Blick in das Servus-Heimat-Geschäft in München.

Einkaufen in München: Kaufhäuser, Hoflieferanten und Concept-Stores

München zum Mitnehmen

Wer nach München reist, sollte im Gepäck Platz für mehr als nur ein Souvenir lassen – vielleicht sogar mit leeren Koffern kommen. Denn eine Shoppingtour durch die Stadt verspricht nicht nur außergewöhnliche Fundstücke, sie ist auch eine wunderbare Gelegenheit, in Münchens Kultur und Geschichte einzutauchen.

München darf sich zu Recht als internationale Metropole bezeichnen – entsprechend vielfältig und ausdifferenziert ist auch die Auswahl beim Shopping. Gleichzeitig ist München seinen historischen Wurzeln immer treu geblieben. Die Geschichte mancher Geschäfte reicht tatsächlich bis in die mittelalterliche Gründungszeit zurück. Und weil die Münchnerinnen und Münchner sehr lokalpatriotisch sind, was ihre Läden betrifft, und es mögen, mit der Region verbunden zu sein, eröffnen sich hier viele Produktwelten und Shopping-Erlebnisse, die es so nirgendwo sonst gibt.

 

Traditionsgeschäfte in der Fußgängerzone

Die erste Anlaufstelle für einen authentischen Münchner Einkaufsbummel: die 1972 eröffnete Fußgängerzone, insbesondere die altehrwürdigen Kaufhäuser, die hier ansässig sind. Dass der auf Luxusmode spezialisierte Oberpollinger mit knapp 120 Jahren Firmengeschichte der jüngste der Gruppe ist, sagt einiges über die lange Tradition, die die Häuser bis heute fortführen.

Ob exquisite Mode und Accessoires bei Ludwig Beck am Rathauseck, handverlesene Haushaltswaren bei Kustermann oder luxuriöse Trachten und Designermode bei Lodenfrey: Ein Streifzug durch die Etagen der Kaufhäuser ist ein Fest für die Sinne – nicht zuletzt deshalb, weil manche auch ein Café, ein Restaurant oder eine Dachterrasse beherbergen, grandiose Aussichten über die Altstadt inklusive.

Qualität und Luxus, seit Jahrhunderten

Traditionelles und hochwertiges Handwerk findet man in der Altstadt aber nicht nur in den Kaufhäusern. Es existieren auch zahlreiche Fachgeschäfte, wie etwa die der königlich-bayerischen Hoflieferanten.

Das erstklassige Schuhwerk von Ed.Meier etwa denkt man in Sondereditionen der auf den Fuß abgepassten Leisten immer weiter, sodass die Schuhe einen nicht nur über den Asphalt in München tragen, sondern auch auf Berge oder durch Bierpfützen auf dem Oktoberfest. Die Familie Meier führt das Unternehmen schließlich in der 13. Generation, versorgte schon Königshäuser mit adäquater Fußbekleidung.

Der Alltag der meisten Einheimischen spielt sich nicht zwischen Kaviarhäppchen und Opernpremiere ab.

So ausgerüstet kann man stilsicher die nahe gelegene Maximilianstraße erkunden, Münchens bekannteste Prachtstraße, in der es nicht nur Boutiquen von nahezu jeder internationalen Luxusmarke gibt, sondern auch Münchner Originale wie den familiengeführten Juwelier Hemmerle, dessen Kreationen bei Kunstmessen und Auktionen regelmäßig für Furore sorgen.

 

Sonderwünsche? Ja bitte!

Bei so viel Luxus könnte man meinen, dass in der Innenstadt wenig Platz für anderes bleibt. Weit gefehlt! Denn obwohl in München die Gutbetuchten in vergleichsweise großer Zahl vertreten sind, spielt sich der Alltag der meisten Einheimischen dann doch nicht zwischen Kaviarhäppchen und Opernpremiere ab.

