München hat architektonisch weit mehr zu bieten als seine altehrwürdigen Bauten im Stil der Spätgotik und des Klassizismus. Man denke allein an die spektakuläre Zeltdach-Architektur des Olympiaparks von 1972. Seit der Jahrtausendwende sind die Allianz Arena und eine ganze Reihe Aufsehen erregender Museumsbauten, Gotteshäuser und Wohn- und Firmengebäude aus der Hand internationaler Star-Architekten dazugekommen. Das sind die Architektur-Highlights der letzten zwanzig Jahre von A bis Z:
Die ADAC Zentrale ist das jüngste der Gebäude, die das deutsch-britische Architektenteam Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton für München entworfen hat. Mit seinen in leuchtenden Gelbtönen gehaltenen Fensterbändern, dem sternförmigen Sockelbau und dem 93 Meter hohen Turm prägt der Bau wie ein neues architektonisches Wahrzeichen das Münchner Westend. Herausragend ist auch das ökologische Energiekonzept: Geheizt wird mit Fern- und Erdwärme; Photovoltaik-Anlagen erzeugen Strom. | Fertigstellung: 2012
Das Architekturbüro Herzog & de Meuron hat mit der Allianz Arena einen Stadionbau von internationalem Rang entworfen. Außenhaut und Bedachung des Stadion-Rings bestehen aus Tausenden von rautenförmigen Luftkissen, die meistens in den Farben des FC Bayern rot und weiß leuchten. Zu besonderen Anlässen sind mit Hilfe von 300.000 LED Lampen auch viele andere Motive und Effekte möglich: Von den Farben des Regenbogens bis hin zu Schwarz-Rot-Gold. Von den drei steil ansteigenden Rängen aus (mit einer Kapazität von insgesamt bis zu 75.000 Besucher*innen) lässt sich das Spielgeschehen aus nächster Nähe erleben. | Fertigstellung: 2005
Die BMW Welt, ein Projekt des Architekturstudios Coop Himmelb(l)au/ Wolf D. Prix, ist das moderne Auslieferungs- und Erlebniszentrum des Konzerns. Gegenüber den einprägsam schwingenden Dächern der Olympiasportstätten von 1972 und direkt neben dem BMW-Hochhaus und dem firmeneigenen Museum stellt sich die BMW Welt der Herausforderung ihrer architektonisch ambitionierten Umgebung: In einer dynamischen Kurve schraubt sich der Doppelkegel des Gebäudes nach oben und wird von einem Dach abgeschlossen, das der Konzern „Wolke“ nennt. Das geschwungene Photovoltaik-Flachdach spannt sich mit einer Gesamtfläche von 15.000 Quadratmetern über das Gebäude. | Fertigstellung: 2007
Eine mondäne Einkaufspassage, die für neues Bauen unter Berücksichtigung gewachsener Innenstadtstrukturen steht: Mit den Fünf Höfen an der Theatinerstraße öffnete das Architekturbüro Herzog & de Meuron einen ehemals geschlossenen Altstadtblock aus historischen Gebäudeteilen und wandelte ihn in ein modernes Ensemble aus Höfen und Passagen um. Elegante Läden, Cafés, Restaurants und die unterschiedliche künstlerische Gestaltung geben jedem Hof und jeder Passage ein eigenes, unverwechselbares Flair. Hier ist auch die Kunsthalle München zu Hause. Zur Theatinerstraße öffnet sich die Fassade mit klappbaren Metallelementen. Im zweiten Bauabschnitt gestaltete das Münchner Büro Hilmer & Sattler die Fassade zur Salvatorstraße. | Fertigstellung: 2003
