850 Jahre spannende Architekturgeschichte: In München hat Baukultur eine lange Tradition, von seiner Gründung im Mittelalter bis zur aktuellen Planung der Metropolregion.
Residenzstadt, Wirtschaftsstandort, Kulturmetropole oder Magnet für Städtereisende: München kennt viele Attribute. Stets liefert seine markante Architektur dafür die passenden Bilder. Und nie scheute München den Vergleich: Seine Residenzen, Kirchen, Prachtstraßen und Monumente konkurrierten stets mit denjenigen von Dresden, Rom, Paris oder Berlin.
Bescheidenheit lag fern, als Jörg von Halsbach im späten Mittelalter die Frauenkirche errichtete, deren Silhouette die Stadt bis heute prägt. Die beiden Türme mit ihren unverwechselbaren „welschen Hauben“ sind eine einzigartige Verbindung später Gotik und Renaissance. Ebenso als Friedrich Sustris im Stil des aufkommenden Barock die Jesuitenkirche St. Michael entwarf, Vorbild zahlreicher Nachfolgebauten, und als die Fassaden Leo von Klenzes und Friedrich von Gärtners im 19. Jahrhundert die Residenzstadt zu einem „Athen an der Isar“ wandelten.
Bescheidenheit lag fern, als Jörg von Halsbach im späten Mittelalter die Frauenkirche errichtete, deren Silhouette die Stadt bis heute prägt.
König Ludwig I. nutzte die Architektur, um dem Königtum eine neue, glanzvolle Bühne zu bereiten. Seine Museumsbauten im Stil griechischer Tempel und Florentiner Paläste, das Siegestor und die Feldherrnhalle und die hoch und stolz aufragende Bronzefigur der Bavaria sollten keinen Zweifel an der Stellung des Monarchen aufkommen lassen. Die Architektur im 19. Jahrhundert diente daher in erster Linie der Monarchie.
Und schließlich, als München wirklich zur Großstadt wurde, zog vor dem Ersten Weltkrieg die Moderne ein: Anstelle des einst mächtigsten Bauwerks, dem doppelten Mauerring und der Festung, verläuft seither eine breite Ringstraße mit großen Verkehrsplätzen. Neue und ausladende Flaniermeilen entstanden für das wirtschaftlich erfolgreiche Großbürgertum, gigantische Café- und Bier-Paläste, zahlreiche breite Isarbrücken, das Deutsche Museum und vornehme Wohnpalais. Das Brienner Quartier und die Maximilianstraße entfalten seither ihre magnetische Wirkung auf Einheimische und Gäste.
Das augenfälligste Monument jedoch wurde das Neue Rathaus am Marienplatz, das in über 40 Jahren Bauzeit emporwuchs und seither neben den Türmen der Frauenkirche als Münchner Wahrzeichen gilt, nicht zuletzt wegen des weltberühmten Glockenspiels.
Auch am Stachus, wie die Einheimischen den Karlsplatz gerne nennen, reihen sich eindrucksvolle Zeugnisse der Architekturgeschichte aneinander und fordern zum kritischen Vergleich heraus: Der prächtig verzierte Justizpalast aus der Gründerzeit, der funktionale und denkmalgeschützte Kaufhausbau aus der Nachkriegszeit und demnächst die spektakuläre und gewagte Architektur des neuen Hotels „Königshof“.
Doch wird München auch künftig dem internationalen Vergleich mit zeitgenössischer Architektur standhalten oder ist es zu schüchtern und provinziell? Markante und weithin beachtete architektonische Zeichen gestalteten vor wenigen Jahren die Architekten Herzog und DeMeuron mit dem Bau der Allianz Arena und Murphy&Jahn mit den Highlight Towers. Der Neubau der Hochschule für Fernsehen und Film genießt allseits Bewunderung, und das transparente Design der Herz-Jesu-Kirche in Neuhausen setzte sogar internationale Maßstäbe in der Kirchenarchitektur.
Doch wie sieht die Zukunft aus und wie gestaltet München sein enormes Wachstum? Wie gestaltet sich moderner Wohnungsbau in Zeiten massiver „Wohnraumverdichtung“? Führungen durch das Kunstareal, berühmt durch seine drei großen Pinakotheken, erläutern dessen weitere Gestaltung, und Baustellenbesuche beim neuen Münchner Konzertsaal oder im Kreativquartier beschreiben die spannenden aktuellen Entwicklungen.
Von der Aussichtsplattform des Olympiaturms lässt sich nicht nur die nach wie vor spektakuläre Glasdachkonstruktion des Olympiageländes von 1972 bewundern, sondern auch ein weiter Blick über die gegenwärtige Ausdehnung und die Stadtentwicklung genießen. Der Baubeginn des Hauptbahnhofs und des zweiten S-Bahn-Tunnels schließlich ermöglichen Einblicke in Münchens architektonischen Aufbruch ins 21. Jahrhundert.