Den weitaus größeren Teil verschlägt es eher in die nahe gelegenen Alpen – und so ist auch das Angebot an spezialisierten Outdoorgeschäften groß. Bei Sport Schuster etwa kann man alles zur Eroberung der Münchner Hausberge erstehen – und noch viel mehr. Als 1953 die Erstbesteigung des Nanga Parbat stattfand, war auch Hermann Buhl dabei, der damals Berater im Sporthaus Schuster war. An der Tradition, echte Alpinistinnen und Alpinisten zu beschäftigen, hält das Familienunternehmen bis heute fest und ermöglicht auf diese Weise eine einzigartige Beratungsqualität.

Aber auch, wer die Sahara durchqueren möchte (Globetrotter), einen personalisierten und damit perfekt sitzenden Skischuh benötigt (blacksheepsports) oder es mit einem eigenen Surfboard den Locals an der Eisbachwelle (SantoLoco) nachtun möchte, wird in München fündig.

 

Das Kleine im Großen entdecken

Oder man macht sich auf dem Weg in die Gegenden von München, in denen es auch kleinere Geschäfte gibt. Und – erste Überraschung – dafür muss man sich noch nicht mal besonders weit von der Maximilianstraße entfernen, nur ein paar Schritte hinter den Odeonsplatz.

Die Kollektionen werden allesamt von regionalen Schneidereien und Manufakturen in Bayern oder Norditalien gefertigt.

Dahinter liegt der Luitpoldblock neben dem Literaturhaus, wo gerade zwei jüngere Münchner Labels nach langer Suche wieder eigene Geschäfte eröffnet haben. Bei Public Possession – eigentlich ein Dancelabel, das die beiden Münchner Valentino Betz und Marvin Schuhmann betreiben und das den Luitpoldblock auch für Partys nutzt (und diese Partys sind fast noch besser als die Kleidung) – findet man aufwendig gestaltete T-Shirts, Jacken, Shorts und natürlich Schallplatten.

Von der Welt inspiriert, lokal gefertigt

Direkt nebenan verkauft man bei A Kind Of Guise im neuen Laden Mode für Frauen und Männer. Jede Kollektion ist einem anderen Land auf der Welt gewidmet und besteht aus außergewöhnlichen Materialien wie Teddyfleece oder besonders bestickten Stoffen. So weit, so global – und vielleicht auch ein Grund, warum die Kollektionen auch in London, Berlin oder Paris so begehrt sind.

Doch während Inspiration und Stoffe aus der ganzen Welt kommen, werden die Kollektionen allesamt von regionalen Schneidereien und Manufakturen in Bayern oder Norditalien gefertigt. Zum Selbstverständnis bei A Kind Of Guise gehört es auch, die Münchner Herkunft nicht zu verleugnen, sondern neu umzudeuten: Zum Oktoberfest gibt es immer wieder Sondereditionen mit Trachtenjacken aus Wolle, liebevoll gehäkelten Broschen und handgestrickten Socken.

Ein besonders schöner Souvenirladen, der im Ruffinihaus seine Heimat gefunden hat, heißt sogar genau so: Servus Heimat.

Globale Wolle und regionale Manufakturen verbindet auch der Cashmere-Store Studio 163, der mongolische Wolle in schlichte und elegante Kleider, Cardigans und Pullover verwandelt. Barbara Klara Giandomenico, die Studio 163 im Jahr 2016 gründete, achtet auf zertifizierte Manufakturen, transparente Lieferketten und Oeko-Tex-Siegel.

Einer ihrer Läden befindet sich im altehrwürdigen Ruffinihaus, einem wunderschönen Gebäudekomplex zwischen Marienplatz und Sendlinger Tor, der 1903 bis 1905 im Auftrag der Stadt München gebaut wurde und in dem neben vielen Künstlerinnen und Künstlern auch Geschäfte ihre Heimat gefunden haben, die sich die Mieten sonst vielleicht nicht leisten könnten. Ein besonders schöner Souvenirladen hier heißt sogar genau so: Servus Heimat.