Münchens modernstes katholische Gotteshaus, die Herz-Jesu-Kirche, ist ein Projekt des Architekturbüros Allmann Sattler Wappner. Der Sakralbau beeindruckt durch seine klare und reduzierte Formensprache. Es gibt keine Ornamente oder Malereien, die von der inneren Einkehr ablenken könnten. Edle Materialien und das Licht, das durch die äußere Glashülle einfällt und im Innenraum durch senkrecht stehende Lamellen aus hellem Holz gefiltert wird, schaffen eine warme und besinnliche Atmosphäre. Das monumentale, zweiflügelige Eingangstor aus blauem Glas, das fast die gesamte Kirchenfassade einnimmt, wird im Sommer zu Konzerten und Festlichkeiten geöffnet. | Fertigstellung: 2000
Gegenüber der Alten Pinakothek baute das Kölner Architekturbüro Peter und Gottfried Böhm das neue Haus für die Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) und das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst. Die unterschiedlichen Anforderungen, die die beiden Mieter an ihren neuen Bau stellen, legten nahe, hinter einer einheitlichen Fassade, zwei deutlich voneinander getrennte Gebäudeteile mit separaten Eingängen zu schaffen. Über den tiefer gelegenen Eingang des Ägyptischen Museums gelangen die Besucher*innen zu den Ausstellungsräumen, die in Anspielung auf eine archäologische Grabungsstätte unter die Erde verlegt wurden; Tageslicht kommt durch einen in die Rasenfläche eingeschnittenen Atriumhof. Der Eingangsbereich der HFF München ist dagegen ebenerdig und umfasst ein großzügiges Foyer, das auch für öffentliche Veranstaltungen genutzt wird. Im rückwärtigen Teil sind die Säle, ein Audimax mit Kino, Seminarräume, Bibliothek und eine Cafeteria für die Studierenden untergebracht. | Fertigstellung: 2011
Die Medienbrücke München, die von Otto Steidle entworfen, und nach seinem Tod von seinen Nachfolgern, dem Architekturbüro steidle architekten, umgesetzt wurde, ist eines der spektakulärsten Münchner Bauwerke des vergangenen Jahrzehnts. Es ist richtungweisend für den neuen Stadtteil am Ostbahnhof, das sogenannte Werksviertel. Auf zwei 50 Meter hohen Säulen liegt das dreigeschossige Bürogebäude als eine Art „horizontales Hochhaus“. Es ist das Eingangstor zum Media Works Munich Areal, einem Businesspark für Medien-, Mode- und Dienstleistungsunternehmen. Das Haus bietet einen Panoramablick über München bis zu den Alpen. | Fertigstellung: 2012
Ein farbenfrohes Haus für die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts: Mit dem Museum Brandhorst ist das Münchner Kunstareal auf eindrucksvolle Weise erweitert worden. Das vom Architektenteam Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton entworfene Museum ist ein schmaler, langgestreckter Bau. Die Außenhaut besteht aus Lamellen von 36.000 glasierten Keramikstäben, die je nach Lichteinfall in den verschiedensten Farben schimmern. Innen entfalten sich drei Ausstellungsebenen, die durch eine großzügige Treppe miteinander verbunden sind. Über seinen ästhetischen Anspruch hinaus ist das Museum Brandhorst auch in Sachen Klimaschutz vorbildlich: Sowohl mit seinem modernen Lichtkonzept, das vorrangig auf Tageslicht setzt, als auch durch die energiesparende Technik bei der Regulierung der Raumtemperatur. Durch weitere Maßnahmen, wie zum Beispiel den Einsatz von Grundwasserpumpen und Wärmetauschern kann die Energiebilanz optimiert werden. Darüber hinaus schluckt die Ummantelung der Fassade den Straßenlärm. | Fertigstellung: 2009
