„München ist ein Dorf.“ Diesen Ausspruch hört man immer wieder und auch, dass die Stadt so überschaubar sei, dass man viele Sehenswürdigkeiten zu Fuß erkunden könne. Stimmt das? Wir haben es ausprobiert und sind an einem sonnigen Sommertag von Ost nach West gelaufen.
Unsere Wanderung führte uns einmal quer durch München – vom Prinzregentenplatz in Bogenhausen bis zum Schloss Nymphenburg. Unser Fazit: eine wunderschöne Tagestour mit viel Natur und Kultur – und die Erkenntnis, dass man einen Ort auf eine völlig andere und intensivere Weise kennenlernt, wenn man nicht in einem Auto oder Bus sitzt. Man entdeckt Details und Dinge, nach denen man ursprünglich gar nicht gesucht hatte. Aber man sollte gut zu Fuß sein.
Doch keine Sorge – für alle, die es gemütlicher angehen wollen, haben wir die rund zwölf Kilometer lange Strecke in Etappen eingeteilt, die man einzeln laufen kann. So bleibt auch die Möglichkeit, der einen oder anderen Sehenswürdigkeit mehr Zeit zu widmen.
Mit der Touren-App komoot können Sie sich bequem auf Ihrer Wanderung begleiten lassen.
Entfernung: rund drei Kilometer. Öffentliche Verkehrsmittel: U4 Station Prinzregentenplatz (Start), Busse: 54, 58, 68, 154, Haltestelle Chinesischer Turm (Ziel)
Wir starten an der Säulenhalle des Eingangs zum Prinzregententheater – benannt nach Prinzregent Luitpold und von 1900 bis 1901 nach dem Vorbild des Richard-Wagner-Festspielhauses in Bayreuth erbaut. Der Theaterbau am Prinzregentenplatz beeindruckt mit seiner ganz speziellen Kombination aus Elementen des Jugendstils und des Klassizismus.
Weiter geht es die Prinzregentenstraße hinunter, vorbei am Prinzregentenbad und der Villa Stuck, zum „Friedensengel“, wie die Münchner das Denkmal am Isarhochufer nennen. Eingeweiht im Jahr 1899, sollte es an den Friedensschluss des Deutsch-Französischen Krieges von 1870 bis 1871 erinnern. Was viele nicht wissen: Der Engel ist kein Engel im christlichen Sinne, sondern stellt die griechische Siegesgöttin Nike dar – weist also zugleich auf den Sieg der deutschen Truppen gegen die Franzosen hin.
Was viele nicht wissen: Der Friedensengel ist kein Engel im christlichen Sinne, sondern stellt die griechische Siegesgöttin Nike dar – weist also zugleich auf den Sieg der deutschen Truppen gegen die Franzosen hin.
Der Weg zum Bogenhausener Friedhof führt durch die parkartigen Maximiliansanlagen am Isarhochufer entlang. An der Maria-Theresia-Straße – eine der nobelsten Gegenden Münchens – stehen beeindruckende, teilweise palastartige Jugendstilvillen. Bücherfreunde machen an der Monacensia Halt, dem Literaturarchiv der Stadt München in der ehemaligen Künstlervilla des Bildhauers Adolf von Hildebrand (1847 bis 1921).
Wie in einem bayerischen Dorf fühlt man sich am Bogenhausener Kirchplatz am Ende der Straße. Der Friedhof mit seiner spätbarocken Kirche St. Georg ist genau das, was man gemeinhin unter einem Kleinod versteht. Hier kann man die Gräber von Münchner Persönlichkeiten wie Liesl Karlstadt, Erich Kästner, Rainer Werner Fassbinder oder Oskar Maria Graf finden.
Auf der Max-Joseph-Brücke genießen wir den Blick auf die Isar, auf deren breiter Kiesbank ein Angler sein Glück versucht. Wir laufen an der Tivolistraße entlang in Richtung Chinesischer Turm im Englischen Garten.