Das Angebot umfasst viel mehr als Mode

Studio 163 hat noch einen zweiten Laden, mitten im trendigen Glockenbachviertel, in der Jahnstraße. Nur eine Kreuzung weiter Richtung Isar verkauft Nora Khereddine in ihrem gleichnamigen Geschäft ebenso minimalistische wie ausgesuchte Designobjekte, die sie von ihren Reisen aus Marokko mitbringt, außerdem schlicht-funktionale Regale oder Schalen und Bowls aus Eichenholz, die der Künstler und Schreiner Fritz Baumann in seiner Münchner Werkstatt von Hand anfertigt.

Tragbar, ein Schmuckladen, dessen Betreiberinnen aus Recyclinggold und -silber neuen Schmuck upcyceln.

Nur eine Tramstation weiter liegt in der Nähe des Gärtnerplatzes der schicke und optisch reduzierte Laden von Naturkosmetik München – NKM. Nachdem Besitzerin Mareike Peters zuerst auf ihrem Instagram-Kanal über Naturprodukte informierte, wünschten sich viele Follower Produkte von ihr. Jetzt verkauft NKM unter anderem Reiniger, Toner, Seren; alle nachhaltig und schonend aus regionalen Produkten um München herum produziert. Das Konzept ist so erfolgreich, dass NKM nach Hamburg und Berlin expandiert hat.

Ebenfalls im Glockenbachviertel beheimatet ist die Schmuckdesignerin Saskia Diez, die mit ihren avantgardistisch-minimalistischen Designs weit über Münchens Stadtgrenzen bekannt ist. Dabei setzt sie meist auf nachhaltige Materialien und lokale Produktion, ihre Kreationen sind so ausdrucksstark wie zeitlos, was sie sowohl für den Alltag als auch zu besonderen Anlässen tragbar macht.

Nicht weit entfernt in der Zenettistraße befindet sich auch Tragbar, ein Schmuckladen, dessen vier Betreiberinnen aus Recyclinggold und -silber neuen Schmuck upcyceln.

 

Nachhaltiger geht nicht

Apropos Upcycling: In den Münchner Secondhandläden lassen sich häufig großartige Kleidung, Schuhe und Accessoires finden, man muss nur wissen, wo man anfangen soll. Einer der bekanntesten Läden ist das Macy Munich am Johannisplatz in Haidhausen. Umringt von nostalgischen Filmplakaten findet man Kleider und andere Klassiker.

Davon ausgehend, lohnt es sich, sich rund um den Gärtnerplatz umzuschauen. Vom Haben Will in der Reichenbachstraße über die Wunderkammer von Alva-Morgaine bis hin zu Cat With a Hat oder Alexas Secondhandmode. Der Exit Store an der Pestalozzistraße etwa ist auf moderne Marken spezialisiert: Gucci, Acne, CLOSED, msgm, Dr. Martens oder Salomon. Was neu ist, findet man praktischerweise bereits als fertige Outfits gestylt bei Instagram.

Noch eine Spur exklusiver geht es im Capricorn zu: Hier gibt es Schmuck von Louis Vuitton, Wildlederstiefel von Isabel Marant oder Balenciaga-Sneakers.

Ein Tipp, den Münchnerinnen und Münchner nur unter der Hand weitergeben, ist der Weiße Rabe, ein Gebrauchtwarenhaus in Obersendling und im Westend, in dem nicht nur Kleidung, sondern auch Geschirr, Haushaltswaren oder Spielsachen verkauft werden. Es soll Leute geben, die ihren halben Haushalt beim „Raben“ gekauft haben.

Was zusätzlich dafür spricht: Hier arbeiten vor allem Menschen mit Unterstützungsbedarf, die es sonst schwer haben, Jobs zu finden. Und das ist nicht nur vorbildhaft, das hat auch, ja genau: Stil.

 

 

Text: Nansen & Piccard, Fotos: Luis Gervasi, Christian Kasper, Sigi Müller, Frank Stolle, Servus Heimat.