Seit 1983 steht das Haus in der Tradition des Volksschauspiels. Im Oktober 2021 ist das Volkstheater in einen Neubau im Schlachthofviertel umgezogen und verfügt dort über eine hochmoderne Bühne in einem extrem spannenden Umfeld.
Das Münchner Volkstheater feierte am 15. Oktober 2021 Premiere an seinem neuen Standort auf dem Gelände des Alten Viehhofs im Münchner Schlachthofviertel an der Tumblinger Straße. Gespielt wurde „Edward II.“ in einer Inszenierung des langjährigen Intendanten Christian Stückl. Die Entscheidung für einen Neubau fiel, nachdem das alte Theatergebäude an der Brienner Straße aus allen Nähten geplatzt war.
Das Backsteinensemble des Stuttgarter Architekturbüros LRO Lederer Ragnarsdóttier Oei mit seinen Bögen und Schwüngen integriert denkmalgeschützte Altbauten und lässt die Spuren der Zeit hier und da ganz bewusst ihre Wirkung entfalten. Bei allem Respekt für das historische Umfeld ist mit dem neuen Volkstheater eines der modernsten Theaterhäuser in Deutschland entstanden.
Das Volkstheater zeichnet sich durch ein junges Ensemble und ein ebenso junges Publikum aus. Hier finden sich regelmäßig Nachwuchstalente, wie zum Beispiel die ehemaligen Ensemblemitglieder Brigitte Hobmeier, Friedrich Mücke und Maximilian Brückner. Viele Gesichter sind den Gästen auch aus ihren Film- und Fernsehrollen bekannt.
Zur Förderung junger Regisseurinnen und Regisseure findet seit 2002 das Festival „Radikal Jung“ – das Theaterfestival für junge Regie – statt. Zwei Wochen lang zeigt das Volkstheater preisgekrönte Aufführungen von Nachwuchstalenten aus der gesamten deutschsprachigen Theaterwelt.
Viele der „Radikal Jung“-Talente wie Bastian Kraft, Ersan Mondtag, Lucia Bihler und Anta Helene Recke haben eine steile Regiekarriere hingelegt. Bastian Krafts Kult-Inszenierung „Felix Krull“ wird seit inzwischen über zehn Jahren vor vollem Publikumssaal gespielt.
Seit 2002 ist Christian Stückl Intendant des Münchner Volkstheaters. Er stammt aus Oberammergau. 1987 wurde er erstmals jüngster Spielleiter der Oberammergauer Passionsspiele, die er 2021 bereits zum vierten Mal geleitet hatte.
Stückl inszenierte bis 1996 an den Münchner Kammerspielen. Parallel zu seiner Intendanz am Münchner Volkstheater folgten Arbeiten als freier Regisseur für zahlreiche deutschsprachige Bühnen, darunter die Bayerische Staatsoper, die Salzburger Festspiele und das Wiener Burgtheater.
Für seine Arbeit erhielt Stückl zahlreiche Auszeichnungen, wie 2014 den Theaterpreis der Landeshauptstadt München, 2016 die Bayerische Verfassungsmedaille in Silber und 2020 den Abraham-Geiger-Preis für „Verdienste um das Judentum in seiner Vielfalt“ und den Toleranzpreis der Evangelischen Akademie Tutzing. Im März 2021 wurde ihm die Buber-Rosenzweig-Medaille verliehen.
1983 wurde das Volkstheater an der Brienner Straße in der Nähe des Stiglmaierplatzes mit der Inszenierung von Karl Schönherrs „Glaube und Heimat“ eröffnet. Regie führte damals Ruth Drexel. Die renommierte Theaterschauspielerin und Absolventin der Otto-Falckenberg-Schauspielschule in München stand jahrelang selbst auf Deutschlands Bühnen und gehörte von 1956 bis 1957 dem berühmten Berliner Ensemble von Bertolt Brecht an. 1989, fünf Jahre nach der Eröffnungspremiere, übernahm sie die Leitung des Volkstheaters.
Zum Ensemble zählten damals altbekannte Volksschauspieler wie Gustl Bayrhammer, Beppo Brem, Helmut Fischer, Willy Harlander, Karl Obermayr, Veronika Fitz, Enzi Fuchs, Rita Russek und Maria Singer. In der Ära Drexel kamen schwerpunktmäßig Stücke der klassischen Volkstheaterliteratur zur Aufführung. Sie erhielten ihre zeitgenössische Anbindung durch die teilweise enge Zusammenarbeit mit prägenden Autoren des kritischen Volksstücks wie Franz Xaver Kroetz, der am Haus teilweise auch spielte oder inszenierte.
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