Der Englische Garten, heute einer der größten Stadtparks der Welt, wurde den Münchnern damals von ihrem eigentlich ungeliebten pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor beschert. Den Gedanken dahinter, auch dem einfachen Volk Gelegenheit zur Muße und Freizeitgestaltung zu geben, fanden die Münchner zunächst eher befremdlich.
Dort machen wir auf einer der Bänke des Biergartens Rast und stellen uns vor, wie im 18. Jahrhundert die Geschichte des Englischen Gartens begann: Der Park, heute einer der größten der Welt, wurde den Einheimischen von ihrem eigentlich ungeliebten pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor beschert. Der Landschaftsarchitekt Friedrich Ludwig von Sckell war für die Gestaltung zuständig. Den Gedanken dahinter, auch dem einfachen Volk Gelegenheit zur Muße und Freizeitgestaltung zu geben, fanden die Münchner zunächst eher befremdlich und in gewisser Weise fast schon dekadent. Erst als die Ausflugsgaststätte am Chinesischen Turm eröffnet hatte, freundeten sie sich mit ihrem neuen Stadtpark an, der anfangs übrigens noch Theodors Park hieß.
Der Chinesische Turm war Teil eines Chinesischen Dorfes, das heute leider nicht mehr steht. Mit derartigen Bauten wollten die Herrscher ihren Untertanen einen Eindruck vermitteln, wie es in der großen weiten Welt aussah. Noch dazu hatte man damals vom Turm aus eine wunderbare Aussicht bis in die Stadt. Heute ist der Turm zwar für Besucher gesperrt, in einem seiner fünf Stockwerke spielt bei schönem Wetter zur Freude aller Biergartenfans aber eine Blasmusikkapelle.
Entfernung: rund 3,2 Kilometer. Öffentliche Verkehrsmittel: Busse: 54, 58, 68, 154 Haltestelle Chinesischer Turm (Start), U2 Station Königsplatz (Ziel)
Wir wandern vom Chinesischen Turm nach Süden in Richtung Monopteros. Auf Geheiß von König Ludwig I. errichtete Leo von Klenze den Rundtempel im griechischen Stil in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wer möchte, steigt hinauf, denn der Ausblick über den südlichen Englischen Garten und die Skyline der Münchner Innenstadt ist fabelhaft.
Jetzt haben wir uns eine Stärkung verdient! Unser nächstes Ziel für ein spätes Frühstück ist deshalb der Imbiss Milchhäusl am Haupteingang des Englischen Gartens an der Königinstraße. Auf dem Weg dorthin queren wir den Schwabinger Bach, an dessen Ufer schon die ersten Sonnenanbeter liegen. Das klare Wasser ist zu verlockend. Keine Frage – wir ziehen Socken und Schuhe aus und waten durch den eiskalten Bach. Nach den ersten Sekunden ein unvergleichlicher Genuss!
Der Name Milchhäusl erinnert übrigens an die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als hier an hungernde Münchner Milch und Brot ausgegeben wurde. Heute lässt man sich im schattigen Biergarten oder im Winter in ausgedienten, dafür aber beheizten Ski-Gondeln Bio-Spezialitäten schmecken.
Der Name Milchhäusl erinnert übrigens an die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als hier an hungernde Menschen Milch und Brot ausgegeben wurde. Heute lässt man sich im schattigen Biergarten oder im Winter in ausgedienten, dafür aber beheizten Ski-Gondeln Bio-Spezialitäten schmecken.
An der Veterinärstraße entlang laufen wir weiter in Richtung Ludwig-Maximilians-Universität. Zunächst erreichen wir den halbrunden Professor-Huber-Platz und sein westliches Gegenstück, den Geschwister-Scholl-Platz, auf der anderen Seite der Ludwigstraße. Die Plätze sind nach Mitgliedern der studentischen Widerstandsbewegung „Weiße Rose" benannt, die sich im Zweiten Weltkrieg gegen das Nazi-Regime auflehnte. Vor dem Uni-Haupteingang sind Flugblätter in den Boden eingelassen, die an die Aktionen der Gruppe erinnern. Am Lichthof im Inneren der Universität befindet sich außerdem die „Denkstätte Weiße Rose“.
