Noch herrscht hier ganz normale Betriebsamkeit. Aber schon Mitte Juni wird die Leopoldstraße bei der Fußball-EM wieder zum Partymittelpunkt der Stadt. Dann werden sich hier nach den Spielen Anspannung und Euphorie entladen. Wo kann man sich entlang der Feiermeile die Spiele ansehen und wo findet man auch spät in der Nacht noch einen Happen zu essen? Ein Guide.
Wenn ein sportliches Großereignis wie die Fußball-Europameisterschaft stattfindet, verwandelt sich die Leopoldstraße: Bars bereiten sich auf einen mehrwöchigen Ausnahmezustand vor, Restaurants bauen drinnen wie draußen Leinwände und Bildschirme auf, Läden werden in unterschiedlichen Nationalfarben geschmückt und Imbisse, Kioske und selbst Bäckereien stellen hektoliterweise Bier kalt. Als Fußballfan auf der Suche nach Spielübertragung und Atmosphäre wird man in der ganzen Straße fündig. Doch wo schaut und jubelt es sich am besten?
Eine gute erste Anlaufstelle sind die Orte, an denen man das auch für den Rest des Jahres tut, also die Sportsbars und Fußballkneipen. Eine besondere Ballung dieser Läden findet man zwischen Giselastraße und Münchner Freiheit, etwa The Keg Bar in der Trautenwolfstraße. In der rot gestrichenen Kneipe mit ihren Postern und dunklen Holztischen kann man sich in die Sofas fläzen und die Spiele auf zwei großen Leinwänden und sechs Fernsehern verfolgen.
Zu trinken gibt es neben Tegernseer Bier auch Craftbeer und Guinness, manche Biersorten lassen sich als Pitcher oder gar als Fass bestellen. Den Hunger kann man mit typischem Barfood (Burger und dergleichen) stillen. Findet die Übertragung freitags oder samstags statt, muss man sich keine Gedanken um ein Anschlussprogramm machen, dann hat die Keg Bar bis um vier Uhr geöffnet. Der Ansturm auf die bequemen Sofaplätze ist groß, während der EM sollte man deshalb unbedingt reservieren.
Wer keinen Platz ergattert haben sollte, kann einfach die Straßenseite wechseln und es im Shamrock Pub probieren. Die irische Bar sieht genauso aus, wie man sich einen Pub in Dublin vorstellen würde: Kelleratmosphäre, unverputzte Backsteinwände, Bodenfliesen, Barhocker aus dunklem Holz, Rockmusik und eine große Auswahl an Whiskeys, Ales, Stouts und Cider. Auch hier werden alle Spiele der Fußball-EM auf insgesamt sieben Bildschirmen gezeigt. Wird es genauso voll wie bei Rugbyspielen, werden sich hier schätzungsweise 350 Menschen zum Mitfiebern versammeln. Leider hat sich Irland nicht für die EM qualifiziert, bei England-Spielen (Irlands Erzrivale!) dürfte es trotzdem hoch hergehen.
Das Spiel anschauen und Triumph oder Niederlage bis tief in die Nacht begießen? Dann ab in die legendäre Schwasi, wie die Schwabinger 7 in der Feilitzschstraße auch genannt wird. Die sagenhaft verruchte Boazn in der Nähe der Münchner Freiheit baut für die EM 2024 eine Leinwand auf und lädt alle Nationaltrainerinnen und -trainer in spe zu glühenden Performance-Analysen der jeweils spielenden Mannschaft ein. Großer Vorteil der Schwasi: Selbst wenn das Ergebnis längst feststeht, kann man hier noch Stunden weiterdiskutieren. Die Kneipe hat außer sonntags jeden Tag (!) bis vier Uhr geöffnet.
Wer neben dem Fußball auch für Kulinarik brennt, darf sich über die anstehende Europameisterschaft doppelt freuen. Denn zu solchen Veranstaltungen ist es gute Traditionen, dass sich auch klassische Restaurants und Imbisse in brodelnde Public-Viewing-Bühnen verwandeln. Bei Sesam Falafel Schwabing an der Ecke Leopold- und Franz-Joseph-Straße etwa werden auf der Terrasse des arabischen Restaurants alle EM-Spiele übertragen. Während die Spieler auf dem Feld also fleißig Kalorien verbrennen, darf man selbige in Form von frischen Falafel, Mezze und Halloumi zu sich nehmen. Übrigens handelt es sich hier um ein Tauschgeschäft: Die Shishabar von nebenan, Masquerade Schwabing, stellt einen Screen, dafür kann man dort auch Falafel bestellen und auf einem weiteren Bildschirm Fußball schauen. Dass sich die Falafel-Torjubel-Kombination lohnen könnte, spiegelt sich auch in der erstaunlich hohen Google-Bewertung von 4,9 Sternen.
