie auf dem neuen Werksgelände Giesing-Ortsschilder aufgestellt.
„Wir sind die kleinste Brauerei von den Großen, aber die größte von den Kleinen.“
Mittlerweile bietet die Brauereiwirtschaft allein am Standort in Giesing Platz für 200 Gäste im Innenbereich und zusätzlich für an die 140 Personen auf der Terrasse. In der sogenannten „Schänke“ gibt es regelmäßig Konzerte und Veranstaltungen. Wir bekommen einen coolen Platz direkt im Sudhaus mit Blick auf die Bierkessel und treffen dort Martin Jäger, der bei Giesinger Bräu unter anderem der Mann für den Einkauf und die Veranstaltungen ist. Giesinger Bräu setzt auf gehobene bayerische Wirtshauskultur. Martin kauft Fisch, Fleisch, Gemüse und Eier direkt bei den Erzeugern ein: Maximal regional, maximal nachhaltig soll es sein.
Wir bestellen uns den vielfach gepriesenen Obatzten und Lachs mit grünen Tagliatelle und Pfifferlingen und sind sehr gut beraten mit einem Märzen dazu, das uns der Kellner als sein Lieblingsbier empfiehlt. Martin selbst trinkt eine Halbe des ganz neuen Alkoholfreien im Sortiment. Zwischen 10 und 14 Biersorten haben die Giesinger im Angebot und immer wieder kommen neue dazu. Das Experimentieren mit einem kleinen feinen Craft-Beer-Sortiment bereitet ihnen noch immer viel Freude, gleichzeitig reift in den Kesseln in aller Ruhe ein traditionelles Festbier heran.
Das Experimentieren mit einem kleinen feinen Craft-Beer-Sortiment bereitet ihnen noch immer viel Freude, gleichzeitig reift in den Kesseln in aller Ruhe ein traditionelles Festbier heran.
Gerade kommt Martin vom Aufbau der „Langen Nacht der Brauereien“ im neuen Werk 2. An einem Wochenende haben dort zahlreiche Brauereien aus München und Umgebung eingeladen, ihre Biere zu präsentieren, für gute Musik und Verpflegung ist ebenfalls gesorgt. „Wir sind die kleinste Brauerei von den Großen, aber die größte von den Kleinen“, sagt Martin.
Weil sie selbst mal klein angefangen haben, greifen sie jetzt den befreundeten Kleinbrauereien ein wenig unter die Arme. Auf diese Weise geben sie ein Stück von der Solidarität zurück, die sie selbst in Zeiten finanzieller Engpässe erfahren haben. Denn das muss man wissen: Es gibt niemanden aus der Lebensmittelbranche, der in Deutschland über Crowdfunding mehr Geld eingesammelt hat als Giesinger Bräu.
Fazit: Wer im Giesinger Bräu einkehrt, steht eher auf Traditionelles: Klassisches Münchner Helles, Weißbier, Märzen oder Dunkel. Craft-Biere wie das Lemondrops (mit Lemondrop Hopfen kräftig gehopftes Triple-Bier) oder der Sternhagel (ein Bockbier mit beachtlich hohem Alkoholgehalt) oder auch in Cognac oder Whisky-Fässern gelagerte Edelbiere (fanden Steffi und ich gewöhnungsbedürftig, Frank hingegen war begeistert) haben hier aber ebenfalls eine große Fangemeinde. Bier vom Giesinger gibt es auch an einem Stehausschank am Viktualienmarkt mitten in der Altstadt, in Sendling, in der Maxvorstadt, in Haidhausen und im Glockenbachviertel.
Giesinger Bräu, Martin-Luther-Straße 2
Auch gut: Lagerhaus, Humboldtstraße 20