Die Ludwig-Maximilians-Universität wurde im Jahr 1826 von König Ludwig I. von Landshut nach München geholt und ist heute mit rund 50.000 Studierenden eine der größten Hochschulen in Deutschland. Das Hauptgebäude im Rundbogenstil stammt von Friedrich von Gärtner.
Wir verlassen das Universitätsgebäude am hinteren Ausgang und gehen nach links die Amalienstraße entlang. Wer ins Münchner Studentenleben eintauchen will, ist hier richtig. Die Straße mit vielen kleinen Cafés, Lokalen und Läden ist nach Amalie Auguste Prinzessin von Bayern benannt, der Tochter des ersten bayerischen Königs Max Joseph.
An der Ecke Theresienstraße biegen wir nach rechts ab. Die Theresienstraße wiederum ist sogar nach einer echten Königin benannt, Therese von Bayern, anlässlich deren Hochzeit mit König Ludwig I. im Jahr 1810 bis heute das Oktoberfest auf der Theresienwiese gefeiert wird.
Nach rund 170 Metern kommen wir zum Museum Brandhorst mit seiner unverwechselbaren Fassade aus farbigen Keramikstäben. Hier sollte man unbedingt einen Blick auf die monumentalen Rosenbilder von Cy Twombly werfen – ein wahres Licht- und Farbspektakel.
Das Museum Brandhorst gehört bereits zum Kunstareal. Ein großer Teil dessen, was München kulturell und architektonisch zu bieten hat, ist hier vertreten: Unter anderem die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen mit der Alten Pinakothek, der Neuen Pinakothek und der Pinakothek der Moderne, das Ägyptische Museum sowie das NS-Dokumentationszentrum.
Wie in Griechenland fühlt man sich auf dem Königsplatz mit seinen klassizistischen Gebäuden Glyptothek, Propyläen und der Staatlichen Antikensammlung. König Ludwig I. hatte im 19. Jahrhundert den Traum, München in ein „Isar-Athen“ zu verwandeln.
Wie in Griechenland fühlt man sich auf dem Königsplatz mit seinen klassizistischen Gebäuden Glyptothek, Propyläen und der Staatlichen Antikensammlung. König Ludwig I. hatte im 19. Jahrhundert den Traum, München in ein „Isar-Athen“ zu verwandeln. Sein Haus- und Hofarchitekt Karl von Fischer plante den Platz, der damals noch am Rande der Stadt lag, nach dem Vorbild der Akropolis in Athen.
Entfernung: rund sechs Kilometer. Öffentliche Verkehrsmittel: U2 Station Königsplatz (Start), Trambahn 17, Busse 51, 151, Schloss Nymphenburg (Ziel)
Vom Königsplatz gehen wir an den Propyläen vorbei in Richtung Brienner Straße. Gleich an der rechten Seite ist das Lenbachhaus, das mit seiner Städtischen Galerie noch ein Teil des Kunstareals ist. Der Münchner Malerfürst Franz von Lenbach (1836 bis 1904) hatte hier seine Künstlerresidenz: „Ich gedenke mir einen Palast zu bauen, der das Dagewesene in den Schatten stellen wird; die machtvollen Zentren der europäischen großen Kunst sollen dort mit der Gegenwart verbunden sein“ – schrieb Lenbach vor dem Bau seiner Villa in einem Brief aus dem Jahr 1885. Heute beherbergt das Museum unter anderem die weltweit größte Sammlung der Kunst des Blauen Reiters, mit Arbeiten von Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, Franz Marc und anderen.