Ein paar Meter weiter nördlich verwandelt sich auch die Gelateria Favara's für einen Monat zum Fußball-Treffpunkt. Die Spiele werden übertragen und es wird eine Handvoll Eissorten geben, die sich um die Europameisterschaft drehen. Eis in Länderfarben? Mit nationaltypischen Obstsorten oder Gewürzen? Wir sind gespannt.
Wer eigentlich am liebsten ins Stadion wollte (und wer will das nicht), aber kein Glück beim Kartenkauf hatte, kann sich bei Alles Wurscht eine Trost-Currywurst holen und das typische Stadionerlebnis zumindest geschmacklich nachbilden. Biegt man auf der Leopoldstraße kurz vor der Münchner Freiheit einmal rechts ab, kommt man zu dem verwunschenen Häuschen am Nikolaiplatz, an dem ein rotes Schild mit „Imbiss“ hängt. Während der EM werden auch hier Fußballspiele gezeigt – die der deutschen Nationalmannschaft, ein paar Spiele des Viertelfinales, das Halbfinale und das Finale. Dafür werden auf der Terrasse, im Garten und im Wintergarten große Fernseher und Beamer aufgebaut und das Lokal in Deko gehüllt. Neben der Currywurst (die es übrigens auch vegan gibt), gibt es hier auch Nürnberger, Bratwürste oder Käsekrainer.
Im Wirtshaus zur Brezn, kurz vor der Münchner Freiheit, werden die Spiele drinnen und draußen auf Großbildschirmen übertragen. Zur EM gibt es hier auch einen extra Stehausschank, sowie „Schweindl in der Semmel“ auf die Hand. Nach jedem Deutschlandspiel steigt in der „Brezn“ eine After-EM Party mit DJ!
Und nicht nur das: Zur Freude aller Nachtschwärmer gibt es hier eine Mitternachtskarte, was bedeutet, dass man einige Schmankerl wie Spareribs oder Kasspatzn bis 24 Uhr bestellen kann. Und wer nach einem Partyabend einen Ort zum Auskatern sucht, der kann am nächsten Tag zum Weißwurstfrühstück kommen. Das Weißbier, das man typischerweise dazu trinkt, wirkt Wunder.
Bei Türkitch direkt an der Münchner Freiheit wird die EM nicht übertragen, dafür bekommt man etwas anderes: Döner, Köfte und Falafel, die in der ganzen Stadt beliebt sind. Und die stimmungsvolle Atmosphäre des nahe gelegenen Wedekindplatzes. Der schmückt sich mit ein paar Bäumen, einem Brunnen, einer Eisdiele und zahlreichen Kneipen. Wer auf der Suche nach Mitfeiernden ist, wird hier immer fündig.
Schließlich gibt es noch einen Ort, den sich alle merken sollten, bei denen die Euphorie auch mal eine ganze Nacht anhält: den 24h Kiosk, der sich direkt an der U-Bahn-Station Münchner Freiheit befindet und, wie der Name schon verrät, täglich 24 Stunden geöffnet hat. In den frühen Morgenstunden wird der Kiosk zur neongrün erleuchteten Oase, an der sich alle treffen, nachdem die letzte Bar geschlossen hat. Hier werden alle Nimmermüden mit Snacks und Bier versorgt, bleibt man bis in die Morgenstunden wach, kann man sich hier auch eine Zeitung schnappen und sich das Fußballspiel, das ein paar Stunden zuvor stattgefunden hat, wieder in Erinnerung rufen. Hinweis: Glasflaschen sind im Bereich der Feiermeile während der EM verboten.
Als die deutsche Nationalmannschaft 2014 den WM-Titel holte, strömten 200.000 Fans auf die Leopoldstraße. Aber auch, wenn nicht die Deutschen spielen, ist der Boulevard die erste Anlaufstelle für alle Jubelnden, nur dann sind es eben Fans aus Italien, Kroatien oder England … Und auch wenn natürlich noch nicht feststeht, wer bei der EM 2024 am meisten zu feiern haben wird, hat die Münchner Polizei die Leopoldstraße im Blick. Es wird davon ausgegangen, dass es zu spontanen Siegesfeiern kommen kann. „In diesen Fällen werden dann, sobald es erforderlich ist, anlassbezogen auch temporäre Sperrungen für Autos durchgeführt werden. Die Entscheidung darüber obliegt dem Einsatzleiter vor Ort nach entsprechender Lagebeurteilung“, erklärt Lukas Schauer, Pressesprecher zum Thema Sport und Sportgroßveranstaltungen der Stadt München.