Entworfen haben den Neubau, mit dessen Realisierung im Herbst 2011 begonnen wurde, die Berliner Architekten Georg-Scheel-Wetzel. Mit ihrem weißen Kubus aus Sichtbeton haben sie den Architekturwettbewerb für das NS Dokumentationszentrum gewonnen. Er steht im Kontrast zu den benachbarten Gebäuden aus der NS-Zeit. Durch großzügige, über zwei Stockwerke reichende Fenster sind vielfältige Sichtbezüge möglich. Die Ausstellungskonzeption bezieht die Umgebung des Hauses mit ein, die ein wichtiger Zugang zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist. | Fertigstellung: 2015
Die Synagoge steht auf dem Sankt-Jakobs-Platz im Herzen der Stadt. Entworfen von den Architekten Wandel Hoefer Lorch, ist die Synagoge Teil des Jüdischen Zentrums Jakobsplatz, zu dem auch das Jüdische Museum, das Gemeindehaus mit Konzertsaal und Restaurant, sowie die Schule und die Bibliothek gehören. Als wichtigstes Bauwerk steht die Synagoge frei auf dem Platz. Ihr mit Natursteinen verkleideter Sockel erinnert an den Jerusalemer Tempel. Der lichte Glasaufbau mit einer Tragstruktur aus Stahl, die an ineinander verschachtelte Davidsterne denken lässt, steht für das Stiftszelt. Nachts ist die Dachkonstruktion von innen her beleuchtet. Im Innenraum sind Zedernholz aus dem Libanon und Stein aus Israel die bestimmenden Materialien. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Städtebaupreis 2008, überzeugt das „Jüdische Zentrum Jakobsplatz“ mit seinen Bauten und seinem städtebaulichen Konzept, das aus einem vormals unbeachteten Raum einen lebendigen Ort der Begegnung und des Miteinanders gemacht hat. | Fertigstellung: 2006 (Synagoge) und 2007 (Gemeindehaus und Museum)
Uwe Kiesslers Pavillon im Petuelpark im Norden Schwabings ist ein zweigeschossiger, würfelförmiger Bau mit einem weit vorspringenden Flachdach und großzügiger Verglasung. Genutzt wird der lichte, weiße Parkpavillon als Café (Café Ludwig) und als Ausstellungsraum. Der Petuelpark ist ein moderner, neu angelegter Park über dem Petueltunnel am nördlichen Mittleren Ring, ausgestattet mit Kunstobjekten und Wasserspielen. | Fertigstellung: 2004
Die Pinakothek der Moderne ist eines der weltweit größten Museen für die bildenden Künste des 20. und 21. Jahrhunderts. Unter ihrem Dach präsentieren sich vier eigenständige Institutionen mit Dauer- oder Wechselausstellungen: Die Sammlung Moderne Kunst der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Die Neue Sammlung – The Design Museum, das Architekturmuseum der Technischen Universität München und die Staatliche Graphische Sammlung. Der von dem Münchner Architekten Stephan Braunfels entworfene Bau gibt sowohl die Eigenständigkeit der einzelnen Sammlungen wieder als auch deren Zugehörigkeit zum großen Ganzen. Außen ein freistehender rechteckiger Block aus weißem Sichtbeton und mit einer Säulengruppierung vor dem verglasten Eingangsbereich, erschließt sich der Baukörper innen durch die zentrale, lichtdurchflutete Rotunde. Unter der riesigen Glaskuppel befinden sich das offene Eingangsfoyer und die konische Treppe, die zu den verschiedenen Ausstellungsebenen führt. Unverbaute Achsen erlauben vom Foyer aus überraschende Ein- und Fernblicke in die einzelnen Sammlungen. | Fertigstellung: 2006