Im Löwenbräukeller am Stiglmaierplatz essen wir zu Mittag. Im Sommer sitzt man hier im schattigen Biergarten, in kühleren Monaten drinnen in geschichtsträchtigen Räumen. Bereits seit 1883 gibt es das Traditionswirtshaus in München, das auch dunkle Momente erlebt hat: Unter anderem hielt Adolf Hitler hier im Jahr 1942 seine Stalingrad-Rede.
Auf dem Gelände der ehemaligen Luitpoldkaserne, zwischen Neuhausen, Schwabing und Innenstadt, haben Künstler und Designer ihre Ateliers und Werkstätten. In dem Areal mit alten Industriebauten, bunten Graffiti und wild wuchernden Gärten werden außerdem Ausstellungen, Workshops oder Konzerte veranstaltet.
Zu unserer nächsten Station, dem Kreativquartier, fahren wir ab Stiglmaierplatz mit der Trambahn drei Stationen bis Leonrodplatz. Auf dem Gelände der ehemaligen Luitpoldkaserne, zwischen Neuhausen, Schwabing und Innenstadt, haben Künstler und Designer ihre Ateliers und Werkstätten. In dem Areal mit alten Industriebauten, bunten Graffiti und wild wuchernden Gärten werden außerdem Ausstellungen, Workshops oder Konzerte veranstaltet.
Danach geht es die Dom-Pedro-Straße entlang zum Beginn des Nymphenburger Kanals. Hier erwartet uns der beeindruckende Hubertusbrunnen aus dem Jahr 1903 im Stil eines überdachten Tempels. Der Brunnen, in dessen Inneren das Standbild eines Hirsches steht, befand sich einst vor dem Nationalmuseum an der Prinzregentenstraße und wurde später von den Nationalsozialisten an seinen heutigen Platz versetzt. Als wir ankommen, warten hier Pärchen beim Picknick auf den Sonnenuntergang hinter dem Schloss Nymphenburg.
Am Kanal entlang – das Schloss immer im Blick – geht es in Richtung des Ziels unserer Wanderung. Der Kanal östlich des Schlosses, der von zwei Auffahrtsalleen flankiert wird, wurde unter Kurfürst Karl Albrecht in den Jahren 1728 bis 1730 erbaut. Das Schloss ist um einiges älter: Kurfürst Ferdinand Maria hatte es im Jahr 1664 als Geschenk an seine Frau Adelheid von Savoyen in Auftrag gegeben, als sie ihm mit Max Emanuel den lang ersehnten Thronerben geboren hatte. Jahrhundertelang diente der prunkvolle Bau den Wittelsbachern als Sommerresidenz.
Der Spaziergang durch den Schlosspark ist traumhaft: An den Parkburgen vorbei wandern wir bis zum sogenannten Dörfchen. Die teilweise immer noch bewohnten Häuser verkörpern die idealisierte Vorstellung des Landlebens in höfischer Zeit.
Der Spaziergang durch den Schlosspark ist traumhaft: An den Parkburgen vorbei wandern wir bis zum sogenannten Dörfchen. Die teilweise immer noch bewohnten Häuser verkörpern die idealisierte Vorstellung des Landlebens in höfischer Zeit. Die damaligen Herrscher stellten sich nämlich gerne vor, dass Bauern und Hirten in einer Art ländlichen Idylle lebten. Ähnliche Staffagedörfer befinden sich im Park von Chantilly und im Park von Schloss Versailles.
Im Biergarten der Schlosswirtschaft Schwaige lassen wir den Tag ausklingen – ganz und gar entspannt und zufrieden.
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist – rein in bequeme Schuhe, Brotzeit in die Tasche und nichts wie los! Fachkundige Begleitung gibt es alternativ bei unseren offiziellen München-Guides. Folgende Führungen behandeln Themen, die auch auf unserer Wanderung von Ost nach West angesprochen werden: Kunststadt München, Königliches München, Schloss Nymphenburg und München als Hauptstadt der Bewegung.
Hier finden Sie diese Tour zum Download als gpx-Datei.