2009 begann der Stararchitekt Sir Norman Foster mit der Generalsanierung und Erweiterung der Münchner Künstlervilla mit der weltweit größten Sammlung des Blauen Reiter. Mit dem golden glänzenden Erweiterungsbau der Baumeister aus dem Büro Foster + Partners hat München ein Aufsehen erregendes architektonisches Schmuckstück von internationalem Rang bekommen. Seither können auch die anderen Sammlungsschwerpunkte, denen das Lenbachhaus seine außergewöhnliche Vielfalt verdankt, wieder gezeigt werden: Die Schätze der Malerei des 19. Jahrhunderts sowie die umfangreiche Sammlung zur internationalen Gegenwartskunst. Unter der Federführung des Lenbachhauses wurde eine wegweisende LED-Technologie entwickelt: Künstliche Beleuchtung, die sich kaum vom Tageslicht unterscheidet, die konservatorische Anforderungen in höchstem Maß erfüllt und neue Gestaltungsmöglichkeiten durch variable Lichtfarben eröffnet. Erstmals wird diese Technik in einem Museum umfassend eingesetzt. Mit dieser Art der Museumsbeleuchtung setzt das Lenbachhaus deutschlandweit neue Standards. | Fertigstellung: 2013
Mitten im Werksviertel, einem neuen Stadtquartier auf ehemaligen Industrieflächen hinter dem Ostbahnhof, besticht das WERK12 durch seine kühne und ausdrucksstarke Fassade. Originell sind die der Comicsprache entlehnten Ausrufe „Ahh“, „Ohh“ und „Puhh“, die dort in Form von fünf Meter hohen Buchstaben angebracht sind. Verantwortlich für dieses Kunstwerk am Gebäude zeichnen die Münchner Künstler*innen Christian Engelmann und Beate Engl. Sie verstehen es als Hommage an die Graffiti-Kultur und die Beschilderungen, die charakteristisch für das Werksviertel sind. Man kann sich auf vielfältige Weise durch das Gebäude bewegen: so ist jedes Stockwerk von über drei Meter breiten Terrassen umgeben, die durch Außentreppen miteinander verbunden sind. Im Erdgeschoss befinden sich Restaurants und Bars, im obersten Stockwerk Büros und dazwischen ein dreistöckiges Fitnessstudio mit Schwimmbad. Das WERK12 wurde 2021 mit dem renommierten Preis vom Deutschen Architekturmuseum (DAM Preis) ausgezeichnet. | Fertigstellung: 2019
Das Wahrzeichen des neuen Stadtquartiers auf dem ehemaligen Messegelände im Münchner Westend ist der Wohnturm Park Plaza des Münchner Architekturbüros Otto Steidle + Partner. Mit seinen 44 Metern Höhe nimmt das Hochhaus den Platz des einstigen Messeturms ein. Die kräftige Farbgebung – warmes Orange – ist ein Markenzeichen des Münchner Architekturbüros. Wie Schubladen „fahren“ nach allen Seiten Balkone und Wohnungen aus dem Block heraus und bringen mit den unterschiedlich rhythmisierten Fensterreihen Bewegung in die Fassade. Mit seinen 14 Stockwerken ist der Wohnturm Park Plaza eines der wenigen innerstädtischen Hochhäuser und dient ausschließlich Wohnzwecken. | Fertigstellung: 2002
Das futuristische Tor zur Stadt ist für Fernbusreisende der neue Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) an der Hackerbrücke. Eine riesige, lawinenartige Hülle aus schlanken Aluminiumrohren wölbt sich über die schräg gestellten Glasflächen des eigentlichen Baus. Das Terminal im Erdgeschoss mit den 29 Parkbuchten für Busse ist für das Ein- und Aussteigen der Fahrgäste bestimmt; im Stockwerk darüber können Reisende und Viertelbewohner*innen shoppen, essen und trinken; in der zweiten Etage kauft man die Tickets. Oben, von der Terrasse und dem großzügig verglasten Warteraum aus, hat man freien Blick auf die Frauenkirche und den Hauptbahnhof. Unter dem Busbahnhof, in zehn Metern Tiefe, lockt Münchens Tanzlocation Neuraum. Optimal ist die Anbindung des ZOB an das öffentliche Verkehrsnetz: Über die S-Bahn (Haltestelle Hackerbrücke) und die Tram hat man unmittelbaren Anschluss an die Innenstadt. | Fertigstellung: 2009